Verzeichnis der Mineral- und Thermalwässer sowie der besonderen Wässer
In Südtirol sind 37 Mineral- und Thermalwasserquellen, sowie Quellen und Grundwasservorkommen mit besonderen chemischen Merkmalen mittels Beschluss der Landesregierung vom 31.07.2018 Nr. 752, in ein eigenes Verzeichnis eingetragen. Diese Quellen wurden aus einer langen Reihe ausgesucht, die seit alters her für Bauernbäder und Heilanstalten genutzt wurden oder bereits als Mineralwasser abgefüllt und verkauft wurden.
28. Bad Pedraces - Abtei
Ruheoase am Quellwasser Bad Pedraces - Pantan Sarè - Gemeinde Abtei 1363 m ü.d.M.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden Wissenschaftler und Ärzte erstmals aufmerksam auf eine Quelle in Pedraces, die aufgrund ihrer Inhaltsstoffe sehr gut für Badekuren geeignet war. Jedoch erst im Jahr 1850 wurden einige Badekabinen in einfachster Weise nahe der Quelle errichtet. Im Jahr 1885 wurden die Badekabinen in die Nähe des heutigen Gasthauses Nagler verlegt und 1905 in das Gasthaus selbst. Die Familie Nagler betreute die Badeanstalt bis in die 50-ger Jahre des 20. Jahrhunderts. Heute ist die Quelle über die Ruheoase jedem zugänglich, wird jedoch nicht weiter genutzt.
Das Wasser wird klassifiziert als leicht mineralisiertes, fluorhaltiges Wasser. Es enthält Sulfid, Iod und Spuren von Aluminium, Bor, Barium, Brom, Beryllium, Kupfer und Lithium. Die Temperatur beträgt 7,1 °C und die Leitfähigkeit 350 µS/cm.
Wasser erzählt
Wasser erzählt von seinem Werdegang. Seine charakteristischen Eigenschaften sind ein Spiegelbild des Gesteins, durch welches es fließt. Die besonderen Eigenschaften verdankt dieses Wasser den Bellerophon Schichten, die von Wechsellagerungen von Gips mit dunklem Dolomit gekennzeichnet sind und vor ca. 250 Mio. Jahren das Vordringen des damaligen Tethys-Meeres kennzeichnen. Dementsprechend wurde der Quellbrunnen aus Dolomit gearbeitet. Die Auskleidung der drei Rillen im Stein soll einen Bezug zu den wichtigsten, im Wasser gelösten Elementen herstellen: Die Rillen sind aus Aluminium und Kupfer gefertigt, da im Wasser von Bad Pedraces neben Lithium und Bor auch Kupfer und Aluminium nachgewiesen worden sind. Die für das Wasser von Bad Pedraces charakteristischen Ausfällungen und Fäden entstehen durch die im Wasser enthaltenen, stark riechbaren Sulfidverbindungen und Mikroorganismen.
Wasser fließt
Am Quellbrunnen tritt das Wasser zutage und fließt entlang der Ruheoase durch die ortstypische Vegetation, bis es am Ende wieder versickert: ein Bild für den Kreislauf des Wassers in der Natur. Innerhalb dieses Kreislaufes kann der Mensch das Wasser nutzen, jedoch wird er es am Ende der Nutzung immer wieder diesem Kreislauf zurückgeben: Wasser fließt, besitzen kann man Wasser nicht. Wasser ist für alle da, die es brauchen: Pflanzen, Tiere und Menschen.
Wasser ist ein kostbares Gut, speziell wenn es besondere chemischen Merkmale aufweist.
Wasser wirkt
Das Wasser von Bad Pedraces wurde auch gegen Rheuma, Hautkrankheiten und Atemwegsbeschwerden sehr geschätzt. Im Sommer 2010 wurde die Quelle Bad Pedraces neu gefasst und mit zwei Leitungen zur Ruheoase geführt: Eine Leitung führt zum Quellbrunnen und eine zweite zum Wasserspender. Am Wasserspender besteht die Möglichkeit, das mineralhältige Wasser zu kosten. Es entspricht bakteriologisch den Bestimmungen und kann probiert werden. Der intensive Geruch ist allerdings gewöhnungsbedürftig. Entscheiden Sie selbst, das Wasser zu verkosten!
Wie kommt man zur Quelle?
Die Quelle erreicht man ausgehend vom Rathaus Badia in Pedraces innerhalb von knapp 10 Minuten: Auf der Hauptstraße ca. 50 m in Richtung Stern entlang folgt man rechts den Hinweistafeln. Zur Ruheoase gelangt man über ein kleines Weglein das von der Straße oberhalb des Residence Aria d’Bosch nach unten abzweigt.
LB
Ruheoasen an Quellen mit besonderen chemischen Merkmalen
Die Ruheoasen an Quellen mit besonderen chemischen Merkmalen sollen die alte Tradition der Bauernbäder in Südtirol aufwerten und einem breiten Publikum zugänglich und bekannt machen. Das Landesamt für nachhaltige Gewässernutzung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vielfalt Südtirols Wässer nicht nur beschreibend mittels der bereits in der Nähe aufgestellten Schautafeln aufzuzeigen, sondern diese auch an ihrem Ursprung aufzuwerten, indem ein Großteil all jener Quellen, die heute nicht mehr genutzt werden und sich in der Nähe von Wanderwegen oder Zufahrtsstraßen befinden, saniert oder neu gefasst werden.
Ein Wasserspender soll an einem zur Verheilung einladenden Ort den Besucher zur Verkostung des Quellwassers anregen. Der Quellbrunnen aus ortstypischem Gestein soll an den unterirdischen Verlauf des Wassers im Felsen erinnern, aus dem die für diese Quelle charakteristischen Minerale herausgelöst wurden.
Rechtsgrundlagen: Nehmen Sie Einsicht in die Gesetzgebung
Kontakt: Amt für nachhaltige Gewässernutzung