Pollenflug in alpinen Seitentälern
In alpinen Seitentälern ist die Vegetationszeit bedingt durch längere Kälte- und Schneeperioden kürzer. Im Vergleich zu tieferen Lagen beginnt der Pollenflug daher im Frühjahr später und hält im Spätsommer weniger lang an. Insgesamt fallen die Pollenbelastungen daher geringer aus.
Besonders bei wichtigen allergieauslösenden Baumpollen, wie z.B. Birke und Hopfenbuche, ist der Unterschied zwischen der Pollenbelastung in den Haupttallagen und im montanen-subalpinen Umfeld besonders augenfällig. In den alpinen Seitentälern Südtirols fehlen außerdem bestimmte Pollenquellen oder sind lokal kaum vertreten, das sind z.B. Ölbaumgewächse, Edelkastanie oder gewisse Beifuß-Arten. Das gilt auch für die sehr allergieauslösende Ambrosie; ihre Pollen wurden aber in Südtirol bisher kaum nachgewiesen.
Durch Ferntransport können Pollen über größere Distanzen verbreitet werden. Solche Transportphänomene können auch in Südtirol auftreten. Spitzenbelastungen durch „fremde Pollen“ werden mitunter in höheren Lagen festgestellt, doch beschränken sich solche Ereignisse meist auf wenige Tage und sind an spezielle Wettersituationen gebunden.
Pollenquellen gibt es jedoch auch in der Höhe. Pollenallergiker sollten beachten, wo die Pflanzen vorkommen, deren Pollen ihre Beschwerden verursachen, und wann diese blühen. So steigt z. B. die im Mai-Juni blühende Grün-Erle bis über die Waldgrenze, ihre Pollenbelastung reicht somit „weit hinauf“. Schwarz- und Grauerlen hingegen sind eher in tieferen Lagen verbreitet und blühen bereits im Februar-März. Ähnlich wie bei der Birke, Hopfenbuche oder Ölbaumgewächsen ist ein Ausweichen in die Höhe im Frühjahr prinzipiell möglich.
Bei Gräserpollen-Allergiker ist Vorsicht angesagt. Ob ein Ausweichen im Gebirge gelingt, hängt vom Zeitraum ab. In höheren Lagen beginnt die Gräser-Blüte später, reicht dafür aber länger in den Sommer hinein. In den Haupttallagen erfolgt die Pollenhochsaison der Gräser im Mai-Juni, während man auf 1850 m Meereshöhe noch im Juli mit hoher Gräserpollen-Belastung rechnen muss. Der Pollenflug der Gräser wird zudem durch die landwirtschaftliche Praxis beeinflusst: bei Heuwirtschaft können die Gräser länger aufblühen, bei Silage wird öfters gemäht.
Das Hochgebirgsklima mit seinen Reizfaktoren wie Temperatur, Wind, Sonneneinstrahlung und Luftdruck beeinflusst den Organismus zumeist positiv. Auch wenn die alpine Umgebung nicht pollenfrei ist, verspüren Pollenallergiker im Allgemeinen mit zunehmender Höhe eine Entlastung. Die Meereshöhe ist jedoch nur ein Einflussfaktor bei den komplexen Mechanismen, die zu allergischen Beschwerden führen. Der Urlaub im Gebirge kann Linderung bringen, muss es aber nicht.
Pollenflugerhebung in höheren Lagen
Der Polleninformationsdienst Südtirol hat in mehrjährigen Studien den Pollenflug an mehreren Standorten in höheren Lagen untersucht. Nachfolgend einige Informationen und Ergebnisse:
Die Untersuchungen des Pollenfluges wurden in den Zeiträumen 2002 bis 2005 sowie 2019 bis 2021 durchgeführt. Der Pollenflug erfolgt in Prettau vorwiegend von Ende April bis Juni. Die Süßgräser stellen ungefähr zwei Fünftel (38%) der in der Luft festgestellten Pollenmenge. Die Kieferngewächse, die die angrenzenden Wälder charakterisieren, erreichen lediglich 13% der Jahrespollensumme, gefolgt von Birke (12%), Brennnesselgewächsen (9%) und Knöterichgewächsen (7%). Insgesamt betrachtet ist die Pollenbelastung in Prettau weitaus geringer als in Südtirols Haupttälern. So erreicht die Pollensumme in Prettau etwas mehr als die Hälfte des Wertes in Bruneck (58%) und ein rund ein Fünftel des Wertes in Bozen (23%).
Die Untersuchungen des Pollenfluges wurden im Zeitraum 2007 bis 2010 durchgeführt. In Sulden erfolgt der Pollenflug vorwiegend von April bis Juli. Die allergologisch unbedeutenden Kieferngewächse stellen fast ein Drittel (29%), die Süßgräser etwa ein Fünftel (22%) der Jahrespollensumme in Sulden. Danach folgen Brennnesselgewächse (13%), Birke (6%) und Erle (5%). Vergleicht man den Pollenflug mit jenem in den Haupttäler Südtirols, fällt ist die Pollenbelastung in Sulden weitaus geringer aus. Die Pollensumme erreicht in Sulden knapp gut ein Drittel des in Schlanders (36%) sowie ein Fünftel des in Bozen (22%) festgestellten Wertes.
Die Untersuchungen des Pollenfluges wurden in den Zeiträumen 2000-2001 sowie 2019 bis 2021 durchgeführt.
Der Pollenflug erfolgt in Grub vorwiegend von Mitte-Ende April bis Juli. Kieferngewächse und Süßgräser stellen je Drittel der Jahrespollensumme, gefolgt von Brennnesselgewächsen (12%), Hopfenbuche und Birke (4%). Ähnlich den Beobachtungen in Sulden und Prettau fällt der Pollenflug in Langtaufers verglichen mit der Situation in der Talsohle der Haupttäler Südtirols wesentlich geringer aus. Die Pollensumme in Grub erreicht in etwa ein Drittel des in Schlanders (33%) sowie ein Fünftel des in Bozen festgestellten Wertes.
Ist die Luft in den Bergen pollenfrei?
Dies ist der Titel eines der vielen Beiträge, die im Rahmen des Webinars „Neue Blickwinkel der Pollenflugerhebung“ zu Frühlingsbeginn, am nationalen Tag des Pollens 2021, über ISPRAVideo Streaming ausgestrahlt wurden. Ein 14minütiges Referat in italienischer Sprache (ab Minute 45) bietet Einblicke in Ergebnisse der Pollenflugerhebung in alpinen Seitentälern Südtirols.
Neue Blickwinkel der Pollenflugerhebung
ISPRAVideo Streaming (19.3.2021)
ab Minute 45 Beitrag zum Thema "Ist die Luft in den Bergen pollenfrei?"
(in italienischer Sprache)
Kontakt: Biologisches Labor