Wissenswertes zu Lebensraum und Entwicklung

Wissenswertes zu Lebensraum und Entwicklung
Sowie die erwachsene Tigermücke schlüpft, verlässt sie das Wasser und sucht windstille, feuchte, schattige Standorte zwischen der Vegetation auf (Foto: Landesagentur für Umwelt, E. Bucher, 2016).

Lebensraum

Die Tigermücke kommt in tropischen, subtropischen und gemäßigten Gebieten vor, insbesondere im städtischen und vorstädtischen Umfeld. In Wäldern und im ländlichen Raum bevorzugt sie Randzonen nahe menschlicher Besiedlungen. Im dicht besiedelten Raum ohne Grünflächen und kleine Wasseransammlungen kommt die Tigermücke kaum vor, denn sie braucht für die Entwicklung ihrer Larven unbedingt stehendes Wasser.

Ursprünglich stammt sie aus den Wäldern Südostasiens, sie konnte jedoch innerhalb weniger Jahrzehnte ihr Verbreitungsgebiet über die tropischen Gebiete hinaus extrem ausdehnen. Nordwärts stieß sie bis nach China und Japan, westwärts bis nach Madagaskar vor. Sie kommt inzwischen auf zahlreichen Inseln des indischen und pazifischen Ozeans vor, außerdem in vielen Ländern Nord- und Südamerikas sowie in Europa und Afrika. Sogar in Australien und Neuseeland wurde die Tigermücke nachgewiesen.

In Europa wurde die Art erstmals 1979 in Albanien nachgewiesen. Inzwischen konnte sie sich in zahlreichen europäischen Ländern, insbesondere im mediterranen und zentraleuropäischen Raum, ausbreiten (Italien, Frankreich, Belgien, Montenegro, Schweiz, Griechenland, Spanien, Kroatien Niederlande, Bosnien-Herzegowina, Slowenien, Deutschland). In Italien fand man die Art zum ersten Mal 1990 in Genua, 1991 gab es einen weiteren Nachweis südlich von Padua. Innerhalb der darauf folgenden Jahre breitete sich die Tigermücke über die gesamte Halbinsel aus. In der benachbarten Provinz Trient fand man sie 1996 erstmals bei einem Altreifendepot bei Rovereto. In Bozen wurde man erst im Spätsommer 2010 durch eine Mückenplage auf ihre Präsenz aufmerksam. Im Nachhinein verwundert dies nicht, denn die klimatischen Bedingungen sind auch im Unterland und im Etschtal von Meran bis Bozen für die Tigermücke geeignet.

Die Verbreitungskarte der asiatischen Tigermücke in Europa kann auf der Webseite des Europäischen Zentrums für Krankheitsvorsorge und -kontrolle eingesehen werden (englischsprachige Webseite).

Die Tigermücke ist eine invasive Mückenart. Ihre rasche Ausbreitung wird durch menschliche Aktivitäten gefördert. Sie fliegt nicht weit, meist entfernt sie sich nicht mehr als 200 m von ihrer Brutstätte. So wird sie ungewollt mit Waren als blinder Passagier mit verschiedensten Transportmitteln eingeschleppt oder von Reisenden unwissentlich mitbefördert. Der internationale Güterverkehr ermöglichte der Tigermücke selbst große Distanzen zwischen den Kontinenten zu überwinden. Vor allem der Handel mit Altreifen und Pflanzen (insbesondere Lucky Bamboo, der Glücksbambus, der in mit Wasser gefüllten Versandbehältern geliefert wird) bietet ideale Voraussetzungen für die Verschleppung von Eiern und Larven.
Der intensive Waren- und Reiseverkehr begünstigt auch die Verbreitung über kürzere Distanzen, indem erwachsene Mücken in Pkws oder Lkws mitgeführt werden. In neuen Gebieten kann die Tigermücke rasch stabile Populationen aufbauen, da sie eine große Vielfalt von kleinsten Wasseransammlungen für die Eiablage nutzt und trockenresistente Eier besitzt.

Sie ist nicht besonders wählerisch und nutzt neben natürlichen Wasseransammlungen auch eine große Bandbreite von mit Wasser gefüllten Behältern. So können geringe Wassermengen sowohl in Baumhöhlen, Blattachseln, Felsvertiefungen als auch in Gullys, verstopften Regenrinnen und liegen gelassenen oder aufgestellten Behältern unterschiedlichster Größe und Materialbeschaffenheit (Eimer, Vasen, Gießkannen, Blumenuntersetzer, Regentonnen, Dosen, Gläser, Flaschen, Vogeltränken,...) als Brutstätte dienen. Besonders attraktiv sind im Freien gelagerte Autoreifen, in denen sich Regenwasser sammelt.

Entwicklungszyklus

Wie bei allen Mücken ist die Entwicklung der Tigermücke durch vier unterschiedliche Stadien charakterisiert. Die ersten drei Entwicklungsstadien - Ei, Larve, Puppe - sind ans Wasser gebunden, erst die erwachsene Mücke fliegt aktiv herum und ernährt sich von Blut (Weibchen) oder süßen Pflanzensäften (Männchen).

Während der warmen Jahreszeit wird der Entwicklungszyklus vom Ei über das Larven- und Puppenstadium bis zur erwachsenen Tigermücke wiederholt durchlaufen, es folgen dadurch zahlreiche Generationen aufeinander. Die Entwicklung vom Ei bis zur ausschlüpfenden erwachsenen Mücke dauert - in Abhängigkeit von der Temperatur - im Frühjahr etwa fünfzehn bis zwanzig Tage, im Hochsommer lediglich sechs bis acht Tage. Die Tigermückenpopulation kann rasch zunehmen und erreicht üblicherweise im Spätsommer-Herbst ihre höchste Dichte.

Ei

Ei
Eier der Tigermücke (Foto: Landesagentur für Umwelt, E. Bucher, 2013)

Das Weibchen legt die Eier einzeln knapp oberhalb des Wasserspiegels auf einem geeigneten Substrat ab. Pro Eiablagezyklus deponiert die Tigermücke etwa 40 bis 80 Eier, während ihres gesamten Lebens meist über 300 Eier. Die längsovalen, etwa 0,5 mm großen Eier sind anfänglich weich und weißlich, bald danach härtet sich ihre Schale und nimmt eine glänzende, schwarze Farbe an. Die Eier können längere Trockenperioden überdauern, und erst, sobald der Wasserspiegel steigt, schlüpfen erste Larven. Die Eier öffnen sich nicht alle gleichzeitig, teilweise erst nach wiederholten Überflutungen mit zwischenzeitlich kurzen Austrocknungsperioden. Dies ist eine Anpassung an natürliche Brutstätten, in denen Wasserstandsschwankungen und Austrocknungen unberechenbar vorkommen.

 Aus der ursprünglich rein tropischen Mückenart haben sich kältetolerante Stämme entwickelt. Im Herbst, sobald sich die Tageslänge (Lichtperiode) verkürzt und die Temperaturen absinken, werden kälteresistente Eier (Diapause-Eier) abgelegt, die erst im nächsten Frühjahr ausschlüpfen. Dies ermöglicht der Tigermücke das Überleben bei niedrigen Temperaturen in den gemäßigten Breiten. Diese hohe Anpassungsfähigkeit erleichtert die Besiedlung immer neuer Gebiete.

Larve

Larve
Larve der Tigermücke (Foto: Landesagentur für Umwelt, E. Bucher, 2014)

Die Larve entwickelt sich ausschließlich im stehenden Wasser. Sie besitzt am hinteren Körperende ein Atemrohr, mit dem sie sich kopfüber an die Wasseroberfläche hängt und Sauerstoff aus der Luft aufnimmt. Sobald sie gestört wird oder einen Schatten wahrnimmt, taucht sie zum Grund ab. Mit ihren Mundwerkzeugen strudelt sie sich kleinste, im Wasser schwebende, organische Partikel und Mikroorganismen zu und frisst diese. Die Larve wächst und durchläuft vier Häutungen bevor sie sich zur Puppe weiterentwickelt.

Die Dauer der Larvenentwicklung hängt von Temperaturbedingungen und Nahrungsverfügbarkeit ab; bei optimalen Bedingungen erfolgt diese innerhalb von fünf bis zehn Tagen.

Puppe

Puppe
Puppe der Tigermücke (Foto: Landesagentur für Umwelt, E. Bucher, 2013)

Die Puppe repräsentiert das letzte Entwicklungsstadium im Wasser. Sie atmet unter der Wasseroberfläche hängend über zwei Atemröhrchen am vorderen Körperende. Die Puppe bewegt sich aktiv, bei Störung flieht sie und taucht ab. Sie nimmt keine Nahrung mehr auf und wandelt sich in die erwachsene Tigermücke um (Metamorphose). Die Dauer des Puppenstadiums ist ebenfalls temperaturabhängig (etwa zwei bis fünf Tage).

Erwachsene Mücke

Erwachsene Mücke
erwachsene Tigermücke (Foto: Landesagentur für Umwelt, E. Bucher, 2013)

Sowie die erwachsene Tigermücke schlüpft verlässt sie das Wasser und sucht windstille, feuchte, schattige Standorte zwischen der Vegetation (Hecken, Sträucher, hohes Gras) auf. Nach der Paarung braucht das Tigermückenweibchen für die Entwicklung der Eier eine Blutmahlzeit. Es sticht vor allem untertags, meist vormittags oder nachmittags. Zwar ist die Tigermücke vor allem im Freien aktiv, sie kann aber auch in Häuser eindringen. Obwohl der Mensch der bevorzugte Wirt zu sein scheint, sticht sie auch Säugetiere und Vögel.

Eine erwachsene Tigermücke kann eine Lebenszeit von drei bis vier Wochen erreichen. Ihre Körpergröße hängt von Umweltbedingungen und Nahrungsverfügbarkeit während der Larvenstadien ab, bleibt aber meistens unter einem Zentimeter.

Tigermücken fliegen im Allgemeinen nicht sehr weit (wenige hundert Meter), eine hohe Mückenbelastung lässt daher auf Brutplätze in der näheren Umgebung schließen. Einzelne erwachsene Tigermücken können auch durch den Wind und insbesondere durch Fahrzeuge verfrachtet werden.

Kontakt: Biologisches Labor