Dicke Luft im Klassenzimmer | Aktion
Hintergrundinfo
Einen überwiegenden Teil unserer Lebenszeit verbringen wir in geschlossenen Räumen. Kohlenstoffdioxid (CO2), als Stoffwechselprodukt von Menschen ausgeatmet, dient als guter Indikator für verbrauchte Luft und somit für die Raumluftqualität. Je höher die CO2-Konzentration in der Luft, desto schlechter die Luftqualität. Insbesondere in geschlossenen Räumen, bei größerer Personenanzahl, wie in Klassenräumen können bereits nach 20 bis 25 Minuten Konzentrationen an CO2 erreicht werden, die vier Mal so hoch sind wie im Freien. In diesen Konzentrationen ist CO2 zwar kein „klassischer“ Schadstoff, aber es beeinflusst dennoch unser Wohlbefinden. Es können Befindlichkeitsstörungen auftreten, wie Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen.[1]
Auch Emissionen aus Einrichtungsgegenständen, Baustoffen oder Reinigungsmitteln (z.B. Formaldehyd, Lösemittel, Weichmacher) können die Innenraumluft stark beeinträchtigen. Mit der ausgeatmeten Luft werden auch Aerosole über die Raumluft ausgebreitet, welche potenziell mit Krankheitserregern belastet sein können. Ein Anstieg luftgetragener Keime kann die Ansteckungsgefahr wesentlich erhöhen.[2]
CO2-Ampeln messen die CO2-Konzentration in der Innenraumluft und geben mit den Ampelfarben Auskunft über die aktuelle Luftqualität. Laut der Publikation in der Zeitschrift Gefahrstoffe - 81 (2021) Update der App „CO2-Timer“ mit neuer Infektionsschutzversion, wird für eine Einhaltung der CO2-Konzentration von 800 ppm als Mittelwert über die Dauer einer Unterrichtseinheit ein höherer Zielwert von 1000 ppm für den Infektionsschutz verwendet. Für eine Einhaltung der CO2-Konzentration von 1000 ppm als Mittelwert über die Dauer einer Unterrichtseinheit wird hingegen ein höherer Zielwert von 1400 ppm für die hygienische Unbedenklichkeit verwendet.[3] In anderen Worten, wird bei 1000 ppm (oder 1400 ppm) gelüftet, wird der Mittelwert von 800 ppm (oder 1000 ppm) während einer Unterrichtseinheit eingehalten.
In der Folge wurden die Ampeln der Landesagentur auf folgende CO2-Messintervalle eingestellt: grün bis 1000 ppm, gelb von 1000 ppm bis 1400 ppm und rot ab 1400 ppm.
Die Lüftungshinweise gelten für Schulen, welche die Klassenzimmer über das Öffnen von Fenster und Türen lüften und nicht für Klassenzimmer, die mit einer mechanischen Raumlüftungsanlage ausgestattet sind! Es liegt im Ermessen der Schulen situationsbedingt (je nach Jahreszeit oder dem aktuellen Infektionsgeschehen, z.B. während einer Grippewelle) zu lüften, sobald die CO2-Konzentration einen Wert von 1000 ppm oder 1400 ppm erreicht.
Ziel
Die Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen erfahren, was schlechte Luft ist, welche Rolle CO2 in Innerräumen spielt, warum ein regelmäßiger Luftaustausch in Klassenzimmern wichtig ist und wie richtiges Lüften funktioniert.
Verleihbedingungen und wichtige Hinweise
Schulen können im Rahmen von schulbezogenen Projekten CO2-Messgeräte beim Labor für Luftanalysen und Strahlenschutz der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz kostenlos ausleihen. Die Geräte sind in begrenzter Anzahl verfügbar. Um den Antrag für den Verleih stellen zu können, müssen mind. 5 Geräte pro Schule beantragt werden. Der Antrag kann bis zum 15. September eines jeden Schuljahres eingereicht werden. Das Antragsformular ist vollständig ausgefüllt und unterzeichnet per E-Mail an richard.oberkalmsteiner@provinz.bz.it zu übermitteln. Das Labor für Luftanalysen und Strahlenschutz überprüft die eingereichten Anträge und organisiert den Verleih (inkl. Terminvergabe für die Auslieferung/Abholung der Geräte). Der Antrag ist jährlich neu zu stellen. Es wird keine Warteliste geführt.
Verleihzeitraum und Leihfrist
Es sind zwei Verleihperioden vorgesehen: Oktober bis Dezember und Januar bis April.
Je nach Zuteilung der Verleihperiode müssen die Geräte entsprechend 3 oder 4 Monate in derselben Schule verbleiben.
Verteilung der Geräte
Die Geräte werden vom Labor für Luftanalysen und Strahlenschutz zu den Schulen gebracht und wieder abgeholt. Auf Anfrage erhält die ausleihende Person gleichzeitig bei der Übergabe auch eine kurze Einführung in die Bedienung der Geräte (Dauer ca. halbe Stunde).
Hinweis
Mit dem Erhalt der Messgeräte übernimmt die ausleihende Person bzw. Organisation die volle Haftung für Beschädigung und Verlust in Höhe der Wiederherstellungs- bzw. Wiederbeschaffungskosten.
Es wird ersucht möglichst sorgsam mit den Geräten umzugehen und festgestellte Mängel unverzüglich an die Landesagentur via E-Mail richard.oberkalmsteiner@provinz.bz.it oder Tel. +39 0471 417168 zu melden.
Zielgruppe
Alle Schulstufen und Vorschulstufen
Sprache
Deutsch, Italienisch
CO2-App (Rechner und Timer)
Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) hat eine App zur Verfügung gestellt, die es ermöglicht den richtigen Zeitpunkt für die Fenster- und Türenlüftung des Klassenzimmers zu berechnen. Die App kann über den Google Play Store (für Android-Geräte) oder über den App Store (für iOS) heruntergeladen werden.
Die App ist nicht anwendbar für Klassenzimmer mit kontrollierter, mechanischer Raumlüftungsanlage!
Die App liefert eine ganze Reihe von Informationen zum richtigen Lüften in geschlossenen Räumen. Sie unterscheidet zwischen einem infektionsschutzgerechten Lüften und einem Lüften des Klassenzimmers, um eine gute Luftqualität zu erreichen.
Bedienungshilfe: Unter "CO2-Rechner & Timer" gelangt man durch links oder rechts Wischen zu "Unterrichtsräumen in Schulen" und wählt, ob die Berechnung für eine Primar- oder Sekundarstufe* erfolgen soll. Weiters sind folgende Angaben einzugeben: Personenanzahl im Raum (n), Aufenthaltsdauer (min) - hier wird empfohlen die maximale Zeit von 120 Minuten einzugeben, Raumgrundfläche (m²) und Raumhöhe (m). Durch Tippen auf "Berechnen" wird die Berechnung der CO2-Konzentration gestartet und der richtige Lüftungszeitpunkt ermittelt.
Durch Berühren der Punkte im Graphen kann ein Timer (durch die Funktion "Zum Timer") entweder für den Lüftungszeitpunkt der Lüftungsvariante „Lüftung für Infektionsschutz“ (entspricht 1000 ppm als Momentanwert) oder für die Lüftungsvariante „gute Luftqualität“ (entspricht 1400 ppm als Momentanwert) gesetzt werden. Der dritte Punkt im Graphen entspricht dem Zeitpunkt, ab welchem die Luftqualität im inakzeptablen Bereich liegt, also über 2000 ppm CO2.
*In Deutschland verläuft die Primarstufe von der 1.-4. Klasse (in einzelnen Bundesländern bis zur 6. Klasse) und die Sekundarstufe I von der 5.-10. Klasse.
Infografik
Weitere Empfehlungen und eine anschauliche Infografik zu Luftaustausch und effizientem Lüften in Schulen finden Sie auf der Seite des Umweltbundesamtes.
Quellen
[1] Myhrvold AN, Olsen E, Lauridsen O (1996) Indoor environment in schools – pupils health and performance in regard to CO2 concentrations. Proc Indoor Air í96 4:369–374 - Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 ・ 2008
[2] Shendell DG, Prill R, Fisk WJ, et al. (2004) Associations between classroom CO2 concentrations and student attendance in Washington and Idaho. Indoor Air 14:333–341 - Bartlett KH, Kennedy SM, Brauer M, et al. (1999) Predictors of exposure to indoor CO2 and bioaerosols in elementary school classrooms. Proc Indoor Air ‚99 1:252–257 - Rudnick SN, Milton DK (2003) Risk of indoor airborne infection transmission estimated from carbon dioxide concentration. Proc Indoor Air 13:237–245 Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 11 ・ 2008
[3] H. D. Neumann, I. Thullner, M. Protsch, S. Peters Update der App „CO2 -Timer“ mit neuer Infektionsschutzversion (2021), pp. 205
Wofür steht QAES?
Atme besser, wechsle die Luft!
(Produktion: Oktober 2020)
Das Projekt QAES – Luftqualität in Schulgebäuden - Entwicklung neuer Maßstäbe zur Verbesserung der Innenräume von Schulen, war Teil eines Programms zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen Italien und der Schweiz und beschäftigte sich mit dem Einfluss der Luftqualität auf Gesundheit und Lernvermögen. Das Ziel bestand darin, Lösungen für das Problem der schlechten Raumluftqualität in Schulen zu finden. Das QAES-Projekt war koordiniert von IDM Südtirol/Alto Adige (italienischer Gruppenleiter). Projektpartner aus Italien waren: die EURAC (Institut für Erneuerbare Energie), die Agentur für Energie Südtirol – KlimaHaus, das Labor für Luftanalysen und Strahlenschutz der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz, das Amt für Bauerhaltung der Abteilung Vermögen und die Gemeinde Bozen.
Kontakt
Umweltbildung
Amba-Alagi-Straße 5, 39100 Bozen
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