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Marmorierte Forelle: Genetische Qualitätskontrolle weist richtigen Weg

Das Forschungsprojekt "MarmoGen" begleitet seit 2017 den Strategiewechsel bei der Aufzucht der Marmorierten Forelle in Südtirol wissenschaftlich. Die Ergebnisse zeigen Licht und Schatten.

Markierung einer Marmorierten Forelle: Die Hybridisierung mit der Bachforelle bedroht die Existenz der heimischen Marmorierten Forelle. (Foto: LPA/Landesamt für Jagd und Fischerei)

In den vergangenen drei Jahren haben das Aquatische Artenschutzzentrum in Schenna und das Landesamt für Jagd und Fischerei im Rahmen des Projekts "MarmoGen" in den Gewässern Südtirols eine umfassende Bestandsaufnahme der Marmorierten Forelle vorgenommen: So wurden an 75 Südtiroler Standorten 4540 kleinste Gewebeproben von Forellen entnommen und genetisch untersucht. "Damit verfügen wir über einen guten Überblick über den Bestand der Marmorierten Forelle in Südtirol", unterstreicht der zuständige Landesrat für Land- und Forstwirtschaft Arnold Schuler. "Dieser entwickelt sich aktuell negativ. Ziel des Projekts MarmoGen ist es, die Natur durch die Züchtung von Besatzfischen zu unterstützen, die möglichst gut an die Bedingungen im Wildgewässer angepasst sind und daher möglichst hohe Überlebensraten aufweisen."

Wie der Ergebnisbericht der Projektperiode 2017-2019 zeigt, lassen sich in der Mehrheit der untersuchten Gewässer noch Marmorierte Forellen ohne Hinweise auf genetische Vermischung finden. Langfristig jedoch bedroht die flächendeckend präsente Hybridisierung mit der Bachforelle die Existenz der heimischen Marmorierten Forelle. Wie aus dem Bericht hervorgeht, sind lokal enorme Unterschiede feststellbar: Die Prozentsätze von genetisch integren Forellen schwanken zwischen 0 und 54 Prozent des jeweiligen Gesamtbestandes. Positiv hervorzuheben sind die unteren Eisack- und Etschabschnitte, in denen sich der Bestand im Durchschnitt aus gut einem Drittel Marmorierten Forellen und zwei Dritteln Hybriden und Bachforellen zusammensetzt.

Rund 9000 Marmorierte Forellen

"Nach Abgleichung der Ergebnisse der genetischen Untersuchung mit den Bestandsdaten des Landesamtes für Jagd und Fischerei schätzen wir die Gesamtzahl von Marmorierten Forellen, die keine Anzeichen von Hybridisierung zeigen, in dem 600 Hektar großen Südtiroler Hauptverbreitungsgebiet in der Größenordnung von etwa 9000 Individuen ein", resümiert Daniel Eisendle, der im Aquatischen Artenschutzzentrum für das Projekt "MarmoGen" verantwortlich ist.

Aktuell entwickelt sich der Bestand der Marmorierten Forelle negativ, besonders betroffen sei das Jungfischaufkommen, berichtet Eisendle. Der Strategiewechsel bei den bestandsunterstützenden Besatzmaßnahmen gebe jedoch Hoffnung auf eine Besserung der Situation in den Gewässern.

Seit 2017 wird die Aufzucht der Marmorierten Forelle durch das Projekt MarmoGen unterstützt. Seither bilden ausnahmslos genetisch untersuchte Wildfische die Grundlage für die Aufzucht und den Besatz. Diese werden jedes Jahr aufs Neue aus den Gewässern gefangen, abgestreift und wieder freigelassen. Die genetischen Analysen dieser Fische sind notwendig, da "genetisch integre Marmorierte Forellen" optisch oft nicht von Hybriden mit Bachforellen zu unterscheiden sind.

Qualität vor Quantität

"Die Maßnahmen, die wir seit 2016 gesetzt haben, folgen dem Prinzip Qualität vor Quantität. Sie stellen neben den genetischen Aspekten besonders die naturnahe Aufzucht und den Besatz in Form von Eimaterial in den Vordergrund und verzeichnen punktuell bereits einige kleine Erfolge", unterstreicht dazu der Landesrat. "Das Folgeprojekt MarmoGen II startet daher mit den Wildfischfängen Ende Oktober."

Die Unterstützung der Natur durch Besatz sei im Fall der Marmorierten Forelle zwar notwendig, müsse aber weiterhin Hand in Hand mit der Renaturierung der Gewässer gehen, um die Naturverlaichung zu fördern, sind sich die Experten des Artenschutzzentrums einig.

Projekt "MarmoGen"

Das Projekt "MarmoGen"  ist Teil der neuen Ausrichtung des Aquatischen Artenschutzzentrums, um die Artenvielfalt in Südtirol zu steigern und wird mitgetragen von der Agentur Landesdomäne, dem Landesamt für Jagd und Fischerei, der Fondazione Edmund Mach, vom Landesfischereiverband Südtirol, der FIPSAS (Federazione Italiana Pesca Sportiva e Attività Subacquee) sowie von zahlreichen Fischereivereinen und Fischwasserbewirtschaftern. Die Kofinanzierung erfolgt großteils durch Mittel der Umweltgelder und des Energiefonds. Ende 2020 läuft das Projekt aus. Die Weiterführung der genetischen Qualitätskontrolle soll das Folgeprojekt "MarmoGen II" sicherstellen, das bereits in den Startlöchern steht.

Das Aquatische Artenschutzzentrum

Zentrale Zielsetzung des Aquatischen Artenschutzzentrums am Rothtalerweg in Schenna ist der Erhalt und die Förderung der autochthonen Fischfauna sowie des Dohlenkrebses. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung der Marmorierten Forelle, dem einzigen heimischen Vertreter der Gattung Salmo (Forellen) in Südtirol. Die Sicherung der bedrohten Arten erfolgt mit so genannten Genpools. Neben dem Schutz der genetischen Vielfalt ist das Artenschutzzentrum bestrebt, den Wildfischcharakter der gezüchteten Fische zu bewahren. Um dies zu erreichen, werden die Strukturen im Artenschutzzentrum den natürlichen Lebensraumansprüchen der gehaltenen Fischarten angepasst, sodass diese in einer möglichst naturnahen Umgebung aufwachsen können.

mpi

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