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Gewässerschutzplan: Maßnahmen für die Abwasserbewirtschaftung

Einige Kläranlagen und Kanalisationen werden erneuert und erweitert und weitere 11.000 Einwohnerwerte an das öffentliche Abwassersystem angeschlossen: Das sieht der neue Gewässerschutzplan vor.

Kläranlage Salurn: Mehr Nachhaltigkeit im Betrieb, ein höherer Reinigungsstandard und ein geringerer Energieverbrauch zeichnen die 2019 in Betrieb genommene Anlage aus. (Foto: LPA/Landesumweltagentur)

Die Abwasserbewirtschaftung in Südtirol entspricht höchsten Standards: Über 98 Prozent der gesamten Einwohnerwerte (Ansässige, Urlauber, Lebensmittelindustrie etc.) des Landes sind an das öffentliche Abwassersystem mit seinen 50 Kläranlagen angeschlossen. Die fünf größten Anlagen stehen in Bozen, Branzoll, Meran, Tramin und St. Lorenzen – das entspricht den Einzugsgebieten mit der größten Einwohnerzahl bzw. mit einer starken Präsenz der Lebensmittelindustrie. Insgesamt beläuft sich die von den Südtiroler Kläranlagen behandelte jährliche Abwassermenge auf 65 Millionen Kubikmeter. Der Reinigungsgrad ist sehr hoch und die gesetzlich vorgesehenen Grenzwerte jener Indikatoren, die den Verschmutzungsgrad angeben, werden immer eingehalten und sogar übertroffen.

Auch in punkto Energiebedarf der Abwasseranlagen weist Südtirol ausgezeichnete Zahlen auf. In den vergangenen Jahren ist der Energiebedarf stetig zurückgegangen: Während 2010 für den Betrieb der Südtiroler Kläranlagen 48 Millionen Kilowattstunden Energie benötigt wurden, ist der Verbrauch im Jahr 2018 auf rund 40 Millionen Kilowattstunden gesunken. Mehr als die Hälfte dieser Energie wird mit dem von den Kläranlagen stammenden Biogas und mit Photovoltaikanlagen selbst produziert.

Ziele des Gewässerschutzplans

Wie dieses hohe Gesamtniveau bei den Kanalisationsbauten und Kläranlagen erreicht werden konnte, weiß Umwelt- und Energielandesrat Giuliano Vettorato: "Das ist der Tatsache zu verdanken, dass das Land Südtirol in den vergangenen 30 Jahren insgesamt eine Milliarde Euro in diesen Bereich investiert hat. Wir müssen aber weiterhin Investitionen tätigen, um den hohen Standard halten und – dort wo es möglich ist – noch weiter verbessern zu können."

Bereits mit der Ausarbeitung des "Landesplans für die Klärung der Abwässer" Mitte der 1970er Jahre wurden die Grundlagen dafür geschaffen, die Südtiroler Abwasser- und Klärsysteme an die Notwendigkeit eines wirksamen Gewässerschutzes anzupassen. Von Anfang an hat sich das Land für die Errichtung von größeren, zentral gelegenen Kläranlagen eingesetzt. Damit konnten die spezifischen Kosten gesenkt und eine bessere Bewirtschaftung der Kläranlagen gesichert werden. Auch der neu ausgearbeitete Entwurf des Gewässerschutzplans behält das Grundprinzip der Zentralisierung bei, zudem werden neue Zielsetzungen eingeführt: "Die Klärung der industriellen Abwässer soll verbessert, die Reinigungsleistung vor allem der größeren Kläranlagen optimiert und somit die Qualität der Oberflächengewässer besser geschützt werden", unterstreicht Landesrat Vettorato.

Bau, Erweiterung, Stilllegung von Anlagen sowie Neuanschlüsse

So werden im Planentwurf die nötigen Maßnahmen für den Ausbau und die Erneuerung der Kläranlagen festgelegt, die auch künftig einen optimalen Betrieb gewährleisten sollen. Um den Anstieg der Schadstoffbelastung zu bewältigen, der vor allem in tourismusintensiven Gebieten verzeichnet wird, ist der Ausbau von 15 Kläranlagen, der Bau von drei neuen Anlagen und die Stilllegung von fünf Anlagen vorgesehen. Bei Letzteren handelt es sich um jene von Sulden, Eggental, Montiggl, Unterinn und Mölten, die im Gegenzug an größere Kläranlagen angeschlossen werden. Die geschätzten Gesamtausgaben für die Abwasserentsorgung in den kommenden sechs Jahren belaufen sich auf rund 114 Millionen Euro. Rund 25 Millionen Euro davon sind für Investitionen in Kanalisationen und rund 89 Millionen Euro für Investitionen in Kläranlagen vorgesehen.

In Zukunft können weitere 0,6 Prozent der Einwohnerwerte (ca. 11.000), die von Randgebieten kommen und bisher über keinen Anschluss verfügten, an das öffentliche Abwassersystem angeschlossen werden. Nur bei 1,3 Prozent der Einwohnerwerte (ca. 23.000), die Streusiedlungen betreffen, ist kein Anschluss an die Kanalisation möglich. Alle Ableitungen, die nicht angeschlossen sind und somit nicht mittels einer Kläranlage gereinigt werden, verfügen über individuelle Entsorgungssysteme (Klärgruben), die den Mindestreinigungsbedarf decken.

Keine Fremdstoffe in WC und Abfluss

"Damit diese hohen Qualitätsstandards auch weiterhin gehalten werden können, braucht es auch den Beitrag eines jeden einzelnen Bürgers und Haushalts", unterstreicht Landesrat Vettorato. Und Robert Faes, geschäftsführender Direktor des Landesamtes für Gewässerschutz, ergänzt: "Es ist wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger darauf achten, keine schädlichen Fremdstoffe wie Feuchttücher, Ohrenstäbchen, pflanzliche Öle, Lacke oder Biomüll in die Toilette oder in den Abfluss zu werfen. Denn diese gelangen in die Kanalisation und können in der Folge zu Störungen beim Betrieb der Kläranlagen führen."

Stellungnahmen bis 21. Juni

Die Stellungnahmen von Bürgern und Interessenträgern zum Entwurf des Gewässerschutzplans können noch innerhalb 21. Juni 2020 bei den Gemeinden oder bei der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz eingereicht werden, falls in der Zwischenzeit aufgrund der Corona-Krise nicht ein weiterer Aufschub beschlossen wird. Die Gemeinden können ihrerseits ihre Stellungnahmen innerhalb der darauffolgenden 60 Tage abgeben. Nach dem Gutachten des Landesumweltbeirats geht der Entwurf des Gewässerschutzplans an die Landesregierung zur endgültigen Genehmigung zurück.

Alle Unterlagen zum Gewässerschutzplan stehen auf dem Webportal des Landes zum Thema Umwelt im Bereich Wasser unter Gewässerschutzplan zur Verfügung.

mpi

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