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Knoblauch gegen Läuse: Trauttmansdorff setzt auf Pflanzenstärkung

Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff haben einen neuen Weg bei der Pflanzengesundheit eingeschlagen und sind erfolgreich unterwegs.

Wie können Pflanzen gestärkt und vor Schädlingen schützt werden? Einige Bereiche, wie etwa Weinreben, sind besonders problematisch. Foto: LPA/Gärten von Schloss Trauttmansdorff

Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff haben in den vergangenen Jahren schrittweise von konventionellen auf biologische Pflanzenschutzmittel umgestellt, berichtet der Technische Leiter der Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran, Obergärtner Oliver Urlandt. So werden im Glashaus mit den tropischen Nutzpflanzen bereits seit der Eröffnung 2014 nur Nützlinge und weder chemische noch biologische Pflanzenschutzmittel eingesetzt: Anders als in der biologischen Landwirtschaft sind bei den öffentlichen Grünräumen die herkömmlichen biologischen Pflanzenschutzmittel kaum zulässig, was auf den vor vier Jahren erlassenen staatlichen Aktionsplan (Piano d'Azione Nazionale PAN) zurückgeht. Dessen Leitlinien lassen öffentlichen Gärten und Parkanlagen nur wenig Spielraum für die Verwendung von konventionellen wie auch biologischen Pflanzenschutzmitteln.

Boden und Pflanze widerstandsfähiger

Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff sehen den staatlichen Aktionsplan jedoch als Chance, unterstreicht Obergärtner Urlandt, um einen neuen Weg in Richtung Pflanzengesundheit zu gehen, bei dem verstärkt auf Pflanzenstärkung und Bodenbelebung gesetzt wird: Organische Dünger, Pflanzenextrakte, Komposttees und lebende Mikroorganismen sollen Boden und Pflanzen widerstandsfähiger machen, um weniger anfällig für Krankheiten zu sein. Auch auf das ökologische Gleichgewicht wird im botanischen Garten von Meran mehr geachtet, damit  Nützlinge und Schädlinge sich die Waage halten.

Von Alkohol über Knoblauch und Schmierseife zu Zitrusöl

Mit den ersten Versuchen zur Pflanzenstärkung wurde im vergangenen Jahr im Weinberg begonnen, heuer erfolgte dann bei allen Kulturen im Gartenareal der komplette Umstieg auf Pflanzenstärkung mit bestimmten Pflanzenstärkungsmitteln, bestehend aus effektiven Mikroorganismen und Grundstoffen sowie speziellen Düngern, die das natürliche Abwehrsystem der Pflanzen stärken. Etwa mit einer Grundmischung, die unter anderem Wasser, Milchsäure- und Photosynthesebakterien, Hefen, Zuckerrohrmelasse, Gärungsessig, Alkohol, Knoblauch und Chilischoten enthält. Oder auch mit Mineralien wie Kalium, Calcium, Eisen, Magnesium, Phosphor und lebenswichtigen Spurenelementen wie Bor, Germanium, Silizium, Kupfer, Mangan und Uronsäuren sowie ätherischen Ölen. Tierische Schädlinge wie Läuse, Schmierläuse, Eichenläuse, wie Lavendelkäfer, Lilienhähnchen wurden entweder mit Knoblauchextrakt oder mit einem speziellen Dünger auf der Basis von Zitrus-Extrakten bzw. -Ölen oder mit Schmierseife besprüht. Für das kommende Jahr werden noch zusätzliche Stärkungsmittel und Grundstoffe getestet, darunter Weidenrindenextrakte, Essig oder Duftfallen.

Mehr Insekten und Schmetterlinge

In diesem Jahr, erklärt Obergärtner Urlandt, konnten bereits sehr große Erfolge verzeichnet werden, etwa bei Pilzkrankheiten und Schädlingen; wegen des unerwartet großen Arbeitsaufwandes sei es jedoch nicht immer möglich gewesen, rechtzeitig Sprühungen durchzuführen, weshalb an manchen Stellen immer wieder Ausbrüche von Krankheiten oder eine Verbreitung von Schädlingen zu verzeichnen war. Der Kauf eines weiteren Sprühgeräts soll bei der ökologischen Pflege weiter unterstützend wirken. Der Aufwand zum Ausbringen war zwar enorm, hatte aber den positiven Nebeneffekt, dass deutlich mehr Insekten und Schmetterlinge über dem Gartengelände zu sehen waren.

Über 4000 Liter Sprühbrühe wöchentlich

Zur Stärkung der Pflanzengesundheit wurden wöchentlich über 4000 Liter Sprühbrühe ausgebracht, die auf Zitrusfrüchte, Äpfel-, Birnen- und Pfirsichbäume, auf Rosen, Stauden, Olivenbäume, Rhododendren, Kamelien, Azaleen, Kakteen, Oleander, Buchs, Eiben, Zypressen und Weinreben versprüht wurde. Zusätzlich wurden bei verschiedenen Kulturen je nach Schädling oder Krankheit unterschiedliche Spritzungen unternommen, wie etwa Backpulver gegen den Mehltau. So haben die Trauttmansdorffer Gärtner und Gärtnerinnen täglich mit zwei Sprühgeräten von 5.30 Uhr bis kurz vor 9 Uhr gearbeitet.

Der finanzielle Aufwand für die Pflanzenstärkung ist im Vergleich zum konventionellen Pflanzenschutz um ein vielfaches höher. So ist für die Pflanzenstärkungsmaßnahmen 2019 ein Budget von rund 80.000 Euro vorgesehen.

Fortbildung mit Stadtgärtnerei Meran

Pflanzenstärkung ist nur ein Aspekt in der ökologischen Grünraumpflege, der besonders für die öffentlichen und sensiblen Grünzonen immer wichtiger wird. Hier fehlt es aber noch an Erfahrung und Fortbildung. Deshalb veranstalten die Gärten von Trauttmansdorff zusammen mit der Stadtgärtnerei Meran im kommenden Jahr eine Fachtagung, bei der Themen rund um die ökologische Grünraumpflege in öffentlichen Bereichen vertieft werden. Die Umstellung auf ökologische Pflegekonzepte braucht viel Zeit, Erfahrung, Wissen und Akzeptanz, die nun Schritt für Schritt aufgebaut wird. Dazu leisten auch die Gärten von Trauttmansdorff ihren Beitrag.

mac

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