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Luftqualität: Feinstaub-Situation gut, bei NO2 einiges zu tun

Die Daten zur Luftqualität der Umweltagentur zeigen: Stickstoffdioxid-Werte im städtischen und Benzo(a)pyren-Werte im ländlichen Raum müssen reduziert werden.

Um die Stickstoffdioxid-Werte an viel befahrenen Straßen in Bozen und anderen Städten zu erheben, führt die Umweltagentur Mess-Kampagnen mit Passivsammlern durch.

Beim Feinstaub (PM10) hat sich die Lage in Südtirol deutlich entspannt. Seit über zehn Jahren wurden bei den Jahresdurchschnittswerten keine Überschreitungen des Grenzwerts mehr verzeichnet. "Einzelne Überschreitungen der Tagesschwelle kommen zwar hie und da vor, der Feinstaub generell stellt aber in Südtirol kein Problem mehr dar", resümiert Umweltlandesrat Richard Theiner, der heute (26. März) gemeinsam mit dem Direktor des Labors für physikalische Chemie, Luca Verdi, und dem Direktor des Landesamtes für Luft und Lärm, Georg Pichler, über Messungen und Maßnahmen zur Luftqualität in Südtirol informierte. Nicht öfter als 35 Mal im Jahr darf der Tagesmittelwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter beim Feinstaub überschritten werden. Beispiel Latsch: 2016 wurden 20 Überschreitungs-Tage gezählt, 2017 waren es sieben Tage.

Eine spezielle Situation stellt das Benzo(a)pyren, eine Komponente des Feinstaubs, dar. Die EU gibt hier als Zielwert vor, den Jahresmittelwert von einem Nanogramm pro Kubikmeter nicht zu überschreiten. Die Werte in einigen Gemeinden des ländlichen Raums in Südtirol liegen weit darüber. Beispiel Latsch: Hier betrug der Jahresmittelwert 2016 3,6 Nanogramm pro Kubikmeter, 2017 waren es 1,7 Nanogramm pro Kubikmeter. "Benzo(a)pyren gehört zu den polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, die gesundheitsschädigend sein können", erklärt Georg Pichler. "Vor allem in ländlichen Gebieten, wo es viele kleine Holzöfen und -herde gibt, besteht das Problem. Denn Hauptgrund für die Entstehung dieses Schadstoffes ist die unsachgemäße Verbrennung in Holzheizungen." Mit der Kampagne "Heizen mit Holz, aber richtig" zusammen mit der Berufsgruppe der Kaminkehrer und verschiedenen Schulprojekten arbeitet die Landesumweltagentur an der Sensibilisierung der Bevölkerung in diesem Bereich. "Auch 2018 werden diese Sensibilisierungsmaßnahmen fortgesetzt", betont Theiner, "und auch Strafen für jene, die ihre Öfen nicht korrekt beheizen, sind nicht auszuschließen."

Stickstoffdioxid-Werte weiter erhöht

Zu den größten Herausforderungen gehört nach wie vor die Einhaltung der Stickstoffdioxid-Grenzwerte (NO2) entlang der Brennerautobahn (A22) und an den verkehrsreichen Straßen in den Städten. Die EU hat im Jahr 2010 für Stickstoffdioxid (NO2) einen Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m3) festgelegt. "Obwohl wir bereits 2010 ein erstes Programm zur Reduzierung der NO2-Belastung beschlossen und zahlreiche Maßnahmen umgesetzt haben, müssen wir feststellen, dass wir diesen Grenzwert an vielen Stellen im Land überschreiten", betont Landesrat Theiner, "insbesondere entlang der Brennerautobahn, aber auch in der Nähe von einzelnen Straßen in Bozen und Meran, sowie in Brixen und Leifers." So wurden unmittelbar an der A22, bei Schrambach, 2016 62 Mikrogramm je Kubikmeter gemessen, bei Auer, in einer Entfernung von 30 Metern von der Autobahn, 44 Mikrogramm", erklärt Luca Verdi. In Bozen lagen die Jahresdurchschnittswerte 2017 am Hadrianplatz bei 42, in der Claudia-Augusta-Straße bei 43 Mikrogramm pro Kubikmeter, also ebenfalls über dem Grenzwert.

"Neben den Messstationen der Landesumweltagentur überwachen wir die NO2-Belastung nun erstmals an ausgewählten Straßen mit Passivsammlern", erklärt Luca Verdi. Erste Ergebnisse bestätigen vor allem den so genannten "Canyon-Effekt" an viel befahrenen Straßen zwischen Häuserreihen: Während die Emissionen aus den Heizanlagen aufsteigen und sich mit anderen höheren Luftschichten vermischen, bleiben die Autoabgase hingegen konzentriert in Bodennähe. "In einigen Wohnvierteln in Bozen und Meran besteht Handlungsbedarf", so Verdi, "und da der größte Verursacher für Stickoxide im Stadtverkehr der Diesel ist, gilt es hier anzusetzen."

Diesel und Autobahn im Visier

Dass es nicht gelungen sei, den NO2-Grenzwert flächendeckend einzuhalten, habe mehrere Gründe, so Theiner. Einerseits seien die Emissionen der Dieselfahrzeuge weit weniger gesunken als von den Herstellern angekündet, andererseits konnten die Lkw-Emissionen auf der Autobahn durch die Umstellung auf Euro 6 zwar reduziert werden, was jedoch durch die Zunahme des Verkehrs (um neun Prozent von 2012 auf 2016) wieder wettgemacht wurde.

Zahlreiche Maßnahmen zielen auf die Reduzierung der Stickstoffdioxid-Werte ab. "Schließlich geht es um die Luft, die wir täglich einatmen", betont Theiner und bekräftigt das Ziel, den NO2-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter innerhalb von fünf Jahren, also bis 2023, einhalten zu wollen. Mit Vertretern der Stadtgemeinden, Wirtschafts- und Umweltverbände und Landesumweltagentur arbeite man dafür an einer gemeinsamen Strategie: Innerhalb April 2018 werde ein konkordiertes Maßnahmenpaket vorliegen, das den Gemeinderäten und der Landesregierung zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Neben Maßnahmen zur Verkehrsvermeidung, -verlagerung und -verflüssigung könne auch ein Fahrverbot für Dieselfahrzeuge nicht ausgeschlossen werden. "In Bozen etwa sind Euro 0, 1 und 2 Fahrzeuge schon seit Jahren an bestimmten Tageszeiten verboten. Auch ein Fahrverbot für Euro 3, 4 und 5 Fahrzeuge wäre rechtlich möglich, wenn diese Maßnahme in den Luftreinhalteplänen oder im Programm zur Reduzierung der NO2-Belastung enthalten ist", erklärte der Landesrat. "Sollten also alle anderen Maßnahmen nicht greifen, kann ab 1. Jänner 2019 stufenweise ein Diesel-Fahrverbot zunächst für Euro 3-, dann auch für Euro4- und für Euro5-Fahrzeuge eingeführt werden", sagte der Landesrat. 

Das Land habe mit dem Mobilitätsplan, der Green Mobility und der Förderung von Elektro-Fahrzeugen sowie der Erneuerung des Busfuhrparks bereits vieles auf den Weg gebracht. Auch die Förderung der energetischen Sanierung von Gebäuden und bei Neubauten die Einführung des KlimaHaus-Standards B (2012) sowie A (2017) leiste einen Beitrag dazu. Bei der Brennerautobahn, der wichtigsten Stickstoffdioxid-Emissionsquelle, bleibe aber noch viel zu tun. "Hier müssen verstärkt internationale Maßnahmen, wie die Förderung der RoLa bis Trient, die Eurovignette für den Schwerverkehr auf Euregio-Ebene und die Schaffung eines emissionsarmen Korridors – Stichwort BrennerLEC -, aber auch Geschwindigkeitskontrollen umgesetzt werden", betont LR Theiner.

Nähere Informationen zu den Luftschadstoffen und die aktuellen Mess-Daten können auf der Webseite der Landesumweltagentur eingesehen werden: http://umwelt.provinz.bz.it/luft.asp.

mpi

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