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30 Jahre Tschernobyl: Weißrussische Kinder bei LR Theiner und Stocker

Die Radioaktivität in Südtirol wird vom Labor für physikalische Chemie auch 30 Jahre nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl genau überwacht.

Weissrussische Kinder zu Besuch bei LR Richard Theiner und LRin Martha Stocker: Auch 30 Jahre nach dem Reaktorunglück ist Radioaktivität ein Thema.

Am 26. April 1986 kam es zur Nuklearkatastrophe im sowjetischen Atomkraftwerk Tschernobyl. Die so in die Erdatmosphäre gelangten Stoffe kontaminierten infolge radioaktiven Niederschlags nicht nur die unmittelbare Umgebung, sondern auch zahlreiche Länder Europas. Auch in Südtirol wurden radioaktive Isotope gemessen. "Heute sind alle verschwunden, weil zerfallen, außer das radioaktive Cäsium, das eine Halbwertszeit von 30 Jahren hat", erklärt Luca Verdi, Direktor des Labors für physikalische Chemie der Landesumweltagentur. "Das heißt, heute – 30 Jahre nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl – ist noch immer die Hälfte des damals freigesetzten Cs-137 vorhanden."

Das Labor für physikalische Chemie betreibt in Südtirol in Ergänzung zum Luftmessnetz auch ein Überwachungsnetz zur Kontrolle der Radioaktivität im Freien. Automatisch arbeitende Messstationen gibt es in Bozen, Bruneck, Sterzing, Kurtinig a.d.W., Latsch und am Ritten. Im Ernstfall kann damit der Warnplan mit all den dazugehörenden Verhaltensregeln und Informationen zum Schutz der Bevölkerung aktiviert werden. Die Messwerte werden stündlich aktualisiert und sind auf der Homepage der Landesumweltagentur  abrufbar (www.provinz.bz.it/umweltagentur/strahlungen/radioaktivitaet.asp).

Laufend kontrolliert wird auch die Radioaktivitiät von Lebensmitteln. "Nur in einigen Beeren wie Schwarzbeeren und Preiselbeeren sowie im Wildfleisch sind noch Cs-137 Konzentrationen nachweisbar", erklärt Luca Verdi. „Auch die meisten essbaren Pilze sind betroffen. Cs-137 ist etwa in Steinpilzen, Pfifferlingen und Herrennagelen nachweisbar, aber die Werte liegen absolut im Normbereich. Die Zigeunerpilze hingegen weisen Werte im Grenzbereich auf, allerdings gerechnet auf einen täglichen Konsum von zwei Kilogramm." Was Messproben bei Milch, Nudeln, Obst und Gemüse betrifft, könnten auch da noch radioaktive Spuren nachgewiesen werden, allerdings im vernachlässigbaren Bereich, so Verdi.

"Nach Tschernobyl wurden überall in Europa Laboratorien zur Überwachung der Radioaktivität aufgebaut, und seither ist die Gefährlichkeit der Radioaktivität im Bewusstsein der Bevölkerung verankert", unterstreicht Umweltlandesrat Richard Theiner. Gemeinsam mit Gesundheitslandesrätin Martha Stocker konnte er am heutigen Jahrtag von Tschernobyl die Vertreter der Vereinigung "Chernobyl Alto Adige Südtirol" (www.caasu.it) und 15 Kinder aus Weißrussland im Landhaus 11 in Bozen begrüßen. Seit Jahren setzt sich die Vereinigung für die Kinder in dieser Region ein und organisiert den Aufenthalt von weißrussischen Kindern bei Südtiroler Familien. "Das Immunsystem von Kindern ist den Gefahren der Radioaktivität am stärksten ausgesetzt. Eine gesunde Ernährung und der Aufenthalt in nicht kontaminierten Gebieten wie Südtirol tragen dazu bei, ihren Organismus zu stärken und die Konzentration von Cäsium 137 in ihrem Körper bis zu 57 Prozent zu reduzieren", bedankte sich Präsidentin Sara Endrizzi für die Unterstützung der Landesräte.

Mit Radioaktivität im Zusammenhang steht auch das Thema Radon. "Radon hat nichts mit Tschernobyl zu tun, sondern ist ein radioaktives natürliches Gas, das in großen Konzentrationen Lungenkrebs hervorruft", erklärt Luca Verdi. Das Labor für physikalische Chemie informiert über die Reduzierung und Vermeidung der Radonbelastung beim Bauen und Sanieren, mit dem Ziel, das Gesundheitsrisiko in Verbindung mit Radon so gering wie möglich zu halten. Infos dazu gibt es auf der Webseite der Landesumweltagentur unter www.provinz.bz.it/umweltagentur/strahlungen/radon.asp.

Video- und Audiodateien zum Herunterladen:

Labor für physikalische Chemie der Landesumweltagentur
https://we.tl/G99u988yGe

Interview Luca Verdi
https://we.tl/Q7aERoIbgY

Interview Luca Verdi (nur Audio)
https://we.tl/bEUU3zZdmc

mpi

Bildergalerie

30 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl: Die Lage in Südtirol