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Grenzüberschreitendes EU-Projekt zur Sicherung pflanzlicher Genressourcen

LPA - Das grenzüberschreitende EU-Projekt "Gene Save" wurde heute Vormittag im Versuchszentrum Laimburg im Felsenkeller bei einer Pressekonferenz durch den Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder und den Landeshauptmannstellvertreter von Nordtirol, Ferdinand Eberle, im Rahmen des Interreg-Programmes vorgestellt. Es soll die Erhaltung und Sicherung lokaler Getreide-, Gemüse- und Apfelsorten in Süd- und Nordtirol ermöglichen. Weiters wurde die Bevölkerung aufgerufen, die alten Sorten zu melden.

Bis vor 30 Jahren war es keine Seltenheit, dass bis auf 2000 Meter Meereshöhe Getreide angebaut wurde. Heute jedoch leuchtet im Juli kein goldgelbes Kornfeld mehr ins Tal, kaum eine Garbe ist mehr zu sehen und der Ackerbau hat einen starken Rückgang zu verbuchen. Das Ackerland ist allein hierzulande von 13.000 Hektar im Jahre 1970 auf 2.000 Hektar heute zurückgegangen. Der Anbau von Getreide wurde unrentabel und hochgezüchtete Sorten aus dem Ausland wurden in Südtirol eingeführt. Als Konsequenz verschwanden immer mehr lokale Getreide- und auch Gemüsesorten, die von den einheimischen Bauern teilweise sogar über Jahrhunderte angebaut wurden. Diese Sorten waren oder sind somit hervorragend an die örtlichen Klimabedingungen und Höhenstufen angepasst.

 
Die Erhebung alter, lokaler Getreide-, Gemüse- und Apfelsorten ist primäres Ziel des Gemeinschaftsprojektes "Gene Save" zur Sicherung pflanzlicher Genressourcen. Dabei sollen Saat- und Pflanzengut gesammelt , auf einer Genbank konserviert und wieder vermehrt in den Anbau gebracht werden. Landeshauptmann Durnwalder  betonte die Wichtigkeit dieses Projektes sowohl für den Sektor der Landwirtschaft als auch für den Bereich der Kultur: "In der heutigen materialistischen Zeit soll man erhalten und konservieren, auch wenn es um Pflanzen geht! Deshalb sollen die Bauern alte Sorten ausfindig machen, um diese zu retten! " Daher ist die Bevölkerung aufgerufen, Pflanzgut, altes Saatgut oder Standorte von alten Apfelbäumen zu melden oder bereitzustellen, in Südtirol an das Versuchszentrum Laimburg (sogenannte Meldekarten hierfür erscheinen im August 2003 in der Zeitschrift "Der Landwirt"), in Nordtirol an die Genbank oder an die Landwirtschaftskammer Tirol. Experten werden dann die Erhebungen überprüfen, das Saatgut sammeln und wissenschaftliche Experimente, d.h. Keimversuche, Anbauversuche und Sortenbeschreibungen durchführen.  

Das Pflanzmaterial wird in eigenen Sortengärten am Versuchszentrum Laimburg bzw. in Nordtirol gesichert, das Saatgut in den Genbanken beider Landesteile, wobei jede Genbank gleichzeitig als Sicherheitsgenbank für den anderen Projektpartner fungiert, um die Auswirkungen von katastrophalen Ereignissen (wie z.B. Brand, Krankheiten) auf ein Minimum zu reduzieren.

Der Tiroler Landeshauptmannstellvertreter Eberle betonte, dass man die vorhandenen Ressourcen nützen solle. Der Schwerpunkt dieses Projektes liegt in Nordtirol in der Grünlandwirtschaft und in Südtirol im Obstbau (allen voran der Apfel). Der Direktor des Versuchszentrums Laimburg, Josef Dalla Via, erklärte, dass es in Nordtirol bereits eine Genbank gäbe, die typische Südtiroler Samen konservierte. Der Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer, Ludwig Penz, hob hervor, dass dieses Projekt für beide Landesteile von großem Vorteil sei.

Die Projektpartner von "Gene Save", welches bis 2007 laufen soll, sind auf Südtiroler Seite das "Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg" und der "Verein Sortengarten Südtirol"; auf der Nordtiroler Seite die "Genbank Nordtirol", die "Abteilung Agrartechnik und Agrarförderung des Landes Tirol" und  die "Landeslandwirtschaftskammer Tirol". Die Projektkosten belaufen sich für Südtirol auf ca. 800.000 Euro: ca. 300.000 Euro für das Interreg-Programm und ca. 500.000 Euro für Eigenleistung (z.B. Aufbau der Genbank).

mm