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Morgen Internationaler Tag der Biodiversität: "Rückzugsgebiete erhalten“

Umweltlandesrat Richard Theiner ruft anlässlich des morgigen Internationalen Tages der Biodiversität zu einem achtsameren Umgang mit Raum und Landschaft auf. Südtirol ist längst nicht mehr eine Insel der Seligen: Rund 41 Prozent der heimischen Tierarten sind bedroht und 27 Prozent der Pflanzenarten gelten als gefährdet.

Magerwiesen sind ein wichtiger Rückzugsort und tragen zum Erhalt der Artenvielfalt bei./Foto Josef Hackhofer

Seit 2001 wird der 22. Mai als Internationaler Tag der biologischen Vielfalt gefeiert. Er erinnert an den 22. Mai 1992. An diesem Tag wurde von den Vereinten Nationen ein Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) offiziell angenommen. Die Ziele dieser Konvention sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt, die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile sowie die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich daraus ergebenden Vorteile. Im heurigen Jahr lautet das Motto "Biodiversität für nachhaltige Entwicklung".

"Der Erhalt der Artenvielfalt betrifft sehr stark auch Südtirol, denn vor allem durch die intensive Nutzung der Tallagen und die damit einhergehende Vernichtung, Zerschneidung und Isolierung von Restbiotopen sind viele Pflanzen- und Tierarten in Südtirol trotz der vielen Schutzgebiete bedroht", so Umweltlandesrat Richard Theiner. Das neue Gesetz für Raum und Landschaft werde diesem Aspekt Rechnung tragen und einen zunehmenden Verbrauch freier Flächen bzw. die zunehmende Zersiedelung in Zukunft verhindern. Es müsse allerdings eine gesamtgesellschaftliches Anliegen sein, die Artenvielfalt in Südtirol auch für kommende Generationen zu erhalten. "Jeder ist für die Umwelt verantwortlich und kann einen Beitrag für deren Schutz leisten", so Landesrat Theiner.

Laut Informationen des Landesamtes für Landschaftsökolgie sind 41 Prozent der heimischen Tierarten bedroht. Damit liegt Südtirol im europäischen Mittelfeld. In der Roten Liste der gefährdeten Gefäßpflanzen Südtirols (Wilhalm & Hilpold, 2006) steht, dass 3,3 Prozent der Pflanzenarten als verschollen bzw. ausgestorben gelten und 27 Prozent als gefährdet. Laut einem von der EU-Kommission und der Europäischen Umweltagentur (EEA) kürzlich veröffentlichten Bericht über den "Zustand der Natur" in Europa sind geänderte Anbaupraktiken, Überweidung, Dünger und Pestizide sowie vom Menschen herbeigeführte "Änderungen der natürlichen Bedingungen" Hauptgründe für den Verlust der Biodiversität.

Joachim Mulser, Biologe im Landesamt für Landschaftsökologie, weist in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung von ungedüngten Magerwiesen für den Erhalt der Artenvielfalt hin: "Besonders für gefährdete Tierarten wie in den Wiesen brütende Vögel, Schmetterlingslarven sowie für bedrohte Pflanzenarten, wie Anemonen, Primeln und seltenen Orchideen, sind die extensiv genutzten Wiesen letzte Rückzugsgebiete." Damit vielfältige Pflanzengemeinschaften erhalten bleiben, müssen die Flächen laut dem Alm- und Wiesenexperten Walter Dietl "standortgemäß und artengerecht" genutzt werden. Die dabei entstehende Mehrarbeit bzw. der Minderertrag werden von der Landesabteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung und der Europäischen Union durch Landschaftspflegeprämien abgegolten. Das Land zahlt im Schnitt 1,8 Milllionen Euro Landschaftspflegeprämien jährlich aus.

Die Roten Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten in Südtirol können auf der Homepage der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung unter folgenden Links nachgelesen werden: http://www.provinz.bz.it/natur-raum/themen/rote-liste-gefaesspflanzen.asp und http://www.provinz.bz.it/natur-raum/themen/rote-liste-gefaehrdete-tiere.asp.

 

rm