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Fachtagung zum Permafrost: Umweltveränderungen im Auge behalten

Permafrost ist in den Alpen häufiger verbreitet als angenommen. Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler aus Südtirol und Tirol, die im Rahmen des Interreg IV-Projektes "permaqua" die Auswirkungen des alpinen Permafrostes auf den Wasserhaushalt und die Gewässerökologie im Hochgebirge erforscht haben. Die Studienergebnisse wurden heute im Palais Widmann in Bozen vorgestellt.

Landesrat Christian Tommasini eröffnete heute die Tagung zum Interreg IV-Projekt "permaqua"./Foto LPA

"Um vorbeugende Maßnahmen treffen zu können, ist es sehr wichtig, Studien in diesem Bereich zu unterstützen", sagte Landesrat Christian Tommasini heute (26.02.) bei der Abschlusskonferenz zum Interreg-IV-Projekt "permaqua" im Palais Widmann in Bozen. In sieben Fachvorträgen wurden die Ergebnisse der dreijährigen Untersuchungen zum Permafrost und seinen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Gewässerökolgie im Hochgebirge dargelegt. Anwesend waren unter anderem Volkmar Mair, Direktor des Landesamtes für Geologie und Baustoffprüfung, Paolo Gabrielli vom Byrd Polar Research Center der Ohio State University, eines der weltweit führenden Zentren für Eisbohrkernuntersuchungen, Gerfried Winkler vom Institut für Erdwissenschaften der Universität Graz und Karl Krainer von der Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck.

Laut den Forschungsergebnissen ist Permafrost ist in den Alpen oberhalb von 2500 Meter häufiger verbreitet als vielfach angenommen. In Südtirol sind etwa 440 Quadratkilometer bzw. sechs Prozent der Landesfläche von Permafrost bedeckt, in Österreich rund 2000 Quadtratkilometer  Aufgrund seiner Temperatur von nahe Null Grad Celsius ist Permafrost besonders anfällig auf Klimawandel. Klimamodelle prognostizieren für die Alpen eine Erwärmung von etwa vier Grad Celsius bis 2100, was u.a. zu einem verstärkten Abschmelzen des Permafrosts führen wird. In diesem Zusammenhang sind als Folge zunehmender Hanginstabilität auch verstärkte Steinschlag- und Felssturzaktivität, Hochwasser- und Murengefahr bzw. Veränderungen im hydrologischen Regime mit Auswirkungen auf die Ökologie im hochalpinen Raum zu erwarten.

Erste Ergebnisse aus dem Interreg IVB Alpine Space Projekt PermaNET zeigen, dass Gewässer aus abschmelzendem Permafrost hohe Gehalte an Schwermetallen enthalten können. Diese Werte liegen mancherorts weit über dem Grenzwert für Trinkwasser. Es ist bereits nachgewiesen, dass diese hohen
Schwermetallkonzentrationen nicht geologisch bedingt sind. Über ihre genaue Ursache oder ihre Herkunft gibt es derzeit aber noch keine fundierten Ergebnisse. Ebenso wenig bekannt sind die Auswirkungen der hohen Schwermetallkonzentrationen auf Flora und Fauna in Gewässern im Hochgebirge.

Das Projekt "permaqua" ist  im November 2011 gestartet. Am
Projekt waren das Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung als Lead Partner und das Biologische Labor der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol sowie die Universität Innsbruck aktiv beteiligt. Das Gesamtbudget betrug 631.000 Euro. Im Rahmen des Projekts wurden Wasseranalysen mit bereits vorhandenen Informationen verglichen, um in geeigneter Weise auf die aktuellen Änderungen in Permafrostgebieten reagieren zu können.

Die Projektteilnehmer haben verschiedene Gewässer im Einflussbereich des Permafrosts auf ihre chemischen und biologischen Eigenschaften untersucht. Es wurde ein Zustandsbericht über die von Permafrost beeinflussten und unbeeinflussten Gewässer erarbeitet.  Das bestehende internationale Permafrostmonitoring Netzwerk in Nord- und Südtirol wurde zur Erfassung der klimabedingten Veränderung im Permafrost weitergeführt und ausgebaut. An der Sellastock-Nordseite, nahe dem Grödner Joch, im Bereich des Drachensees (Lech dl Dragon) wurden am Blockgletscher Murfreit zwei Kernbohrungen durchgeführt und die Eiskerne an das weltweit renommierte Byrd Polar Research Center der Ohio State University verschickt. Die Auswertung der Analysen der Eiskerne ist derzeit noch im Gange. Die endgültigen Ergebnisse des Interreg IV-Projektes werden in einem Endbericht zusammengefasst, der im Herbst 2015 erscheinen soll. Zudem ist eine Informationsbroschüre geplant, welche einen groben Einblick in die Tätigkeit und in die Ergebnisse von "permaqua" geben soll. Das Interreg IV-Projekt wurde vom Europäischen Fond für regionale Entwicklung der Europäischen Union kofinanziert.

Weitere Informationen zum Projekt können im Internet nachgelesen werden unter http://www.permaqua.eu/.

rm

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