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Forum Berggebiete/2: Förderung von Pflege und Nutzung des Waldes
LPA - Wald hat einen großen Wert für die Gesellschaft, bringt aber wenig Rendite für den Waldbesitzer: Dies das Fazit einer Rechnung von Geremia Gios von der Wirtschaftsfakultät der Universität Trient. Im Mittelpunkt der abschließenden Diskussion des Forums Berggebietestand heute in Neustift vor allem die Frage, wie der Wald gesund erhalten und der Preis für Holz im Berggebiet gehoben werden kann.
"Wenn man alle Funktionen des Waldes nach marktwirtschaftlichen Kriterien bewertet, entspricht die Leistung des Waldes je nach Lage und Qualität einem Marktwert von 300 bis 2000 Euro pro Hektar und Jahr", sagte Gios. Er bewertete dabei Funktionen wie die Holzproduktion, den landschaftlichen Wert, Wasser- und Klimaschutz, die Weide, Jagd usw. Der effektive Erlös für den Waldbesitzer macht heute aber lediglich sieben Prozent aus. "Eigentlich entspricht die Waldleistung dem eines ertragreichen Weingutes", verglich Gios. Wie man den Preis für das Holz aus den Waldgebieten steigern kann, war das Hauptthema in der abschließenden Diskussion des Forum Berggebiete. Dabei kamen verschiedene Modelle zur Sprache.Erster Diskussionspunkt waren die Förderungsmöglichkeiten. Mehrfach lobend erwähnt wurde das Trentiner und Südtiroler Modell, die Bringungskosten für Schlägerungen im Schutzwald unter erschwerten Bedingungen zu fördern. Voraussetzungen dafür seien eine Mindestentfernung von Forstwegen. "Im Berggebiet ist es nicht sinnvoll, das Forstwegenetz auszubauen", betonte LH Durnwalder. Daher sei dies keine Wettbewerbsverzerrung, es werde lediglich eine Erschwernis ausgeglichen. Positiv beurteilte die Tagung vor allem die Tatsache, dass durch die Förderung pro Festmeter die aktive Pflege des Waldes gefördert werde, während eine Flächenprämie lediglich den Besitz, aber nicht die Tätigkeit im Wald belohne. Balthasar Huber von der EU-Kommission bestätigte, dass diese Förderung nicht EU-widrig sei und auch bei den WTO-Verhandlungen kein Problem darstelle, da es sich hier um einen Ausgleich der Benachteiligung handle.
Der Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Georg Mayr, schlug vor, dass die öffentliche Hand die Schlägerung in Schutzwäldern übernehmen sollte, wenn der Waldbesitzer aus Kostengründen nicht mehr dazu imstande sei. Wie Tagungs-Teilnehmer aus Österreich und der Schweiz berichteten, gibt es dort zwar bereits entsprechende Modelle, sie hätten aber nicht den erwünschten Erfolg gezeigt. Hier wären also noch Optimierungen nötig.
Zur Sprache kam auch die logistische Unterstützung bei der Verwertung des Holzes aus den Bergwäldern. Einig war man sich darüber, dass man einen höheren Preis nur durch ein wesentlich stärker konzentriertes Angebot erreichen könne. Die Konkurrenz aus Ost- und Nordeuropa verfüge über große Partien und somit einem leicht verfügbaren, einheitlichen Angebot für die großen Sägewerke. Um dem entgegenzuhalten, müsse es in den Berggebieten viel mehr Gemeinschaftsverkäufe geben. Trotz erster erfolgversprechender Initiativen steht der heimischen Holzwirtschaft laut Tagungsteilnehmern hier aber noch ein weiter Weg bevor. Eine Hilfe sei auf alle Fälle logistische Unterstützung. "In der Steiermark zum Beispiel haben wir gute Erfahrungen mit Verkaufs- und Dienstleistungsgemeinschaften, wo Bauern auch Forstarbeit und Vermarktung gemeinsam organisieren und anderen Waldbesitzern anbieten", sagte ein Tagungsteilnehmer.
Große Hoffnung für die Zukunft stecken die Tagungsteilnehmer in die Energiegewinnung aus Holz. Daran sei aber erst zu denken, wenn die Rohstoffpreise für fossile Brennstoffe weiter steigen, hieß es bei der Diskussion. Derzeit sehe die Situation leider ernüchternd aus: Es seien zwar viele Holzfeuerungsanlagen entstanden. Da die Hackschnitzel aber vorwiegend aus Sägewerken kommen und diese ihr Holz aus dem Ausland beziehen, bleibe die Wertschöpfung nicht bei den heimischen Waldbesitzern. Das Nordtiroler Modell, bei dem die Hackschnitzelanlagen durch die Förderung verpflichtet werden, zehn Prozent ihres Bedarfes aus heimischem Wald zu beziehen, sei ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, reiche aber nicht aus, sagte LH Durnwalder.
Als wichtig für die Verjüngung des Bestandes wurde auch der Schutz vor Wildschäden bezeichnet. Unterstützung erhielt die Südtiroler Landesregierung dabei für ihre unpopuläre Maßnahme, bei Untätigkeit der Reviere Zwangsabschüsse für Wild zu verordnen. "Die Jagd muss sich hier im Zweifel der Schutzfunktion des Waldes unterordnen", sagte ein Forstbeamter.
bch