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Tag der Artenvielfalt: 1.000 verschiedene Pflanzen und Tiere in St. Felix
Über 1.000 Pflanzen- und Tierarten machten rund hundert Forscher kürzlich bei der fünfzehnten Auflage des Tages der Artenvielfalt in St. Felix ausfindig. Auch eine für den Nonsberg neue Pflanzenart wurde entdeckt.
Aufgeteilt auf 16 Gruppen untersuchten Experten aus Nord- und Südtirol, dem Trentino und dem Belluno beim fünfzehnten Tag der Artenvielfalt am vergangenen Samstag, 26. Juni, die verschiedenen Lebensräume von Pflanzen und Tieren in St. Felix am Nonsberg: stehende Gewässer, Fließgewässer, Moore, Kalkfelsen, Buchen- und Tannenbestände, Fichtenwälder, Feuchtflächen und Weiden, Lärchenwiesen, Grünland und das Dorfzentrum. "Die bewährte Veranstaltung im Zeichen der Artenvielfalt bringt jährlich Wissenschaftler und Laien zu einem gemeinsamen Tag der Feldforschung zusammen", erklärt der Direktor des Naturmuseums Südtirol, Vito Zingerle. So wirkten etwa das Biologische Landeslabor, die Gruppe "Bresadola", die Arbeitsgemeinschaft für Vogelschutz und Vogelkunde, der Naturtreff Eisvogel, die Arbeitsgruppe "Libella" und der Arbeitskreis Flora von Südtirol sowie die jeweiligen Gemeindeverwalter als bewährte Partner am Tag der Artenvielfalt mit.
Das mittlerweile feststehende Zwischenergebnis von 1.012 aufgezeichneten Pflanzen- und Tierarten zwischen dem Ortskern von St. Felix und dem Felixer Weiher beinhaltet auch eine Neuentdeckung für das erforschte Gebiet. Die "Kurzährige Segge" ist neu für den Nonsberg: Am Mendelzug selbst gibt es nur vereinzelte historische Nachweise, ansonsten kommt dieses Sauergras nur in den Dolomiten und am Ortler vor", erklärt der Koordinator des Tages der Artenvielfalt, Thomas Wilhalm. Viele Ergebnisse seien noch ausständig, da es noch genauerer Laboruntersuchungen bedarf. Dies gilt insbesondere für viele boden- und gewässerbewohnende Lebewesen, deren Artbestimmung großen Aufwand bedeutet. Die detaillierten Ergebnisse der Feldforschung fließen in die wissenschaftliche Datenbank des Naturmuseums ein und werden in der nächsten Ausgabe der Museumszeitschrift "Gredleriana" Ende des Jahres veröffentlicht.
Neben der Neuentdeckung der "Kurzährigen Segge" konnten anlässlich des Tages der Artenvielfalt weitere wissenschaftliche Ergebnisse erzielt werden: Für die Organismengruppe der Pilze wurde im untersuchten Gebiet etwa der "Kleine Helmling" gefunden, dessen Besonderheit sein blaues Pilzgeflecht ist. Im Bereich der Flechten hingegen konnten am Tag der Artenvielfalt rund um St. Felix etwa vierzig baumbewohnende Arten nachgewiesen werden. Der Fund des schwer zu bestimmenden und relativ seltenen "Rogers Goldhaarmooses", das im obersten Stammbereich von Föhren wächst, gehört zu den bemerkenswerten Ergebnissen der Organismengruppe Moose. Die Experten wiesen am Nonsberg zudem etwa 500 Arten von Farn- und Blütenpflanzen, darunter 13 Orchideenarten und die Paradieslilie nach. "Letztere ist das Wahrzeichen der Lärchenwiesen von St. Felix, erleidet aber auch hier wie andernorts in Südtirol dasselbe Schicksal: Mit zunehmender Intensivierung der Landwirtschaft verschwindet sie", erklärt Wilhalm.
70 Arten von Spinnen, 16 Heuschreckenarten sowie acht Libellenarten rund um den Felixer Weiher konnten am vergangenen Samstag beobachtet werden. Mit dem Wetter zu kämpfen hatte die Gruppe der Bienen und Wespen: Bei fehlendem Sonnenschein fliegen die Tiere nicht aus. Im Bereich der Amphibien und Reptilien war am diesjährigen Tag der Artenvielfalt kein Experte anwesend, sodass nur wenige Arten beobachtet werden konnten. Dafür wurden 150 Schmetterlingsarten verzeichnet, darunter zahlreiche nachtaktive Falter, die mithilfe eines Leuchtzeltes angelockt wurden. Erfolgreich war auch die Beobachtung der Vögel: Insgesamt 58 verschiedene Arten konnten nachgewiesen werden, darunter der Wanderfalke, der Wespenbussard, der Sperlingskauz und fünf Spechtarten. Die Fledermäuse wurden mithilfe eines Detektors beobachtet und bestimmt. Für die Kieselalgen steht die genaue Untersuchung noch aus: Diese wurden mit einer Zahnbürste von den Steinen der Fließgewässer abgebürstet und werden noch im Labor bestimmt.
Für die Hornmilben ist ebenfalls eine genauere Laboruntersuchung notwendig. Der Koordinator Thomas Wilhalm erwartet sich dabei die Entdeckung neuer Arten. "Diese Tiere wurden in Südtirol bisher kaum untersucht, da es sich um ein sehr spezielles Fachgebiet handelt", so Wilhalm. In den vergangenen Jahren habe es deshalb im Bereich der Milben immer wieder Neufunde für die Provinz Bozen, aber auch für Gesamtitalien gegeben.
Bei der abschließenden Präsentation der Forschungsergebnisse im Kulturhaus von St. Felix äußerten sich die Fachleute sehr positiv über den ökologischen Zustand und die hohe Artenvielfalt im Untersuchungsgebiet. Die Experten appellierten an die Politik, diesen Schatz zu erkennen und die Verantwortung für die Bewahrung der Biodiversität wahrzunehmen. Besonderes Interesse an der Veranstaltung zeigte auch der Bürgermeister der Gemeinde Unsere Liebe Frau im Walde/St. Felix, Patrik Ausserer, der dem Tag der Artenvielfalt beiwohnte und die Forscher begleitete.
Im nächsten Jahr sollen anlässlich des Tages der Artenvielfalt Ende Juni die Flora und Fauna des Sarntals genauer unter die Lupe genommen werden. Die Aktion wird seit dem Jahr 2000 jährlich vom Naturmuseum Südtirol und dem Landesamt für Naturparke organisiert. Weitere Informationen im Naturmuseum Südtirol, Bindergasse 1, 39100 Bozen, Tel. 0471 41 29 60 und im Internet unter http://www.naturmuseum.it/.
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