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Neue Leitlinien für Pflanzenschutz - Landesrat Schuler: "Schritt weiter"
Mit den Leitlinien, die gestern (1. Juli) von der Landesregierung genehmigt worden sind, soll die Gesundheit der Bevölkerung durch die Anwendung des Vorsorgeprinzips geschützt werden: "Überall, wo Pflanzenschutzmittel Verwendung finden", unterstreicht Landesrat Schuler, "müssen verstärkt modernste Technik eingesetzt und entsprechende Abstandsregelungen getroffen werden".
Aufklären, informieren und sich der Diskussion stellen: Das ist das Anliegen von Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich im Bereich Pflanzenschutz sehr viel getan. In Südtirol ist der integrierte Obstanbau seit vielen Jahren gängige Praxis. Der integrierte Anbau nützt die Widerstandskräfte der Natur, schont Nützlinge und fördert deren Ausbreitung durch gezielte ökologische Maßnahmen. 93 Prozent der Obstproduzenten befolgen die Richtlinien der Arbeitsgruppe für den Integrierten Obstanbau in Südtirol Agrios. Darin wird festgehalten, dass der Obstbauer eine landwirtschaftliche Ausbildung erhalten und sich ständig weiterbilden muss. Der Südtiroler Beratungsring informiert regelmäßig die über 6100 Bauern und Bäuerinnen über eine umweltgerechte Produktion. Diese Bauern kontrollieren kontinuierlich die Obstbäume und Rebanlagen auf mögliche Schädlinge. Dies ist ein einzigartiges, kapillares und sehr effektives Kontroll- und Informationsnetz.
Pflanzenschutzmittel, die in die Kategorie "giftig" und "sehr giftig" fallen, werden im Obst- und Weinbau laut Agrios-Richtlinien nicht mehr eingesetzt. "An der kontinuierlichen Verbesserung der Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion", unterstreicht Landesrat Schuler, "führt kein Weg mehr vorbei. Auch die Förderung der biologischen Vielfalt durch verringerten Pflanzenschutzmitteleinsatz und durch die Anpflanzung von Hecken wird weiter vorangetrieben." Unmittelbar hinter einer Hecke kann die Abdrift von Pflanzenschutzmitteln auf Nachbargrundstücke im Idealfall um nahezu 100 Prozent verringert werden.
"Wir haben jetzt ein ganzes Paket an Maßnahmen geschnürt, um das Thema Pflanzenschutz von mehreren Seiten aufzuarbeiten", berichtet Landesrat Schuler. "Wir wollen durch Studien, Untersuchungen und Versuche mehr über Pflanzenschutzmittel erfahren und deren Auswirkungen überprüfen." Dazu zählen eine langfristig angelegte epidemiologische Studie, das Bienenbeobachtungsprogramm Apistox des Versuchszentrums Laimburg in Zusammenarbeit mit der Universität Bozen und dem Imkerbund sowie eine Rückstandsanalyse auf Kräuter.
"In einem weiteren Schritt wollen wir die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln verbessern", führt Landesrat Schuler aus: Auf Versuchsfeldern werden Untersuchungen unter wechselnden Bedingungen zu den Möglichkeiten und Grenzen verschiedener abdriftmindernder Techniken durchgeführt. Ein erfolgreicher Ansatz ist das Verwenden von Injektordüsen, mit denen die Abdrift wesentlich verringert werden kann.
Der Bioanbau in Südtirol nehme immer mehr zu, weist der Landesrat hin: "Es gilt, ein gemeinsames Miteinander und Nebeneinander für alle Anbaumethoden zu ermöglichen. Deshalb ist ein Rahmenabkommen zwischen den Bioverbänden, dem Beratungsring, den Erzeugerorganisationen VOG (Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften) und VI.P (Verband der Vinschgauer Produzenten für Obst und Gemüse) und dem Südtiroler Bauernbund geschlossen worden. Dieses Abkommen, das jetzt unterschrieben worden ist, soll ein konfliktfreies Nebeneinander von benachbarten biologischen und integrierten Produzenten erleichtern. Weiters soll auch ein Abkommen zwischen den Produzenten von Obst und den Bauern, die andere Kulturen bewirtschaften, getroffen werden. Damit soll jedem ermöglicht werden, unbeeinträchtigt vom Nachbarbewirtschafter auf seine Weise zu produzieren."
Der Nationale Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist seit dem 13. Februar in ganz Italien in Kraft. Auch in Südtirol hat die gesellschaftspolitische Aufmerksamkeit der Bevölkerung in Bezug auf Pflanzenschutzmittel zugenommen. Deswegen will nun das Land mit den neuen landesweiten Regeln italienweit eine Vorreiterrolle einnehmen und noch höhere Standards als der Nationale Aktionsplan vorgeben. "Wir wollen wie bei der Qualitätskontrolle und der Lagertechnik in der Landwirtschaft auch im Bereich Pflanzenschutz zu den Innovativsten gehören", betont Landesrat Schuler.
Die Leitlinien lassen sich in drei Abschnitte einteilen: Der erste Abschnitt beinhaltet die Maßnahmen im Sinne des nationalen Aktionsplans zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Dabei werden die sensiblen Zonen festgelegt, in deren Umfeld das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln mit Risiko-Sätzen besonders streng geregelt wird. Diese Zonen sind öffentliche Plätze, Schulen, Kindergärten und Einrichtungen des Gesundheits- und Pflegewesens. Weiters werden die im nationalen Aktionsplan vorgesehenen abdriftmindernden Maßnahmen definiert. "Im zweiten Abschnitt gehen wir noch einen Schritt weiter", weist Landesrat Schuler hin, "und definieren weitere sensible Zonen wie öffentliche und private Gebäude, private Parks und Gärten, Straßen und Fußwege innerhalb verbauter Ortskerne, Radwege und Radrouten, die im Bauleitplan der Gemeinde eingetragen sind. Dabei wird grundsätzlich für alle Pflanzenschutzmittel ein Sicherheitsabstand eingeführt." Im dritten Abschnitt sind Kontrollen vorgesehen. "Um diese Maßnahmen auch durchsetzen zu können", schließt Landesrat Schuler, "sind erstmals entsprechende Kontrollen durchzuführen und entsprechende Strafen vorzusehen, diese sollen auf 1000 bis 10.000 Euro festgelegt werden". Zentrales Ziel der Leitlinien ist es, Klarheit für die Ausbringer von Pflanzenschutzmitteln und Sicherheit für die gesamte Bevölkerung zu gewährleisten.
mac
Pflanzenschutz: Landesregierung verabschiedet neue Leitlinien
Landesrat Schuler erläutert die neuen Leitlinien in Sachen Pflanzenschutz
Landesrat Schuler erläutert die neuen Leitlinien in Sachen Pflanzenschutz
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