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Enormes Potential: Experten diskutieren über Wert der Marke "Welterbe"
"Weltweit enormes Potential" haben Experten den Dolomiten dank ihres Prädikats "Unesco Weltnaturerbe" attestiert. Die Experten waren von der Welterbe-Stiftung zu einer Tagung beim IMS in Brixen eingeladen worden, um über den Wert der Marke Weltnaturerbe und über die Entwicklungsmöglichkeiten in den Dolomiten zu diskutieren.
Die Zuerkennung des Prädikats "Welterbe" durch die Unesco gilt als Nobelpreis für Kulturstätten und Naturlandschaften in aller Welt. Entsprechend groß sei das Potential, das mit diesem Prädikat verbunden sei, besonders für eine Landschaft wie die Dolomiten. Voll entfalten könne sich dieses Potential allerdings nur, wenn Ökologie und Ökonomie zusammenwirkten, betonte der Landschaftsschutzlandesrat und derzeitige Präsident der Welterbe-Stiftung bei der Eröffnung der Tagung im Rahmen des International Mountain Summit (IMS) in Brixen. Südtirol, so der Landesrat, bringe dafür optimale Voraussetzungen mit, "weil sich die Menschen hier sowohl wirtschaftliche Entwicklung wünschen, als auch eine intakte Natur". Als Verbündete bezeichnete der Landesrat Landwirte, Jäger, Fischer und Bergsteiger, weil diese in der Natur, mit der Natur und von der Natur lebten. Er plädierte zudem für die Schaffung einer Plattform zwischen Wirtschaft und Umwelt und nannte die Gemeinde Villnöß als Beispiel dafür, wie die Stärken Südtirols voll entfaltet werden könnten.
Deren Bürgermeister Robert Messner war der Praktiker in der Runde, der auf die vorbildliche Entwicklung seines Tals verweisen konnte: Die Landschaft sei weitgehend intakt, es gebe nur einen kleinen Dorflift, dafür aber ein gut angelegtes Netz von Wanderwegen. Das ganze Tal sei ans Breitbandnetz angeschlossen, die Gemeinde dank mehrerer Wasserkraft- und Fernheizwerke energieautark. "Dazu wird in der Landwirtschaft genauso wie in der Gastronomie und Hotellerie auf Nachhaltigkeit und Authentizität gesetzt", so Messner.
Horst Wadehn, Vorsitzender der Unesco-Welterbestätten Deutschlands, zeigte dagegen auf, wie perfekt Deutschland seine 38 Welterbe-Stätten positioniert. Heimlich, still uns leise habe sich Deutschland in knapp zwei Jahrzehnten zum Reiseland entwickelt, so Wadehn. Mit verantwortlich dafür seien die Welterbe-Stätten, locke doch allein der Kölner Dom jährlich zwölf Millionen Besucher an. Wadehn verwies zudem darauf, dass Europa insgesamt gerade wegen seiner kulturellen Vielfalt eine große Anziehungskraft auf Menschen aus Asien und Amerika ausübe.
Die Bedeutung der vom Menschen hinterlassenen Spuren, die noch nicht dem allgemeinen Fortschrittsglauben geopfert worden seien, zeigte indes Philippe Daverio, italienischer Kulturkritiker, Kolumnist und Landschaftsschützer, auf. Daverio sprach sich in seinem Referat dafür aus, handwerkliche, architektonische, natürliche und kulturelle Zeichen aus früheren Zeiten so gut wie möglich zu erhalten.
chr