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Mediengespräch mit LR Pichler Rolle (2/2): Mehr Dialog im Naturschutz
"Unser Kapital sind die Natur und Landschaft. Dieses Bewusstsein müssen wir noch stärker in der Bevölkerung verankern und zu einem echten Dialog zwischen Naturschutz- und Wirtschaftsinteressen gelangen", so Landesrat Elmar Pichler Rolle heute (13. August) bei seinem Mediengespräch zum Legislaturende. Als konkrete Ziele nannte Pichler Rolle die Aufnahme von Lang- und Plattkofel in den Naturpark Schlern-Rosengarten, den Schutz der Villanderer Hochmoore, die Lösung des Verkehrsproblems auf den Passstraßen und den Erhalt der Artenvielfalt in den Etschgräben.
"Egal ob Alpenvereine, Dachverband, Jäger oder Fischer auf der einen oder Seilbahnunternehmer, Hoteliers oder Bauern auf der anderen Seite: Alle setzen sich für ihre spezifischen Interessen ein, aber kaum einmal gibt es einen echten Dialog zwischen den verschiedenen Interessensvertretungen", konstatierte Landesrat Pichler Rolle bei Natur- und Landschaftsthemen eine unterentwickelte Diskussionskultur. "Wir wollen und müssen eine Plattform für einen echten Dialog schaffen", ist der Landesrat überzeugt. Als Beispiel nannte Pichler Rolle die Landwirtschaft: "Unsere Kulturlandschaft lebt von der Arbeit der Landwirte. Zwischen Landwirtschaft, Touristikern und Umweltschützern braucht es deshalb einen neutralen, objektiven Dialog und keine Polemik."
Pichler Rolle betonte, dass Natur und Landschaft in Südtirol mehr noch als andernorts das Kapital für eine erfolgreiche Entwicklung für Wirtschaft und Gesellschaft sei. Deshalb, so der Landesrat, müssten Naturparke und Naturparkhäuser noch stärker in der Bevölkerung verankert werden. Dies sei in Krisenzeiten nicht einfach. Aber das übergeordnete Ziel sei es, mit einer gesunden Natur Arbeitsplätze zu schaffen.
40 Prozent der Südtiroler Landesfläche sind als Nationalpark, Naturpark, Natura-2000-Gebiet oder Biotope geschützt. Aber Natur- und Landschaftsschutz höre nicht bei der Ausweisung von Schutzgebieten aus, so Pichler Rolle. Der Landesrat lenkte deshalb bei seinen Ausführungen den Fokus auch auf den Natur- und Landschaftsschutz im Kleinen: "Mein Ressort gibt jedes Jahr zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Euro für den Erhalt der Kulturlandschaft aus. Damit werden alte Zäune und Holzbauten erneuert oder Wege erhalten. Wir unterstützen hunderte kleine Projekte, um die Südtiroler Kulturlandschaft so zu erhalten, wie wir sie uns wünschen."
Als konkretes Projekt für die Zukunft nannte Pichler Rolle an erster Stelle die Erweiterung des Naturparks Schlern-Rosengarten: "Ich konnte die Landesregierung davon überzeugen, dass Lang- und Platttkofel in den Naturpark integriert werden müssen. Das ist die größte Erweiterung seit der Schaffung der Naturparke." Im Zuge der Vorbereitungsarbeiten habe er auch das Gespräch mit den Bauern im künftigen Parkgebiet gesucht. Bei der Diskussion mit den Landwirten sei einmal mehr zum Ausdruck gekommen, dass es bei der Handhabung der Naturparkflächen mehr Flexibilität brauche: "Die bestehenden Gesetze haben schon 35 bis 40 Jahre auf dem Buckel. Mit mehr Flexibilität könnten wir den Bauern mehr entgegengekommen. Sie sind es ja, die innerhalb der Naturparkgrenzen arbeiten, während etwa Hoteliers oder Seilbahnbetreiber außerhalb des Parks keinen Einschränkungen unterworfen sind."
Ebenfalls weit gediehen sind die Pläne für eine Unterschutzstellung der Villanderer Hochmoore. Pichler Rolle: "Hier sind wir in Rückstand und müssen handeln. Wir möchten drei bis vier zentrale Gebiete, die noch unter Wasser sind, ausweisen. Unser Vorgehen stimmen wir eng mit der Gemeinde Villanders ab, damit möglichst alle Interessen berücksichtigt werden können."
Auch den Verkehr auf den Passstraßen will Landesrat Pichler Rolle in absehbarer Zeit oder besser gesagt für bestimmte Zeiträume eindämmen: "Vor allem die lärmenden Motorräder stören das Naturerlebnis. Wenn etwa in den Dolomiten im Winter mit den untereinander verbundenen Aufstiegsanlagen ein perfektes Transportsystem besteht, dann sollte auch im Sommer eine ähnlich umweltfreundliche Lösung möglich sein. Die Erreichbarkeit muss gegeben sein, aber täglich für ein paar Stunden sollte eine Straßensperre möglich sein, damit die Natur geschützt werden kann und die Menschen diese Natur genießen können." Pichler Rolle betonte, dass das Verkehrsproblem nicht ausschließlich ein Problem der Dolomitenpässe sei, es aber im Unesco-Welterbegebiet besondere Sensibilität brauche.
Auch in Sachen Almerschließungen ist Pichler Rolle für pragmatische Lösungen: "Eine Alm, die bewirtschaftet wird, ist ein Plus für die Umwelt. In Belluno beispielsweise sind zahlreiche Almen in den vergangenen Jahrzehnten aufgelassen worden, weil sie für die Bewirtschafter nicht erreichbar waren. Jetzt werden sie mit teurem Geld wieder aufgewertet. Es macht deshalb sehr wohl Sinn, die Almen für die landwirtschaftliche Nutzung zu erschließen. Wenn ich einen Weg auf 2,5 Meter erweitere, dann ist das noch lange kein Umweltfrevel."
Schon in den kommenden Monaten sollen zwei Projekte umgesetzt werden, die die Biodiversität erhalten sollen. Ein Projekt betrifft das Gülle-Management für etwa 80 Höfe, die in Natura-2000-Gebieten liegen. Außerdem soll die Artenvielfalt in den Gräben im Etschtal erhalten bleiben: Dafür sollen die Mäharbeiten eingeschränkt werden, um vor allem die Nistplätze und Lebensräume für die Vögel nicht zu zerstören.
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