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Arge-Alp-Projekt zu Felsstürzen im Permafrost: Südtirol forscht mit

LPA - Mehr über die Ursachen von Fels- und Bergstürzen in Permafrostgebieten zu erfahren, ist Ziel eines Arge-Alp-Projekts unter der Leitung des Schweizer Kantons Graubünden, an dem das Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung federführend beteiligt ist. Infrarot-Messungen wie jene im Bergell soll es in naher Zukunft auch in den Dolomiten geben.

In den vergangenen Jahren wurden in hochalpinen Regionen vermehrt Fels- und Bergstürze verzeichnet, die aus Permafrostgebieten ausgebrochen sind. Eines der prominentesten Beispiele war der Bergsturz am Pizzo Cengalo im Bergell im Schweizer Kanton Graubünden vom 30. Dezember 2011. Als direkte Folge des Ereignisses mussten Wanderwege und Kletterrouten gesperrt werden. Starke Niederschläge führten dann im Sommer 2012 zu mehreren Murgängen aus den Ablagerungen des Bergsturzes, die große Schäden verursachten.

Im Rahmen des Arge-Alp-Projekts "Einfluss von Permafrost auf Berg- und Felsstürze" führen Forscher nun diesen Sommer am Pizzo Cengalo Messungen durch, um Felsinstabilitäten in Zukunft besser erkennen und überwachen zu können. Mit dabei ist auch das Südtiroler Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung. "Die Erfahrung mit ähnlichen Ereignissen in Südtirol ist groß und konnte durch verschiedene Interreg-Projekte wie Proalp, Permanet und Permaqua in den vergangenen Jahren kontinuierlich erweitert werden", unterstreicht Landesgeologe Volkmar Mair. In Südtirol werde mit erdgestützten Radarsystemen gearbeitet, die eine britische Satellitentechnologie nutzen. "Unsere Messsysteme sind auch überregional gefragt, weshalb wir im Bergell mitforschen und unser Know-how mit den Schweizern austauschen."

Neben Radarmessungen, durch die auch Bewegungen in der Felswand im Millimeterbereich festgestellt werden können, wird am Pizzo Cengalo erstmals auch mit Infrarot-Aufnahmen gearbeitet. "Die Auswertung dieser Wärmebilder lässt Rückschlüsse auf die Felstemperaturen und damit auf das Abschmelzen des Eises zu", erklärt Mair. Mit den Messungen erhofft man sich neue Erkenntnisse zu temperaturgesteuerten Bewegungen großer Felswände zu erhalten. "In Südtirol wurden bisher noch keine Infrarot-Messungen durchgeführt. Wenn sich am Pizzo Cengalo herausstellt, dass die Technologie funktioniert, werden wir sie in naher Zukunft sicher auch in den Dolomiten-Wänden zum Einsatz bringen", so der Landesgeologe.

Nach Abschluss der Messungen im Bergell werden die Daten ausgewertet und im Rahmen eines Workshops mit Experten aus allen Mitgliedsländern der Arge Alp im Frühling 2014 diskutiert werden.

Das Projekt "Einfluss von Permafrost auf Berg- und Felsstürze" der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) wurde 2012 gestartet und setzt sich zum Ziel, die Auslösemechanismen von Fels- und Bergstürzen im Permafrost besser zu verstehen und aus den Erkenntnissen unter anderem einen Katalog abzuleiten, unter welchen Voraussetzungen vermehrt mit derartigen Ereignissen zu rechnen ist. Bis 2015 soll das Projekt abgeschlossen werden. Daran beteiligt sind neben dem Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung das Amt für Wald und Naturgefahren Graubünden, die Gemeinde Bregaglia, die Expertenbüros Bonanomi AG und Terrarsense, das WSL Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF und die ETH Zürich.

Die Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) wurde 1972 in Tirol gegründet. Ihr gehören zehn Länder/Regionen/Kantone in vier Staaten an: Mitglieder sind die Schweizer Kantone Graubünden, St. Gallen und Tessin, die österreichischen Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg, der Freistaat Bayern sowie das Land Südtirol, die Provinz Trient und die Region Lombardei. Den Vorsitz der Arge Alp führt jeweils für ein Jahr ein Mitgliedsland, derzeit ist es das Trentino. Anliegen der Arge Alp ist es, das Bewusstsein um die Verantwortung für den alpinen Lebensraum zu vertiefen und zum Wohle der Einwohner nachhaltig zu entwickeln. Weitere Informationen unter: www.argealp.org.

mpi