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Naturparkgebiete werden vergrößert

LPA - Der Tierser Anteil am Rosengarten wird bald Teil des Naturparks Schlern werden. Die Erste Landschaftskommission hat sich bei einer Sitzung am Mittwochnachmittag, 4. Dezember, einstimmig für die von der Gemeinde Tiers beantragte Erweiterung des Naturparkes Schlern ausgesprochen. Mit einer knappen Mehrheit wurde hingegen ein aus der Sicht des Landschaftsschutzes kritische Änderung an einem weiteren Naturpark, dem Naturpark Texelgruppe, gutgeheißen; damit soll im Gebiet der Gemeinde Moos i. P. u. a. ein Ausbau des Skigebietes in Pfelders ermöglicht werden.

Das Landesamt für Naturparke darf sich freuen: Das imposante Massiv des Rosengartens samt der vorgelagerten Kulturlandschaft mit den Buckelwiesen der Hanicker und der Baumann Schwaige, den landschaftlich einmaligen Lärchenwiesen und ausgedehnten Waldflächen wird Teil des Naturparks Schlern. Der Bürgermeister von Tiers, Martin Schönauer, und Umweltassessorin Margarethe Ploner haben schon seit längerem die Unterschutzstellung des Rosengartens angestrebt und dieses Ziel engagiert verfolgt. Im Rahmen mehrerer Ortsaugenscheine und öffentlicher Informationsveranstaltungen wurde zusammen mit dem Landesamt für Naturparke für die Idee geworben. Offensichtlich mit großem Erfolg, denn der Gemeinderat von Tiers hat einstimmig die Beantragung der Erweiterung beschlossen. Ebenso einstimmig ist dann auch die Entscheidung der 1. Landschaftsschutzkommission ausgefallen. 946 Hektar wertvoller Natur- und Kulturlandschaft werden dem Naturpark Schlern hinzugefügt.

Das Schutzgebiet vergrößert sich damit um 16 Prozent auf insgesamt 6796 Hektar. Und damit nicht genug: Auch die Gemeinde Welschnofen hat bereits einen Grundsatzbeschluss für den Anschluss ihres Anteils am Rosengarten an den Naturpark gefasst. Vielleicht schon im nächsten Jahr kann die 1. Landschaftsschutzkommission neuerlich eine wichtige Erweiterung für den Naturpark Schlern beschließen.

Das Landesamt für Naturparke misst diesem Beschluss der Gemeinde Tiers und dem Vorhaben der Gemeinde Welschnofen große Bedeutung bei. In Zeiten, in denen Schutzgebietsausweisungen immer schwieriger werden, sind entsprechende Initiativen von Seiten der Gemeinden nur zu unterstützen. Und dieser „qualitativen Erweiterung" des Naturparks Schlern möchte das Landesamt für Naturparke auch auf andere Weise Rechnung tragen: Der Naturpark Schlern könnte in naher Zukunft „Naturpark Schlern-Rosengarten" heißen. Diese Entscheidung wird im nächsten Jahr fallen.

Wie schwer es im allgemeinen ist, Naturschutzinteressen zu wahren, zeigte sich dann auch gleich im Anschluss an diesen Erfolg für die Südtiroler Schutzgebiete. Die 1. Landschaftsschutzkommission musste über einen Änderungsantrag zum Naturpark Texelgruppe beraten und entscheiden. Auf Initiative der Gemeinde Moos in Passeier sollte die Naturparkgrenze in Pfelders in mehreren Bereichen abgeändert werden, um die tourismuswirtschaftliche und soziale Weiterentwicklung in Pfelders zu gewährleisten.

Der Antrag der Gemeinde umfasste die Verbesserung der Aufstiegsanlage und Verlängerung der Skipiste auf 2500 Metern Meereshöhe im Bereich der „Oberen Böden", den Bau einer Wasserfassung am Koglbach für die Beschneiungsanlage der Skipisten und den Bau eines Wasserkraftwerkes am Pfeldererbach von Lazins bis Pfelders. Als Ausgleich für diese Ausklammerungen bot die Gemeinde Austauschflächen im Wald an, die den Naturpark um insgesamt ca. 27 Hektar vergrößern würden.

Diesmal waren die Vertreter des Landesamtes für Naturparke und der Abteilung Natur und Landschaft aber nicht einverstanden mit der Schutzgebietsvergrößerung. Zum Einen, weil mit diesem Flächentausch gleich zwei wichtige Grundsätze des Südtiroler Naturparkkonzeptes gebrochen würden: In einem Naturpark sind nämlich weder Skigebiete noch Wasserkraftnutzungen, die nicht in Zusammenhang mit der zulässsigen land- und forstwirtschaftlichen Tätigkeit stehen, erlaubt. Zum anderen, weil die Flächenbilanz rein rechnerisch zwar positiv, aus naturschutzfachlicher und ökologischer Sicht aber eindeutig negativ ist. Die Wasserentnahme aus dem Pfeldererbach und die Erweiterung des Skigebietes in den hochalpinen Bereich hätte nämlich nachhaltige Schäden auf den dortigen Naturhaushalt zur Folge, argumentierte das Landesamt für Naturparke. Außerdem seien die angebotenen Erweiterungsflächen keiner unmittelbaren Gefährdung ausgesetzt und somit eine Unterschutzstellung nicht vordringlich.

Die Kommissionsmitglieder wurden auch darauf hingewiesen, dass sich der Führungsausschuss für den Naturpark Texelgruppe grundsätzlich gegen diese Grenzabänderung ausgesprochen hatte. Doch alle guten Argumente nützten nichts – letztendlich sprach sich eine knappe Mehrheit der Kommissionsmitglieder aus sozioökonomischen Überlegungen für den Antrag der Gemeinde Moos und damit den Flächentausch aus. Dies bedeute aber noch nicht grünes Licht für die vorgesehenen landschaftlichen Eingriffe, betont Roland Dellagiacoma, Direktor der Abteilung Natur und Landschaft und stellvertretender Präsident der 1. Landschaftsschutzkommission. Noch liegen nämlich keine Ausführungsprojekte vor und Dellagiacoma erinnert daran, dass diese auf jeden Fall die vorgeschriebene Genehmigungsprozedur durchlaufen müssen.

VFms