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Lawinenkommissionsmitglieder bilden sich am Klausberg fort

LPA - Mit grundlegende Fragen und Themen rund um das Management des Lawinenrisikos haben sich Mitte März in der Skiarena Klausberg Mitglieder der Lawinenkommissionen aus allen Landesteilen auseinandergesetzt. Den Rahmen bildete die zweite vom Lawinenwarndienst des Landes veranstaltete Weiterbildung für Kommissionsmitglieder unter der Leitung von Rudi Nadalet mit Gastreferenten aus der Schweiz.

Theorie und Praxis: Zu einer zweitägigen Fortbildung haben sich Lawinenkommissionsmitglieder aus allen Landesteilen am Klausberg eingefunden

Einleitend ging Kursleiter Nadalet anhand eines Beispiels auf die Begriffe Gefahr, Schadensanfälligkeit und Risiko ein und beschrieb die Strategien zu deren Minderung. Schneephysik, Auslösemechanismen der verschiedenen Lawinenarten und die lawinenfördernden Faktoren waren die Inhalte seines anschließenden Referats.

Die weltweit gängigen Methoden der künstlichen Lawinenauslösung beleuchtete in der Folge Lukas Stoffel vom eidgenössischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos und schilderte im Detail die jeweiligen Vor- und Nachteile. Er ging zudem auf die gesetzliche Lage in Italien und die zugelassenen Sprengmethoden ein.

Der Hubschrauberpilot Marco Kostner erzählte von seiner Idee, bei hubschraubergestützten Lawinensprengungen den Sprengstoff mit einem Gasgemisch zu ersetzen und von den darauffolgenden Testphasen, die zur Entwicklung einer wirksamen mobilen Sprengvorrichtung zur künstlichen Lawinenauslösung führten. Kostner berichtete von den gesammelten Erfahrungen und gab Auskunft über Einsatzbereich und Kosten der neuen Methode. Die Vorrichtung wurde kurz vorgeführt.

Mit einem Erfahrungsbericht aus dem Skigebiet Speikboden fesselte Anton Schneider die Aufmerksamkeit der Lawinenkommissionsmitglieder. Er ergänzte die Ausführungen seines Vorredners um technische Details, Angaben zu Funktionsweise, Anwendbarkeit und Kosten der fix montierten Gasgemisch-Vorrichtungen und schilderte seine persönlichen Erfahrungen damit. Abschließend beschrieb er eine hubschraubergestützte Produktinnovation, die ebenfalls auf die Explosion eines Gasgemischs setzt.

Franz Künig rundete das Bild mit den im Skigebiet Klausberg gesammelten Erfahrungen ab. Auf der Grundlage des angewandten Sicherheitskonzepts, das permanente und temporäre Maßnahmen vereint, ging er anhand von Beispielen auf die Problembereiche des Skigebietes ein. Anschließend führte er durch das Skigebiet. Neben der Besichtigung einer Sprengseilbahn konnten die Teilnehmenden die einzelnen Problembereiche aus der Nähe betrachten und sich ein Bild der eingesetzten Risikoreduktionsmaßnahmen machen.

Über die Anwendbarkeit der künstlichen Lawinenauslösung, über organisatorische Rahmenbedingungen und allgemeine Einsatzempfehlungen sprach zum Abschluss des ersten Fortbildungtages Lukas Stoffel.

Der zweite Kurstag stand ganz im Zeichen der Beobachtung und Beurteilung der Lawinensituation. Am Vormittag wurden in Kleingruppen Schneedeckenuntersuchungen und Stabilitätstests im Gelände durchgeführt, mit Unterstützung von Christof Eppacher, Andreas Unterhofer und Werner Wolfsgruber der Forststation Steinhaus. Anschließend unterrichtete Rudi Nadalet die Teilnehmenden in der Schneeprofilauswertung, wobei auf die Erkennung von Schwachschichten über den sogenannten Nietentest und auf daraus folgende relevante Überlegungen in Bezug auf die Lawinenkommissionstätigkeit eingegangen wurde.

Landesmeteorologe Dieter Peterlin referierte über das Messnetz des Hydrographischen Landesamtes. Das Hauptaugenmerk galt dabei der Datenvisualisierung über ein eigens dafür optimiertes informationstechnisches System und der Interpretation der Daten. Dazu zog er eine Reihe von Beispielen heran, die den Lawinenkommmissionsmitgliedern helfen sollten, die Zusammenhänge zwischen den gemessenen Parametern und den Vorgängen in der Schneedecke besser zu verstehen und dadurch Gefahrensituationen früher zu erkennen.

Im letzten Referat gab Lukas Stoffel Hinweise zur Beurteilung der lokalen Gefährdung in der Schweiz und führte Beispiele erfolgreicher Sicherheitskonzepte an. Zum Abschluss gaben Regina Sterr, welche die Protokollierungsplattform LWDKIP betreut, und Rudi Nadalet einen Überblick über alle Hilfsmittel, die den Südtiroler Lawinenkommissionen für ihre verantwortungsvolle Tätigkeit zur Verfügung stehen.

jw