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Sommer 2012: warm und regenreich

LPA - "Der Sommer 2012 war in ganz Südtirol einer der wärmsten Sommer, den wir je aufgezeichnet haben (Messbeginn 1920er bzw. 1930er Jahre)", mit diesen Worten bringt Landesmeteorologe Dieter Peterlin den Wetterrückblick des Sommers 2012 auf den Punkt. Damit setze sich die Serie der warmen Sommer der letzten Jahre ungehindert fort. Kennzeichnend für den zu Ende gehenden Sommer waren aber auch enormen Niederschlagsmengen, vor allem im Wipptal.

Nicht nur besonders warm, sondern auch regenreich war der zu Ende gehende Sommer

Der Sommer 2012 war einer der wärmsten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen: In der Landeshauptstadt wurde eine mittlere Temperatur von 23,9° Celsius gemessen, das Klimamittel 1981-2010 beträgt hier 22,4°. Wärmer war in Bozen nur noch der Rekordsommer 2003, allerdings mit deutlichem Abstand von durchschnittlich 25,2°. Auch im restlichen Land reiht sich der Sommer unter den drei bis fünf wärmsten Sommer der Geschichte ein. Der große Wärmeüberschuss wurde von den Monaten Juni und August produziert, während der Juli nur wenig vom Normwert abwich. Die höchste Temperatur in diesem Sommer wurde an der Wetterstation Bozen am 20. August mit 36,8° gemessen. Am kältesten war es im Tal am 14. Juni mit 1,7° in Sterzing und auf den Bergen am 23. Juli mit -8,5° am Signalgipfel des Wilden Freigers in 3400 Metern Höhe.

Entscheidend für die außergewöhnlich hohen Temperaturen zeichnete die dominierende Südwest-Wetterlage. Während im Westen und Norden Europas häufig Tiefdruckeinfluss und eher kühles Wetter herrschte, erlebte der Südosten Europas einen extremen Hitze- und Dürresommer. Südtirol lag im Übergangsbereich dieser beiden Wettersysteme in einer feucht-heißen Südwestströmung, in der sich immer wieder Gewitter und teils auch Unwetter entwickelten.

Enorme Regenmengen im Wipptal

Im Großteil des Landes lagen die Niederschlagsmengen über dem langjährigen Mittel. In Bozen war es mit 345 Millimetern Regen um 30 Prozent nasser als normal. Um 40 Prozent nasser verliefen die vergangenen drei Monate hingegen in Bruneck und Brixen. Absoluter Spitzerreiter ist der Bezirk Wipptal und das Antholzer Tal, wo Rekordmengen gefallen sind. "In Sterzing und Pfitsch gab es im heurigen Sommer so viel Regen wie noch nie seit mindestens 80 Jahren", so Peterlin vom Landeswetterdienst. Der Jahresniederschlag beträgt in Sterzing 770 Millimeter. Am wenigsten regnete es im Vinschgau, hier lagen die Mengen im Bereich des langjährigen Durchschnitts.

Gewitterreicher Sommer mit Unwettern

Der zu Ende gehende Sommer war sehr gewitterreich, an 58 von 92 Tagen gab es irgendwo in Südtirol Gewitter. Ingesamt hat unser Blitzortungssystem über 40.600 Blitzeinschläge verzeichnet, das sind um 40 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des letzten Jahres. Die Gemeinde mit der größten Blitzdichte war Pfitsch, gefolgt von Sterzing und Hafling. Die blitzärmsten Gemeinden waren Taufers in Münster, sowie Waidbruck und Martell. Der blitzreichste Tag des Jahres war der 4. August, am Tag der Pfitsch-Naturkatastrophe, mit 3345 Einschlägen. Weitere schwere Gewitter mit Starkregen und Hagel erregneten sich am 5. Juli in Sterzing, am 9. Juli im Ultental, 14. Juli in Salurn, am 28. Juli in Innichen oder am 30. Juli im Eisacktal.

Außergewöhnliches Abschmelzen der Gletscher

"Unter der Hitze hatten heuer besonders die Gletscher zu leiden", gibt der Landeswetterdienst zu bedenken. "Unsere Messungen bestätigten das außergewöhnliche Abschmelzen", erklärt der Glaziologe Roberto Dinale vom Hydrographischen Landesamt. Im unteren Bereich (Gletscherzunge) der Südtiroler Gletscher sind rund drei Meter Eis geschmolzen und selbst im oberen Bereich, wo sonst normalerweise eine schützende Schneedecke liegt, beträgt der Eisverlust noch etwa einen Meter. Eine deutliche Entspannung ist mit dem heutigen 31. August zu erwarten, da es in den Bergen zu teils ergiebigen Schneefällen kommt.

August 2012: Überdurchschnittlich heiß mit kühlem Ende

Der August war ein durchwegs heißer Monat. In Bozen wurden 29 Sommertage gezählt (Tage über 25°) und 23 Tage davon waren sogar Hitzetage (über 30°). Zwei Wettereignisse prägten den Monat. Am 4. August wurde das Wipptal von schweren Unwettern heimgesucht. Allein in Sterzing fielen fast 87 Millimeter Regen, dazu kam heftiger Hagelschlag. Die Folge waren massive Überschwemmungen und Muren, die auch Todesopfer forderten. Des Weiteren kam es der zweiten Augusthälfte zu einer Hitzewelle mit Temperaturen bis 37°, von absoluten Hitzerekorden blieb Südtirol aber verschont.

Wie geht es weiter?

Eine Kaltfront sorgte heute zusammen mit einem Genuatief für ergiebigen Regen, auf den Bergen erfolgt ein erster Wintereinbruch. Solche Kälteeinbrüche sind für Ende August allerdings nichts Außergewöhnliches wie Beispiele aus den vergangenen Jahren zeigen. "Am 27. August 2011 schneite es stellenweise auf 2000 Meter herab und vor genau zwei Jahren lag die Schneefallgrenze im Norden sogar bei 1400 Metern", weiß Meteorologe Peterlin.

"Das wetterbestimmende Genua-Tief zieht am Wochenende nun weiter Richtung Süden und lässt in Südtirol eine leichte Wetterbesserung zu", so die Prognosen des Landeswetterdienstes. Ein paar Regenschauer sind zwar noch möglich, die Temperaturen steigen jedenfalls wieder an. "Im September kann man durchaus noch warme Spätsommertage erwarten, denn im langjährigen Durchschnitt werden in Bozen 17 Sommertage (Tage mit 25° und mehr) gezählt", so Meteorologe Peterlin.

jw

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