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Zwischen Erde und ewigem Eis: Einblick in die Arbeit der Landesgeologen

LPA - Mit der ersten Eiskernbohrung in den Dolomiten haben die Landesgeologen in diesen Tagen begonnen. Was ihre sonstigen Aktivitäten betrifft, erklärt Amtsdirektor Volkmar Mair: "Wir hatten im heurigen ersten Halbjahr etwa ein Drittel weniger Einsätze zu verzeichnen als in den zwei Jahren zuvor."

Auf dem Blockgletscher Murfreit oberhalb des Grödner Jochs haben die Landesgeologen mit den Permafrost-Erkundungsbohrungen begonnen.

Am Blockgletscher Murfreit an der Nordseite des Sellastocks, auf etwa 2.700 Metern Meereshöhe, ist vorgestern (25. Juli) mit den Permafrost-Erkundungsbohrungen begonnen worden. Volkmar Mair, Kathrin Lang und David Tonidandel vom Landesamt für Geologie und Baustoffprüfung koordinieren diese Forschungsarbeiten im Rahmen des Interreg IV Italien-Österreich-Projektes "Permaqua", das den Permafrost mit seinen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt und die Gewässerökologie im Hochgebirge untersucht (www.permaqua.eu). Am Blockgletscher Murfreit sind zwei Bohrlöcher geplant, führen die Landesgeologen aus: Es handelt sich um Kernbohrungen, bei denen intakte Bohrkerne entnommen werden. In diesen Tagen wurde reines Eis angebohrt. Die Eisbohrkerne werden sorgfältig verpackt und kühl gelagert. Sobald die Bohrungen abgeschlossen sind, werden die Kerne nach Innsbruck transportiert, wo sie an der Universität auf die chemischen Inhaltsstoffe untersucht und analysiert werden. Weiters wird untersucht, ob Pollen enthalten sind. Es wird auch versucht, das Eis zu datieren. In den Bohrlöchern werden Temperaturketten installiert, um die Temperaturen im Inneren des Blockgletschers in den nächsten Jahren aufzuzeichnen und zu untersuchen. Weiters werden Inklinometerrohre installiert, um die Bewegungen des Blockgletschers zu messen. "Die derzeitige Bohrung ist die erste in den Dolomiten", erklärt Volkmar Mair, "wir haben damit die Dolomiten in unser Überwachungsnetz aufgenommen, das eine Nord-Süd-Trasse zwischen Zugspitze und Piz Boé und Adamello hat."

Nach der Halbjahres-Bilanz der Tätigkeiten der Landesgeologen befragt, erklärt Amtsdirektor Mair: "Die klimatischen Verhältnisse sind auf unserer Seite. Wir hatten in diesem ersten Halbjahr etwa ein Drittel weniger Einsätze als in den vorangegangenen zwei Jahren. Die Ursachen dafür sind noch nicht klar und müssen erst ausgewertet werden. Jedenfalls hat es bisher kaum Wetterkapriolen gegeben, und auch die Schneeschmelze ist - wegen der geringeren Schneemengen in diesem Winter - sehr moderat ausgefallen."

Wurden im Jahr 2010 zwischen dem 1. Jänner und dem 1. Juli noch 129 Begehungsprotokolle erstellt, sank die Zahl im selben Zeitraum 2011 auf  124 und im heurigen ersten Halbjahr auf 75. Begehungsprotokolle werden nach einem Lokalaugenschein im Falle einer Alarmierung verfasst: Der diensthabende Geologe begibt sich zur Gefahrenstelle und führt die notwendigen Erhebungen durch. Vor Ort beschließt der Geologe - in Abstimmung mit den zuständigen Körperschaften - den Einsatz von spezialisierten Unternehmen für die Durchführung der dringendsten Arbeiten. Der Geologe schreibt ein Begehungsprotokoll, in dem die notwendigen Dringlichkeitsmaßnahmen wie Straßensperre, Monitoring, Evakuierung oder Sicherheitseingriffe festgelegt werden. "In diesem Jahr", schließt Volkmar Mair, "waren wenige spektakuläre Ereignisse zu verzeichnen, und auch jetzt ist es ruhig."

mac

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