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20 Jahre Natura 2000 - Beitrag zum europäischen Schutzgebietsnetzwerk

LPA - Südtirol hat insgesamt 40 Natura-2000-Gebiete mit einer Gesamtfläche von knapp 150.000 Hektar, rund 20 Prozent der Landesfläche. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um bereits als Nationalpark, Naturparks oder Biotope geschützte Gebiete. Das sei, sagt Ressortdirektor Ruffini, sehr wichtig für die Akzeptanz des Natura-2000-Projektes.

Eines der Projekte zur Aufwertung von Natura-2000-Gebieten, die von der EU mitfinanziert werden: die Entschlammung des Toblacher See.

Die Gemeinden sowie die Land- und Forstwirte seien anfänglich sehr skeptisch gewesen, führt Umwelt-Ressortdirektor Flavio Ruffini aus, "verständlicherweise, denn viele von Natura 2000 erfasste Landschaftsräume sind landwirtschaftlich genutzte oder bewaldete Gebiete, und sie befürchteten weitere gesetzliche Einschränkungen." Aber die beharrliche Informationsarbeit der Landesabteilung Natur und Landschaft und vor allem die praktische Umsetzung hätten dazu geführt, dass sich die anfängliche Ablehnung gelegt hat. Bei Natura 2000 geht es nicht um absoluten Naturschutz im Sinne eines "Reservatschutzes", die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie zielt vielmehr auf die "Erhaltung eines günstigen Zustandes" der Gebiete ab, wobei bestehende extensive Nutzungen möglich bleiben. In einigen Fällen ist die Nutzung sogar unverzichtbar, um den Lebensraum zu erhalten.

Europas biologische Vielfalt an Tieren, Pflanzen und Lebensräumen sowie die genetische Vielfalt schützen und erhalten: Dieses Ziel verfolgt die Europäische Union mit dem Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000. Den Grundstein dazu legte sie vor 20 Jahren am 21. Mai 1992. Damals hat die EU die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verabschiedet. Sie ist im Verbund mit der bereits im Jahr 1979 erlassenen Richtlinie über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten, kurz Vogelschutzrichtlinie, Pflichtprogramm in allen Mitgliedstaaten und damit auch in Südtirol. Zuständig für Natura 2000 in Südtirol ist die Landesabteilung Natur und Landschaft. Umwelt-Ressortdirektor Flavio Ruffini ist zufrieden mit dem bisher Geleisteten: "Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist es gelungen, das anfänglich so argwöhnisch betrachtete Projekt auf ein solides Fundament zu stellen und auf fachlich hohem Niveau umzusetzen." Die erfolgreiche Umsetzung ist auch eine wichtige Voraussetzung für den Zugang zu den europäischen Fördermitteln aus den Strukturprogrammen.

Seitdem Südtirol im Juni 1996 die ersten Natura-2000-Gebiete nach Brüssel gemeldet hat, hat das Projekt "Natura 2000 in Südtirol" große Fortschritte gemacht. Die von der EU vorgeschriebene Verträglichkeitsprüfung für Pläne oder Projekte, die ein Gebiet erheblich beeinträchtigen können, ist eingeführt worden. Dabei handelt es sich nicht um ein zusätzliches Genehmigungsverfahren, die Verträglichkeitsprüfung fügt sich vielmehr in die bestehenden ein. Sie ersetzt aber keine der anderen Eingriffsermächtigungen, auch nicht die Landschaftsschutzermächtigung. Natura 2000 bewertet nicht, wie beispielsweise die Landschaftsschutzermächtigung, die landschaftsästhetischen Auswirkungen eines Eingriffs, sondern seine Auswirkungen auf den Lebensraum samt der darin vorkommenden Tier- und Pflanzenarten.

Neben der Verträglichkeitsprüfung wurden für die Natura-2000-Gebiete Managementpläne und -konzepte erarbeitet. Die Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie schreibt vor, dass die Entwicklung der Natura-2000-Gebiete nicht dem Zufall überlassen werden darf, sondern geplant und gesteuert werden soll. In diesem Sinn sind die Managementpläne maßgeschneiderte Konzepte für eine ausgewogene Entwicklung der Gebiete, die den Bedürfnissen der Natur und der Menschen Rechnung trägt.

Seit einigen Jahren laufen auch gezielte Projekte zur Aufwertung von Natura-2000-Gebieten, die von der EU mitfinanziert werden. Dazu zählen beispielsweise die Entschlammungsarbeiten am Toblacher See, der effizientere Schutz der Moorbereiche in Prags, Schnals und Sand in Taufers sowie die Verbesserung von Auerhuhnlebensräumen in Truden, Salurn und im Ahrntal. Die EU unterstützt Natura 2000 auch durch die Kofinanzierung von Flächenprämien, die in Natura-2000-Gebieten höher sind als außerhalb und zum Beispiel für die extensive Bewirtschaftung von Berg-Mähwiesen gewährt werden. Im Jahr 2011 wurden in diesen zwei Bereichen rund 1.080.000 Euro investiert: 250.000 Euro für Lebensraumprojekte und 780.000 Euro für die Flächenprämien. Eine dritte Finanzierungsmöglichkeit bieten außerdem spezielle Naturschutzprogramme wie LIFE+.

Auch bezüglich Information hat die Naturschutzabteilung einiges vorzuweisen: Zwei Bücher und ein Faltprospekt wurden veröffentlicht sowie ein umfassender Internetauftritt ausgearbeitet: http://www.provinz.bz.it/natur/themen/natura-2000.asp

Zudem wurden und werden zahlreiche Aussprachen mit den Interessensvertretungen geführt.

mac