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Arge Alp: Acht Wege zur Energiestadt

LPA - Wie wird eine Gemeinde Vorreiterin in Sachen Energie? Acht Gemeinden aus Bayern, Graubünden, Salzburg, St. Gallen, Südtirol, Tirol, Trentino und Vorarlberg stellten an der Arge Alp-Tagung "Wege zur Energiestadt" in St.Gallen ihre erfolgreichen Projekte vor und zeigten ihren individuellen Weg auf. Für Südtirol hat die Gemeinde Toblach teilgenommen.

Für Südtirol nahm die Gemeinde Toblach an der Tagung teil.

Der Kanton St. Gallen, der momentan der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (Arge Alp) vorsteht, stellt sein Vorsitzjahr unter das Thema "Die Alpen: Quelle erneuerbarer Energie". Insbesondere die Rolle der Gemeinden sowie deren Anstrengungen und Leistungen sollen gewürdigt werden. Zur Tagung "Wege zur Energiestadt", die am 3. und 4. Mai in St.Gallen stattfand, wurden acht Gemeinden aus dem Arge Alp-Gebiet eingeladen, ihren individuellen Weg zur Energiestadt vorzustellen: Toblach (Südtirol), Virgen (Tirol), Trento (Trentino), Wolfurt (Vorarlberg), Weißbach bei Lofer (Salzburg), Wildpoldsried (Bayern), Landquart (Graubünden) und Buchs (St. Gallen).

Obwohl die teilnehmenden acht Gemeinden unterschiedlicher nicht sein könnten – von der italienischen Provinzhauptstadt Trient mit 117.200 Einwohnern bis zum österreichischen Dorf Weißbach an der Lofer mit 420 Einwohnern, haben alle etwas gemeinsam: Die Gemeinden gelten in ihren Ländern, Regionen und Kantonen als Vorreiter und haben im Bereich der erneuerbaren Energien Vorbildliches geleistet.

Wie wichtig diese Vorbildfunktion der Gemeinden ist, betonten alle anwesenden Gemeinden und Energiefachstellen. Ihnen ebenso wie den rund 90 Tagungsteilnehmern, darunter auch Vertreterinnen und Vertreter von St. Galler Gemeinden sowie von den Energiefachstellen der Arge Alp-Länder, bot die Tagung Gelegenheit zum Informations- und Erfahrungsaustausch.

"Wir wollen die vielfältigen, gemeindespezifischen Themen im Energiebereich aufzeigen, Netzwerke bilden und Handlungsspielräume ausloten. Wir wollen erfahren, wie andere Regionen die Themen Energieeffizienz und Nutzung erneuerbarer Energien in Angriff nehmen und inwiefern solche Maßnahmen – vielleicht sogar regional übergreifend – realisierbar sind", betonte der St. Galler Regierungsrat und Vorsitzender der Arge Alp, Willi Haag, der sich wünschte, dass Vieles dann auch in den einzelnen Gemeinden umgesetzt werden könne.

Die acht Gemeinden

Die Südtiroler Gemeinde Toblach liegt auf 1245 Metern Seehöhe und verzeichnet einen hohen Energiebedarf. Durch verschiedene Maßnahmen ist es gelungen, diesen fast ausschließlich mit erneuerbarer Energie zu decken. Im November 2008 wurde in Toblach die Agentur für Energieeffizienz gegründet, die die Bürgerinnen und Bürger in sämtlichen Energiefragen berät und grundlegend zur Verbreitung des Energie-Spargedankens in der Bevölkerung beigetragen hat. Die Bevölkerung wird weiters über verschiedene Projekte - etwa das Schulprojekt "Die kleinen Energieberater" oder den Biomasse-Lehrpfad - mit einbezogen. Ein besonderes Projekt in der Gemeinde ist zudem der klimaneutrale Urlaub, den der Tourismusverein Toblach seinen Gästen anbietet.

Die Tiroler Gemeinde Virgen ist seit Beginn der 1990er-Jahre im Energie-, Verkehrs- und Umweltbereich aktiv. Mit dem Start im Jahr 1995 arbeitete sie aktiv am Programm "Energiebewusste Gemeinde in der Arge Alp" mit, im Jahr 1999 war sie eine der ersten Tiroler Gemeinden im e5-Landesprogramm für energieeffiziente Gemeinden. Seither ist sie Vorbild und Vorreiterin im Tiroler e5-Programm. Beim Verkauf von Baugründen verpflichtet die Gemeinde Virgen ihre Bürgerinnen und Bürger zum Bau in Niedrigenergiehaus-Qualität und zum Einsatz erneuerbarer Energieträger beziehungsweise zum Anschluss an die Dorfwärme.

Energiesparen und die Förderung nachhaltiger Mobilität sind in der Stadt Trient, Hauptort der Provinz Trentino, zentral. So verlangt etwa die Bauordnung, dass bei Neubauten und Renovierungsarbeiten Photovoltaikanlagen installiert werden. Mindestens die Hälfte des Warmwassers muss mit erneuerbarer Energie produziert werden – damit wurden erst später durch den Staat und die Provinz eingeführte Normen vorweggenommen. Zudem lancierte Trient ein Förderprogramm für nachhaltiges Bauen bzw. energieeffiziente Bauwerke. Bis heute wurden bei 93 Prozent der Straßenbeleuchtung Energiesparlampen eingesetzt.

Die Vorarlberger Gemeinde Wolfurt verfügt über zwei Biomasse-Nahwärme-Anlagen. Durch Lieferverträge mit lokalen Waldbesitzern wird sichergestellt, dass ein erheblicher Teil der Hackschnitzel direkt aus Wolfurter Wäldern stammt. Zudem wurde ein weiteres Biomasse-Nahwärmenetz im Dorfzentrum errichtet, das ebenfalls sechs teils kommunale, teils private Gebäude versorgt. Auf die Sanierung der Volksschule mit Passivhaus-Komponenten ist die Gemeinde besonders stolz. Eine große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Schule erzeugt im Jahresverlauf mehr Strom als für den Betrieb der Wärmepumpe benötigt wird.

Das Bergsteigerdorf Weißbach in Salzburg ist seit 1998 im e5-Programm aktiv und hat sich Energieautarkie zum Ziel gesetzt. Das Nahwärme-Heizwerk einer örtlichen Tischlerei sorgt dafür, dass mittlerweile 90 Prozent des Wärmebedarfs der Gemeinde aus Biomasse gedeckt wird. Weißbach lebt aber einen ganzheitlichen Ansatz für eine nachhaltige Entwicklung. Energie wird hier nicht nur als Wärme- und Stromspender gesehen. Wichtig sind der Gemeinde auch die zwischenmenschlichen Energien durch Kommunikation und der Umgang miteinander.

Die bayrische Gemeinde Wildpoldsried hat seit 1999 ein ökologisches Profil mit Einbindung der Bürgerinnen und Bürger erarbeitet. Schritt für Schritt konnte dabei das Vertrauen der Einwohnerinnen und Einwohner für erneuerbare Energien gewonnen und die örtliche Wertschöpfung ausgebaut werden. Im Jahr 2000 wurde die erste Bürgerwindkraftanlage in Wildpoldsried erbaut. Mittlerweile stehen fünf Windkraftanlagen im Ort, zwei weitere sind im Bau. Zudem wurden fünf Biogasanlagen realisiert sowie Photovoltaik und thermische Anlagen installiert. Wildpoldsried betreibt auch ein ökologisches Bildungszentrum, um die vielen Erfahrungen aus eigenen Projekten weiterzugeben.

Die Bündner Gemeinde Landquart hat 2011 die gesamte Straßenbeleuchtung saniert und ist die erste Gemeinde in der Schweiz mit flächendeckender Straßenbeleuchtung mit Leuchtdioden (LED). Dadurch konnte die Gemeinde 60 Prozent Strom sparen. Die eingesparten Kosten amortisieren die Investitionen in acht Jahren. Landquart verfügt zudem über ökologische Beschaffungsrichtlinien für Verwaltung und Schulen sowie ein Förderprogramm für Umbauten und Solaranlagen für Privathaushalte. Das ehrgeizige Ziel, die Sonnenkollektorenfläche in vier Jahren zu verdoppeln, wurde bereits nach drei Jahren erreicht.

Die Stadt Buchs im Kanton St. Gallen benötigt einen Drittel weniger Primärenergie als der schweizerische Durchschnitt. Basis dazu bilden die Wärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage und der hohe Anteil an erneuerbaren Energien im atomfreien Strommix. Bis 2020 sollen 90 Prozent der Gebäude im Fernwärmeperimeter Buchs ans Wärmenetz angeschlossen sein. Die Stadt fördert mit dem gemeindeeigenen Wasser- und Elektrizitätswerk gezielt Naturstrom, der aus der Sonnenkraft und mit Trinkwasserkraftwerken gewonnen wird. Für die Anlage auf dem Vorderberg hat die Gemeinde den Schweizer Solarpreis erhalten.

Die Arbeitsgemeinschaft Alpenländer

Anliegen der Arge Alp ist es, das Bewusstsein um die Verantwortung für den alpinen Lebensraum zu vertiefen und zum Wohle der Einwohner nachhaltig zu entwickeln. Der 1972 in Tirol gegründeten Arbeitsgemeinschaft gehören neun Länder/Regionen/Kantone in vier Staaten an. Mitglieder sind die Kantone St.Gallen, Graubünden und Tessin, die österreichischen Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg, der Freistaat Bayern sowie die italienischen Provinzen Südtirol und Trentino. Der Vorsitzende der Arge Alp wird jeweils für ein Jahr von einem Mitgliedsland gestellt. Sitz der Geschäftsstelle ist Innsbruck. Die Arge Alp-Region umfasst eine Fläche von 118.504 Quadratkilometern und wird von 16 Millionen Menschen bewohnt.

mpi

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