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Landeswetterdienst: Rückblick auf Winter zwischen minus 23 und plus 23 Grad

LPA - Der mit dem heutigen Tag (29. Februar) aus meteorologischer Sicht zu Ende gehende Winter war geprägt von Gegensätzen, blickt Dieter Peterlin vom Landeswetterdienst zurück: Einerseits brachte er viel Schnee im Norden, kaum Niederschlag dagegen im restlichen Land. Zudem wurde Südtirol Anfang Februar von einer sibirischen Kältewelle überrolt, trotzdem gab es einen verfrühten Frühlingsstart.

Ein kontrastreicher Winter geht zu Ende, in den kommenden Tagen ist mildes Frühlingswetter in Sicht. Im Bild die Wetterstation in Völs am Fuße des Schlern.

Milde Temperaturen im Dezember und Jänner, berichtet Meteorologe Peterlin weiter, und ein anfangs extrem kalter Februar führten durchschnittlich berechnet zu einem ausgeglichenen Winter: In Bozen wurde eine mittlere Temperatur von 2,6 Grad Celsius gemessen, der langjährige Vergleichswert liegt hier bei 2,3 Grad. Kälter als normal war es hingegen in den höheren Tälern, die die meiste Zeit von Schnee bedeckt waren: Im Pustertal lagen die Temperaturen daher um 1,6 Grad unterhalb des Sollwertes.

Im gesamten Verlauf des Winters dominierten Wetterlagen aus West bis Nordwest. Dies führte dazu, dass die Gemeinden nahe am Alpenhauptkamm vom Reschen bis Prettau überdurchschnittlich viel Schnee abbekamen. In Kasern, der nördlichsten Ortschaft Südtirols, summierte sich weit über vier Meter Neuschnee. Im niederschlagsarmen Süden blieb der Schnee eine Mangelware, im Ultental gab es nicht viel mehr als einen halber Meter Neuschnee. Bozen zählte im heurigen Winter zu den schneeärmsten Städten in Mitteleuropa, selbst in Rom, Mailand oder Rimini fiel mehr Schnee, resümiert der Landeswetterdienst.

Das Fehlen von ausgeprägten Adriatiefs wirkte sich nennenswert auf die Niederschlagsbilanz aus: In den meisten Landesteilen verlief der Winter trocken. In Bozen wurde mit 41 Millimetern nur die Hälfte der normalen Niederschlagsmenge verzeichnet, die restlichen Südtiroler Hauptorte verzeichneten ein Niederschlagsdefizit von 15 bis 40 Prozent. Völlig entgegengesetzt waren die drei zurückliegenden Winter verlaufen, die jeweils von großen Schneemengen geprägt waren.

Der Wind war der ständige Begleiter dieses Winters: Allein im Jänner wehte der Vinschger Wind in Glurns an 20 Tagen. Eine extrem lange Windperiode gab es auch im Pustertal und Eisacktal. In Toblach  wurde vom  28. Jänner bis zum 12. Februar fast durchgehend Ostwind verzeichnet, die Höchsttemperaturen von zum Teil minus zehn Grad fühlten sich nochmals deutlich kälter an.

Meteorologische Kennzahlen dieses Winters:

Höchste Temperatur (bis 28. Februar): +23° am 25. Februar in Meran

Tiefste Temperatur: -23° am 6. Februar St. Veit in Prags

Die Spannweite zwischen der tiefsten und der höchsten Temperatur im Tal betrug demnach 46° - und das innerhalb von nur drei Wochen.

Tiefste Temperatur am Berg: -32°C am 10. Februar auf dem Signalgipfel des Wilden Freigers.

Höchste Windspitzen im Tal: 96 km/h am 15. Februar in Freienfeld.

Höchste Windspitzen am Berg: 176 km/h am 8. Dezember auf der Schöntaufspitze.

Trockenste Gebiete: Unterland (Branzoll 35 mm).

Dieser Winter, unterstreicht Meteorologe Peterlin, war auf dem besten Weg, ein viel zu warmer Winter zu werden. Doch dann kam die 14-tägige sibirische Kälte und wirbelte die Bilanz durcheinander. Auf Südtirols höchster Wetterstation, dem Signalgipfel des Wilden Freigers auf 3400 Metern Meereshöhe in den Stubaier Alpen, wurde im Zuge dieser ungewöhnlichen Kältewelle die tiefste jemals in Südtirol gemessene Temperatur erreicht: -32,1°C! Allerdings reichen die Aufzeichnungen im Hochgebirge nur maximal 10 bis 15 Jahre zurück. Auch in den Tälern wurde es vielerorts bitterkalt, die Quecksilbersäule sackte am 6. Februar in St. Veit in Prags auf -23° ab. Der teilweise eisige Wind verschärfte die Kälte noch zusätzlich.

Völlig anders zeigte sich die zweite Februarhälfte, legt Peterlin dar: Die bisher dominierende Ostströmung drehte auf West, vom Atlantik her wurde zunehmend milde Luft herangeführt. Ende der vergangenen Woche kamen erste Frühlingsgefühle auf: In Meran wurde am 25. Februar mit 23° die bisher höchste Februartemperatur seit Aufzeichnungsbeginn gemessen.

Trotzdem verlief der Februar in Bozen so kalt wie seit sechs Jahren nicht mehr. In Toblach zählte der heurige Februar sogar zu den vier kältesten seit mindestens 56 Jahren.

Mit dem morgigen 1. März beginnt der meteorologische Frühling, und das Wetter scheint sich genau an diesen Zeitplan zu halten, blickt Dieter Peterlin voraus: Die nächsten Tage verlaufen wieder ausgesprochen mild mit Höchstwerten um die 20 Grad. In der nächsten Woche kühlt es wieder auf normale Werte ab. Zwar sind auch im Frühling noch markante Kaltlufteinbrüche, zum Teil mit Schnee bis in höhere Täler, möglich und wahrscheinlich, allerdings werden sich die winterlichen Abschnitte auf wenige Tage beschränken.

mac