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Stein- und Beerenobsttagung - LR Berger: "Lohnende Alternative"

LPA - So viele Teilnehmer wie noch nie verzeichnete heute vormittag (10. Februar) die Stein- und Beerenobsttagung im Raiffeisensaal in Terlan. "Stein- und Beerenobstanbau kann in bestimmten Höhenlagen eine lohnende Alternative zur Viehhaltung sein, muss aber gut überlegt werden", so Landwirtschaftslandesrat Hans Berger in seinen Eröffnungsworten. Eine große Herausforderung sieht Berger dabei in der Vermarktung und der Beratung. Aber auch die Kirschessigfliege bleibt weiter ein Thema.

Männchen und Weibchen der Drosophila suzukii: Das Männchen (links) erkennt man an den dunklen Punkten auf den Flügeln, das Weibchen am charakteristischen Eiablageapparat (rechts). Foto: Mauro Varner

"Die Stärke der Südtiroler Landwirtschaft liegt in ihrer Vielfalt. Landwirtschaft hat viele Gesichter", unterstrich Landesrat Hans Berger heute (10. Februar) bei der Eröffnung der Tagung in Terlan. Eines dieser Gesichter sei der Stein- und Beerenobstanbau, der zwar eine Nische besetze, in den letzten Jahren als Einkommensalternative aber an Bedeutung gewonnen habe. "Besonders biologische Ware verzeichnet eine steigende Nachfrage", so Berger. 

Rund 1000 Betriebe sind derzeit in diesem Bereich in Südtirol tätig, die Anbaufläche beläuft sich auf 155 Hektar beim Beerenobst, wobei Erdbeeren (110 Hektar) und Himbeeren (30 Hektar) den Löwenanteil ausmachen; die Steinobstfläche hingegen beträgt rund 140 Hektar, aufgeteilt auf Marillen, Süßkirschen und Zwetschken.

"Die Anbaufläche ist im Steigen begriffen, trotz einer geringeren Erntemenge vor allem beim Beerenobst im vergangenen Jahr konnten sehr gute Preise erzielt werden", berichtet der Landwirtschaftslandesrat. Dennoch, so Berger, müsse eine Umstellung auf den Stein- und Beerenobstanbau gut überlegt sein. "Diese Anbauformen können in bestimmten Höhenlagen eine lohnende Alternative zur Viehhaltung darstellen, allerdings sind sie sehr arbeitsintensiv und benötigen viel Wasser", unterstreicht Berger. Auch die Böden und die Vermarktung sollten genau untersucht werden, bevor eine Umstellung vorgenommen wird. "Bei Beeren und Steinobst ist neben der Qualität die Frische besonders wichtig, nur wenn die Vermarktung direkt und auf schnellem Weg erfolgen kann, ist der Anbau sinnvoll", ist der Landesrat überzeugt. Derzeit wird ein Großteil des Beeren- und Steinobstes aus Südtirol über Erzeugergenossenschaften vermarktet.

Neben der Vermarktung ist die Beratung laut Berger entscheidend für einen erfolgreichen Beeren- und Steinobstanbau. "Wir werden daher noch in diesem Jahr versuchen - ähnlich wie im Obst- und Weinbau - ein Beratungsorgan für die Grün- und Viehwirtschaft sowie den Beeren- und Steinobstanbau aufzubauen, um den Bauern die bestmögliche Unterstützung zu bieten", erklärt LR Hans Berger. Nicht zuletzt verwies er auf die Wichtigkeit der Forschung und der Feldversuche, die aufzeigen, auf welchen Böden und in welchen Höhenlagen welche Sorten am Besten gedeihen. "Das Erfolgsrezept besteht sicherlich in der Verzahnung von Ausbildung, Beratung und Forschung", so Berger, der in diesem Zusammenhang dem Versuchszentrum Laimburg für seine Forschungsbemühungen, vor allem im Bereich der Kirschessigfliege, dankte. "Sie schwebt wie ein Damokles-Schwert über dem Stein- und Beerenobstanbau, besonders was die spätreifen Sorten betrifft. Wir wissen noch zu wenig über die Kirschessigfliege, aber ihre Entwicklung ist stark witterungsabhänging. Ein langer, kalter Winter wie derzeit  könnte sich eindämmend auswirken", hofft Berger.

Der Kirschessigfliege (D. suzukii) war im Rahmen der Stein- und Beerenobsttagung ein Referat von Roland Zelger vom Versuchszentrum Laimburg gewidmet. "2010 erstmals in Südtirol nachgewiesen, hat die Kirschessigfliege ab August 2011 große Schäden in Beerenobstanlagen angerichtet sowie Vernatschtrauben befallen", so Zelger. "Daher haben wir haben die D. suzukii zu einem Forschungsschwerpunkt gemacht und mehrere Forschungsprojekte zu diesem ostasiatischen Schädling in unser Tätigkeitsprogramm aufgenommen." Zur Biologie und Entwicklung des Schädlings sei bisher kaum etwas bekannt. "Unter welchen Umweltbedingungen kann sich die Fliege am besten entwickeln? Wie orientiert sie sich? Wie erkennt sie das Reifestadium der Früchte und sind alle Früchte gleich attraktiv? Alle diese Fragen müssen wir durch unsere Forschungen beantworten, damit wir die Stärken und Schwächen des Schädlings kennenlernen und mögliche Ansatzpunkte für die Regulierung finden können", so Zelger weiter.

Die Zucht des Schädlings ist am Versuchszentrum Laimburg schon gelungen. Nun erforschen die Wissenschaftler mit Hochdruck das Verhalten der Kirschessigfliege. Im Glashaus kann auf Topfpflanzen erforscht werden, wann die Kirschessigfliege die Früchte befällt, ob die Färbung und/oder die Reife dafür entscheidend sind und ob beispielsweise das Entfernen befallener Früchte die Vermehrung der Fliege verlangsamen oder gar unterbinden kann. "Nur mit allen diesen Daten ist es möglich, eine Risikoabschätzung zu erstellen und Maßnahmen zur Regulierung des Schädlings zu entwickeln", erläutert Zelger.

Informationen zur Kirschessigfliege (Drosophila suzukii)

Die Drosophila suzukii (Kirschessigfliege) gehört zur Familie der Fruchtfliegen, wird zwei bis vier Millimeter lang und hat einen honigfarbenen Körper und rote Augen. Sie stammt aus Ostasien und wurde erstmals 1916 in Japan als Schädling auf Kirschen beschrieben. 2009 wurde die Kirschessigfliege erstmals in Europa gesichtet (Spanien/Italien), ein Jahr später – 2010 – wurden erste Exemplare der Kirschessigfliege auch in Südtirol beobachtet.

Die Kirschessigfliege befällt intakte Früchte. Dabei durchbohrt das Weibchen mit dem sägeartigen Eiablageapparat die Schale der Früchte und legt die Eier unter der Schale ab. Nach eins zwei Tagen schlüpfen die Larven und ernähren sich vom Fruchtfleisch. Sie verpuppen sich nach fünf bis acht Tagen. Die Lebensdauer der Fliege beträgt über einem Monat. Jedes Weibchen kann im Laufe ihres Lebenszyklus bis zu 400 Eier ablegen. Unter optimalen Bedingungen kann die D. suzukii bis zu 13 Generationen in einem Jahr hervorbringen. Dabei bevorzugt die Kirschessigfliege höhere Luftfeuchtigkeit und warme Temperaturen (zwischen 20° und 28° C).

Die D. suzukii befällt neben sämtlichem Beerenobst auch Steinobst, Trauben, Feigen, Kaki und verschiedenste Wildfrüchte. Äpfel sind vom Befall ausgenommen – offenbar ist die Fruchtschale zu dick. Die Kirschessigfliege gilt als relativ kälteempfindlich und überwintert als Fliege in frostgeschützten Verstecken.

mpi

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