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Luftqualität 2011: Feinstaub unterm Grenzwert, Stickstoffdioxid darüber

LPA - Die Luftqualität war in Südtirol 2011 laut Umweltagenturdirektor Luigi Minach zufriedenstellend. Die Grenzwerte für Feinstaub wurden bereits im fünften Jahr in Folge weniger als 35 Mal pro Jahr überschritten. Beim Stickstoffdioxid liegen die Jahresmittelwerte in Bozen, Brixen und entlang der Brennerautobahn allerdings unverändert über dem Grenzwert und die Fahrbeschränkungen in Bozen und Brixen bleiben aufrecht. Entsprechende Maßnahmen auf der Autobahn sollten dringend umgesetzt werden, so Minach. Die Zuständigkeit liegt jedoch beim Ministerium in Rom.

Das fünfte Jahr hintereinander wurde an den repräsentativen Messstationen des Luftmessnetzes in Südtirol der Grenzwert von 35 erlaubten Überschreitungstagen pro Jahr nicht überschritten. Am meisten Überschreitungen, insgesamt 18, gab es an der Messstation in der C.-Augustastrasse in Bozen. In den anderen Orten wurde der Grenzwert für Feinstaub (PM10) weniger oft überschritten.

„Vergleicht man die Situation der vergangenen Jahre mit der vor 2007, so bestätigt sich eindeutig ein langjähriger Trend hin zu einer besseren Luftqualität, der anderenorts nicht in diesem Ausmaß festgestellt wird und damit nicht alleine auf klimatische Veränderungen zurückgeführt werden kann“, sagt Umweltagenturdirektor Minach.

Die Erklärung liegt laut Minach wahrscheinlich im Umstand, dass in Südtirol Luftschadstoffverfrachtungen aus benachbarten Gegenden wie z.B. der Poebene weniger zum Tragen kommen und daher die Wirkung der Vielzahl an getroffenen Maßnahmen in Südtirol besser zur Geltung kommt als anderswo.

Sollte sich die PM10-Situation in Zukunft aber erneut verschlechtern und sogar eine Grenzwertüberschreitung festgestellt werden, startet von Seiten der Europäischen Union automatisch eine Infraktionsprozedur. Um empfindliche Geldstrafen zu vermeiden, ist in diesem Fall der für Südtirol neu ausgearbeitete am 28. Dezember 2011 in Kraft getretene PM10-Aktionsplan von entscheidender Bedeutung. „Die darin enthaltenen Gegenmaßnahmen können binnen weniger Tage nach einer festgestellten Überschreitung umgesetzt werden und bleiben andauernd bis zum 31. März des darauf folgenden Jahres oder bei Bedarf auch länger in Kraft“, sagt Minach. Der neue PM10-Aktionsplan beinhaltet für die Überschreitungsgebiete sowohl Fahrverbote in den Städten, als auch auf dem Land Maßnahmen gegen eine nicht fachgerechte Holzverbrennung in Öfen.

Beim Stickstoffdioxid (NO2) sind die Konzentrationen, wie die Daten der Umweltagentur zeigen, in den vergangenen Jahren und so auch 2011 nahezu unverändert geblieben. Im Stadtgebiet von Bozen und Brixen (Dantestrasse) sowie im Nahbereich der Brennerautobahn ist der Grenzwert (Jahresmittelwert von 40 Milligramm pro Kubikmeter) immer noch überschritten. „Das Problem ist nicht nur in Südtirol, sondern EU-weit gegeben“, meint der Umweltagenturdirektor. Die Ursache liegt laut Minach im zunehmenden Verkehrsaufkommen und im Umstand, dass die Euro 3- und 4 Dieselfahrzeuge doch mehr NO2 ausstoßen als eigentlich laut den Emissionsdaten vorhergesehen war. „Deshalb ist an viel befahrenen Strassen wie Hauptstrassen, Schnellstrassen oder Autobahnen der Grenzwert meist deutlich überschritten“, erläutert Minach.

Genaue Analysen und Simulationen ergeben, dass die Überschreitungen nicht nur vom Verkehr auf der Autobahn verursacht werden, sondern auch vom innerstädtischen Verkehr. Deshalb müssen laut Vorgaben der die Gegenmaßnahmen anteilsmäßig, sowohl von den betreffenden Gemeindeverwaltungen (für die Stadtgebiete von Bozen und Brixen) als auch vom Transportministerium (für den Nahbereich der Brennerautobahn) getroffen werden.

Wie von der EU vorgeschrieben, wurde daher von der Umweltagentur in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Bozen und Brixen ein entsprechender Sanierungsplan ausgearbeitet, der unter anderem auch Fahrverbote beinhaltet. Laut Prognosen sollte mit diesem Sanierungsplan in den Stadtgebieten die Einhaltung des Grenzwertes bis 2015 möglich sein, kündigt Minach an.

„Für den unmittelbaren Nahbereich der Brennerautobahn müssen hingegen vom Transportministerium in Rom weitere, zusätzliche Maßnahmen vorgesehen werden“, betont der Umweltagenturdirektor. In Absprache mit dem Umweltministerium hat Südtirol noch anfangs 2011 ein entsprechendes Ansuchen mit Beschluss der Landesregierung nach Rom weitergeleitet. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen wurde kürzlich mit der Direktion der Brennerautobahn vereinbart eine Arbeitsgruppe zu bilden, die Vorschläge ausarbeiten und ans Ministerium weiterleiten soll.

Die Einhaltung des Grenzwertes bis 2015 im Umfeld der Brennerautobahn erscheint Umweltdirektor Minach eher unrealistisch. „Italien muss daher mit einer Infraktionsprozedur rechnen“, sagt Minach. Auch für andere EU Ländern scheine angesichts der großen Schwierigkeiten, Emissionen zu reduzieren, für die Einhaltung der Grenzwerte entlang von Hauptverkehrsadern das Jahr 2020 eine realistischere Zielsetzung, meint Minach.

„Völlig unverständlich erscheint in diesem Zusammenhang der Umstand, dass bei der Neuauschreibung der Autobahnkonzession der Umweltaspekt und insbesondere die Grenzwertüberschreitung unberücksichtigt bleiben“, sagt der Umweltagenturdirektor.

SAN

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