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Zweite Erhebung der Skitourengeher und Schneeschuhwanderer vorgestellt: "Wichtige Datengrundlage"

LPA - "Es handelt sich um die einzige Zählung der Skitourengeher und Schneewanderer im gesamten Alpenraum", unterstrich Landeshauptmann Luis Durnwalder heute (7. Dezember) die Bedeutung der zweiten Erhebung der Skitourengeher und Schneeschuhwanderer, die die Landesabteilung Brand- und Zivilschutz gemeinsam mit Projektpartnern im Februar 2011 durchgeführt hat. Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber, wo in Zukunft in punkto Sicherheit bei den Wintersportlern angesetzt werden muss.

LH Durnwalder und Abteilungsdirektor Hanspeter Staffler: "Erstmals wurden die Ausrüstung und die Kenntnisse des Lawinenlageberichts der Wintersportler näher untersucht."

Neu gegenüber der ersten Zählung im Winter 2009/10 ist die Dauer der Erhebung: Nicht mehr nur einen Tag lang, sondern eine ganze Woche lang, vom 14. bis 20. Februar 2011, wurden die Wintersportler an 22 ausgewählten Kontrollpunkten in ganz Südtirol gezählt und befragt. Neu ist auch, dass neben der reinen Zählung verstärkt qualitative Merkmale abgefragt wurden. Die Zählung wurde von freiwilligen Bergrettern der Bergrettungsdienste Südtirols (BRD und CNSAS) und einigen Mitarbeitern des Landesforstdienstes und der Finanzwache durchgeführt. "Rund 200 Freiwillige haben an der Erhebung mitgearbeitet, ohne sie wären wir nie in der Lage gewesen, all diese Daten zu sammeln", bedankt sich Landeshauptmann Luis Durnwalder bei allen Mitarbeitern und den am Projekt beteiligten Organisationen. Diese sind die Landesabteilung Brand- und Zivilschutz mit dem Lawinenwarndienst, das Landesinstitut für Statistik (ASTAT), die Bergrettungsdienste BRD und CNSAS sowie das Institut für alpine Notfallmedizin der EURAC.

"Die Zielsetzung dieser zweiten Erhebung war es", erklärt Hanspeter Staffler, Direktor der Landesabteilung Brand- und Zivilschutz, "die Ergebnisse der Vorjahresstudie zu vertiefen und einen Eindruck von der Verteilung der Personen und Gruppen über den Zeitraum einer Woche hinweg zu erhalten. Zudem haben wir erstmals die Ausrüstung der Tourengeher und Schneeschuhwanderer und die Kenntnisse des Lawinenlageberichts genauer untersucht." Die Daten, so Staffler, bilden eine wichtige Grundlage für mehrere Organisationen: "Sie dienen den Bergrettungsdiensten zur Verbesserung der Rettungskette und der Ausbildung, dem Lawinenwarndienst zur Verbesserung der Information der Tourengeher, zudem sind sie der Alpinen Medizinforschung und für die Sensibilisierungsarbeit zum richtigen Verhalten im Wald im Winter nützlich."

Die wichtigsten Ergebnisse

Von den über die Erhebungswoche gezählten Tourengehern waren 77,7 Prozent Skitourengeher und 22,3 Prozent Schneeschuhwanderer. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Wochenerhebung leicht zu Gunsten der Skitourengeher verschoben. Zum Wochenende hin steigt die Zahl der Skitourengeher, während die Zahl der Schneeschuhwanderer über die gesamte Woche hinweg relativ stabil bleibt.

Die Daten zur Gruppengröße, in der die Tourengeher aufbrechen, haben ergeben, dass die meisten aus zwei bis fünf Personen bestanden, nur 7,6 Prozent der gezählten Personen unternahmen die Skitour oder Wanderung alleine.

Die Analyse der Startzeiten hat ergeben, dass 78 Prozent der gesamten Skitourengeher vor 10 Uhr aufbrechen, aber nur 46,6 Prozent der Schneeschuhwanderer. "Das späte Aufbrechen nach zehn Uhr ist beim Winterbergsteigen nicht empfehlenswert, weil keine Reservezeit im Fall von Zwischenfällen zur Verfügung steht", erklärt Toni Preindl, Landesleiter des Bergrettungsdienstes. "Zudem sollten Schneeschuhwanderer eher früher und nicht später als Skitourengeher losgehen, da sie für den Abstieg länger brauchen." 

Interessante Ergebnisse liefern auch die Daten zu den Kenntnissen des Lawinenlageberichts der Tourengeher: Dreiviertel der befragten Wintersportler - 75,6 Prozent -informieren sich mittels Lawinenlagebericht über die aktuelle Lawinensituation. "Das ist erfreulich", unterstreicht Roberto Dinale, Vizedirektor des Hydrographischen Amtes und Koordinator des Lawinenwarndienstes, "allerdings ist der Anteil jener, die ihn falsch interpretieren, nämlich 22,2 Prozent aller Befragten, besorgniserregend. Auch der Anteil jener, die keinen Lawinenlagebericht lesen, ist mit 24,4 Prozent relativ hoch." Aus diesem Grund wird der Lawinenwarndienst weiterhin in die verstärkte und verbesserte Information der Tourengeher investieren. "Wir haben den Prognoseteil des Lageberichts wesentlich ausgebaut, indem die Gefahrenstufenverteilung nicht nur für den Ausgabetag, sondern auch für die Folgetage graphisch dargestellt wird", so Dinale. "Zudem planen wir freitags das breite Publikum über die Lawinenlage am Wochenende verstärkt über das Radio zu informieren." 

Ein weiterer Punkt betrifft die Ausrüstung der Tourengeher. Ein Großteil aller Bergwanderer - 65,7 Prozent - sind mit Standardausrüstung (LVS-Gerät, Sonde Schaufel) unterwegs. Während 80 Prozent der Skitourengeher gut ausgerüstet sind, sind nur 13 Prozent der Schneeschuhwanderer mit der Standardausrüstung unterwegs. "Dass Schneeschuhwanderer häufig schlecht ausgerüstet unterwegs sind, wurde bereits vermutet und hat sich mit dieser Studie nur bestätigt", so Toni Preindl vom BRD. Für Preindl, ebenso wie für Lorenzo Zampatti, Landespräsident des "Corpo nazionale Soccorso alpino e speleologico CNSAS", zeigt die Erhebung, dass besonders bei der Gruppe der Schneeschuhwanderer noch großer Sensibilisierungsbedarf besteht.

Hermann Brugger, Leiter des Instituts für Alpine Notfallmedizin in der Eurac, betonte die Bedeutung der Ergebnisse zur Ausrüstung: "Die Überlebenschancen eines Verschütteten korrelieren eng mit der Zeitspanne die vergeht, bis ein Verunglückter geborgen werden kann. Die Kameradenrettung kann aber wiederum nur funktionieren, wenn alle Mitglieder der Gruppe über die Standardausrüstung verfügen", so Brugger.

Zusammenfassend macht der Anteil der befragten Wintersportler, die im freien Gelände unterwegs sind und die sowohl gut ausgerüstet sind als auch die vorherrschende Lawinensituation richtig einschätzen, 41,5 Prozent aus. "Es ist nicht zufriedenstellend, dass nur weniger als die Hälfte gut ausgerüstet waren und eine Ahnung von der Lawinensituation hatten", betont Abteilungsdirektor Hanspeter Staffler. Daher sei es nötig, an der Verbreitung einer Risikokultur zu arbeiten und die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Organisationen in Zukunft noch weiter auszubauen, um die Wintersportler zu sensibilisieren und fortzubilden.

Alle Ergebnisse und Daten finden sich im Anhang und sind zudem auf der Webseite des ASTAT www.provinz.bz.it/astat unter der Rubrik Tourismus veröffentlicht. 

mpi

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