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Landeslabor für Lebensmittelanalysen führt jährlich 900 Proben durch

LPA - Fälle von EHEC-Infektionen gab es sicherlich schon viel früher, ist Luca D'Ambrosio, Direktor des Landeslabors für Lebenmittelanalysen überzeugt; nur: Nachrichten und Lebensmittel zirkulieren heute schneller. Einen Einblick in seine und die Tätigkeiten seiner zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gab der Amtsdirektor heute (7. Juni) am Sitz seines Labors in der Umweltagentur in der Amba-Alagi-Straße 5 in Bozen.

Kohlenmonoxid im frischen Thunfisch oder Desinfektionsmittel in Nahrungsergänzungsmitteln: An die 900 Proben führt das Landeslabor für Lebensmittelanalysen jährlich durch; im Vordergrund Amtsdirektor Luca D'Ambrosio.

15 Jahre Umweltagentur, erklärte deren Direktor Luigi Minach eingangs, seien Anlass genug, Einblicke in das Labor für Lebensmittelanalysen zu geben. An die 900 Proben führt das Labor für Lebensmittelanalysen jährlich durch; in den vergangenen vier Jahren, erklärte Amtsdirektor Luca D'Ambrosio, wurden circa 60 Beanstandungen pro Jahr registriert. Die häufigsten Beanstandungsgründe sind verdorbenes Frittierfett; ein anderer Alkoholgehalt als der deklarierte; nicht deklarierte Zusatzstoffe; billige Produkte, die teurer verkauft werden; Kontaminanten, etwa Schimmelgifte; Verderb oder Verschmutzung des Produktes; schlechte Lesbarkeit des Etiketts; Fehlen von Pflichtangaben; Anwesenheit von Fremdkörpern; irreführende Angaben, meist bewusst, um den Verkauf anzuregen; verbotene Inhaltsstoffe; Verfälschung des Produktes.

In den vergangenen Jahren stellten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Labors für Lebenmittelanalysen unter anderem krebserregenden roten Farbstoff in Nudeln fest oder Bleikontamination in der Getränkeproduktion. Besorgniserregend ist etwa die falsche und zudem illegale Behandlung von frischem Thunfisch, der mit Kohlenmonoxid versetzt wird. Weitere Beanstandungen im Fischverkauf sind das Vorhandensein von Histaminen über dem Grenzwert, verdorbene Filets, aufgetaute Erzegnisse, die als frische verkauft werden, Fälschungen der Artbezeichnungen (etwa eine billigere Meerbrasse als teurere Zahnbrasse); Quecksilber in Schwertfischen, nicht deklarierte Zusatzstoffe wie Schwefeldioxid und Konservierungsmittel.

Nahrungsergänzungsmittel, warnt Luca D'Ambrosio, können mit Benzetoniumchlorid versetzt sein, einem in Lebensmitteln nicht erlaubten Desinfektionsmittel für Böden, das in seinem Labor vor einigen Jahren mehrfach nachgewiesen wurde. Auch stellten die Labormitarbeiter Blei in Kosmetikprodukten für Kinder fest. Das Labor in Bozen und eines im Piemont sind italienweit die beiden einzigen Labors, die Kosmetikprodukte kontrollieren. In diesen Tagen, legte D'Ambrosio dar, werden im Labor Tattoo-Farben untersucht, die großteils Schwermetalle und krebserregende Stoffe enthalten. Aufsehen erregten die Untersuchungen das Bozner Labors vor eineinhalb Jahren, als im als "biologisch" und "Wunderwurzel" angepriesenen "Lebensmitteln" unter anderem Viagra herausgefiltert wurde. Lebensmittel, unterstrich der Amtsdirektor, dürfen keine Arzneimittel enthalten. Festgestellt wurden in als "hundertprozentig natürlich" angepriesenen Appetitblockern etwa ein krebserregendes Abführmittel sowie ein zu hoch dosiertes Arzneimittel für extren dickleibige Personen, das zudem verboten ist.

Dass etwa eine im Internet beworbene "Heusuppe" kein Lebenmittel ist, betonte D'Ambrosio: Menschen, erklärte er, hätten nie Gras gegessen: in seinem Labor wurde im Zusammenhang mit einem Todesfall eine Heusuppe analysiert, dabei wurden schwerwiegende Verunreinigungen durch Mäuse- und Rinderkot, Steine und tote Insekten festgestellt. Infektionen mit EHEC-Erregern, stellte er fest, habe es sicherlich schon früher gegeben, nur seien sie nicht so bekannt geworden. Die Welt sei heute komplizierter geworden, sagte D'Ambrosio.

Lebensmittelanalysen, führte Amtsdirektor Luca D'Ambrosio zudem aus, werden in Europa seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durchgeführt; jene in Bozen wurden bis 1918 von Innsbruck aus koordiniert, alle Archive sind noch erhalten. Ein Neubeginn der Lebensmittelanalyse wurde 1931 gestartet, als in den Räumlichkeiten neben der Apotheke des ehemaligen Krankenhauses in der Bozner Sparkassenstraße warenkundliche Analysen durchgeführt wurden; die Produktanzahl war sehr gering, untersucht wurde nicht viel mehr als feuchtes Brot, verwässerte Milch und verwässerter Wein.

Heute, legte D'Ambrosio dar, werden Analyse mittels Chromatographie, Spektralphotometrie und Molekularbiologie durchgeführt, man ist seit den 1970-er Jahren in der Lage, etwas zu sehen, was vorher nicht sichtbar war. Amtsdirektor D'Ambrosio: "Die Herausforderungen heute sind Fehldeklarationen, Fälschungen, Täuschungen und Kontaminanten." Im Labor für Lebensmittelanalysen werden nur chemische Analysen durchgeführt, es gibt keine Inspektoren. Proben entnehmen hingegen die Hygienedienste der Gesundheitsbezirke, die überbetrieblichen tierärztlichen Dienste in Bozen, Brixen, Bruneck und Meran und die Carabinieri des NAS (Nucleo anti sofisticazioni). In Südtirol gibt es eine Außenstelle der Tierseuchenbekämpfungsstelle, ein Labor für Wasseranalysen, ein biologisches Labor, ein Labor für Lebensmittelanalysen und ein Labor für physikalische Chemie.

Details und Hintergründe auf der Webseite www.provinz.bz.it/umweltagentur/

mac