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Wetterrückblick: Mai extrem heiß und trocken, sommerlich statt frühlingshaft

LPA - Mit dem heutigen 31. Mai geht der meteorologische Frühling zu Ende. Vielen wird er noch länger in Erinnerung bleiben: Sonnenliebhabern im positiven Sinn, bei Landwirten wohl überwiegend negativ. Dieser Frühling war mit Abstand der sonnenreichste der vergangenen Jahre, in Bozen schien die Sonne 788 Stunden lang. Hier wurde eine durchschnittliche Temperatur von 15,1 °C gemessen, und damit war der heurige Frühling zusammen mit dem Frühling 2007 der wärmste seit Beginn der meteorologischen Aufzeichnungen vor über 90 Jahren, vermeldet der Landeswetterdienst.

Die Geislerspitzen am vergangenen Sonntag: Selbst anderthalb Tage nach dem ergiebigen Schneefall war es noch winterlich, nur langsam kam die grüne Wiese wieder zum Vorschein.

Der meteorologische Sommer hat noch nicht begonnen, und schon wurden 32 Sommertage mit über 25 Grad verzeichnet, so viele wie selten zuvor. Im Vergleich dazu gab es letztes Jahr im Frühling nur zehn Sommertage. Außerdem verzeichnete Bozen bereits fünf Hitzetage, also Tage mit Höchsttemperaturen von über 30° Celsius.

Die Kehrseite der Medaille war die extreme Trockenheit, die seit Jahresbeginn herrscht und bereits zu Schäden und Verlusten in der Heuernte geführt hat. Trotz der ergiebigen Niederschläge in der vergangenen Woche fehlen in der Regenbilanz der ersten fünf Monate immer noch 20 Prozent bis 40 Prozent des Solls, unterstreichen die Landesmeteorologen. Weitere zwei bis drei Regentage wären noch notwendig, um das Defizit aufzuholen. Nur Wolkenstein hat heuer als einzige Wetterstation Südtirols einen Regenüberschuss von 16 Prozent. Als Grund für den Wärmeüberschuss und die Trockenheit zeichneten laut Wetterexperten mehrere blockierende Hochdruckgebiete über Mitteleuropa verantwortlich, die das Eindringen atlantischer Regenfronten nach Mitteleuropa nahezu unmöglich machten.

Der Mai setzte den Trend von zu warmen Monaten fort und war im Großteil des Landes über 1° zu warm. In Bozen wurde eine mittlere Temperatur von 19,3 °C gemessen, der langjährige Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre liegt hier bei 17,7 °C. Die zweite Monatshälfte brachte den lang ersehnten Regen, der die anhaltende Trockenheit linderte. Vor allem im Wipptal, Pustertal, Ahrntal und den Dolomitentälern, die besonders von der Niederschlagsarmut betroffen waren, sind dabei große Regenmengen gefallen. Trotzdem konnte das Niederschlagsdefizit noch nicht überall aufgeholt werden. Die drei nassesten Orte im Mai waren Wolkenstein mit 166 l/m², St. Veit in Prags mit 150 l/m², Brenner 150 l/m². Die drei trockensten Orte im Mai: Naturns mit 44 mm, Marienberg mit 45 mm, Meran mit 47 mm.

Der wärmste Tag im Mai und des bisherigen Jahres war der 24. Mai mit einem Höchstwert von 33,1° an der Wetterstation in Bozen, melden die Meteorologen. Trotz des sommerlichen Mai gab es in manchen höheren Tälern noch Frostnächte, am kältesten war es am 5. Mai in Toblach mit -3,7 °C. Deutlich kälter wurde es auf den Bergen am 4. Mai nach einem Kaltfrontdurchgang. Auf dem Signalgipfel des Wilden Freiger (3400 m) im hinteren Ridnauntal sackte die Temperatur kurzzeitig auf -14° ab.

In den ersten drei Maitagen war es noch leicht wechselhaft, bevor die Sonne in der darauf folgenden Woche nahezu ungetrübt schien. Gleichzeitig wurde es immer wärmer, teilweise wurden sogar 30° erreicht. Auch die sogenannten "Eisheiligen" verliefen zunächst frühsommerlich, erst mit der "kalten Sophie" am 15. kam heuer pünktlich ein Kaltlufteinbruch. Fast im ganzen Land regnete es, am meisten im Norden und Osten des Landes. Die Schneefallgrenze sank im Osten Südtirols bis in einige Täler. In der darauf folgenden Woche kehrte aber schon wieder der Sommer zurück mit viel Sonne und lokalen Gewittern. Die nächste kräftige Kaltfront erfasste Südtirol am 27. Mai, Spitzenreiter war die Wetterstation Wolkenstein mit gemessenen 100 mm Niederschlag, gleichzeitig ist die Schneefallgrenze wieder weit nach unten gesunken, in den Dolomiten und im Hochpustertal wurde es schon das zweite Mal in diesem Mai bis auf 1200 m winterlich weiß. Auf einer Höhe von 2000 Metern sind in den Dolomiten rund 30 cm Neuschnee gefallen, auf dem Gipfel der Marmolata waren es sogar 80 cm. Lange konnte sich der Schnee auf den Almen aber nicht halten, denn der Mai geht schon wieder sommerlich warm zu Ende. Die Nacht vom 30. auf 31. Mai war in Bruneck mit einer Tiefsttemperatur von 16° sogar die wärmste Nacht in einem Mai seit Messbeginn.

Mit dem morgigen 1. Juni beginnt offiziell der meteorologische Sommer. Während der Mai bereits sommerliche Akzente setzen konnte stellt sich nun die Frage ob es in den nächsten Monaten so weitergeht. Wie das Wetter im heurigen Sommer tatsächlich wird, kann man noch nicht definitiv sagen. Verlässliche Wetterprognosen beschränken sich nämlich auf ein bis maximal zwei Wochen, alles darüber hinaus bleibt mit hoher Unsicherheit behaftet. Die saisonale Wettervorhersage ist noch ein sehr junges Forschungsgebiet. Die Landesmeteorologen raten also davon ab, solche Vorhersagen als Entscheidungsgrundlage (z.B. für die Ferienplanung) zu verwenden. Trotzdem geben Wettemodelle zumindest eine Tendenz an. Laut Berechnungen des Europäischen Vorhersagezentrums in England (ECMWF) sollte dieser Sommer mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent "zu warm" werden. Die Wahrscheinlichkeiten, dass die nächsten drei Sommermonate "normal" oder gar "zu kühl" verlaufen, liegen bei 40 Prozent bzw. 10 Prozent. Bei den Niederschlägen zeigt sich derzeit kein besonderer Trend, der Sommer sollte also weder viel zu nass noch viel zu trocken sein, schließen die Landesmeteorologen.

mac