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Umweltgipfel 2002 in Johannesburg: Ansichten der Südtiroler Delegation vor Ort
LPA - Armut, Hunger, Klimapolitik, Umwelt und die zukunftsfähige Entwicklung unseres Planeten sind die Hauptthemen des derzeit stattfindenden Weltgipfels für nachhaltige Entwicklung (WSSD) im südafrikanischen Johannesburg. Eine kleine Delegation aus Südtirol ist unter den circa 60.000 Gipfelteilnehmern aus rund 190 Ländern der Welt. Die Südtiroler Delegation vor Ort, bestehend aus Vertretern des Landes, der Institutionen und Vereine, hält Eindrücke fest, tauscht Erfahrungen aus und knüpft Kontakte. Im Verlauf des Gipfels wurden die Südtiroler bereits mehrfach in ihrem Vorgehen zum internationalen Klimaschutz und dem damit zusammenhängenden Schutz der indigenen Völker Amazoniens bestärkt.
Die Umstände und Rahmenbedingungen, unter denen der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg abläuft, sind alles andere als günstig, berichten die Südtiroler Teilnehmer. Neben dem eigentlichen Regierungsgipfel läuft auch ein paralleler Gipfel, an dem die Zivilgesellschaft, also die Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO), die Umwelt- und Sozialverbände und die Gewerkschaften, unter sich alle Aspekte der nachhaltigen Entwicklung vertiefen. Ihr Standpunkt findet beim Regierungs- und UNO-Gipfel jedoch auf wenig Gehör, so die Südtiroler Teilnehmer. "Die Regierungsvertreter treten für eine neue Formel der nachhaltigen Entwicklung ein, welche zum bisherigen Wechselspiel zwischen Regierungen, NGO’s und Zivilgesellschaft nun als zusätzlichen Partner auch die multinationalen Firmen mit ins Boot nehmen soll. Sollte es dazu kommen, befürchten die Entwicklungsländer und die NGO’s, dass die Regierungen vor allem der armen Länder zum Spielball der Multis werden, welche damit zu noch mehr Macht gelangen und ihre Wirtschaftsinteressen zu Lasten der Umwelt und der Bevölkerung durchsetzen könnten", berichtet Armin Gluderer, der als Vertreter der Landesumweltagentur vor Ort ist. Zur Südtiroler Delegation in Johannesburg gehören neben Gluderer auch Landtagspräsidentin Alessandra Zendron, der Naturnser Bürgermeister Walter Weis sowie Anton Auer und Alexandra Teutsch.
Bereits zu Beginn des Weltgipfels war anzunehmen, dass es zu einem Kontrast der beiden Standpunkte kommen würde. Die Auflösung des Kontrasts scheint in erster Linie von der Durchschlagskraft der NGO’s abzuhängen. "Kleinere Demonstrationen und beinahe alltägliche Reibereien zwischen Israelis und Palästinensern werden dazu missbraucht, ein Image von gewalttätigen und in sich zerstrittenen Teilnehmern des NGO-Gipfels aufzubauen und so auf der anderen Seite die Seriosität des Regierungsgipfels zu unterstreichen", so Gluderer
Die verheißungsvollen Vorsätze, die sich die Staatshäupter der Welt noch vor zehn Jahren bei der Internationalen Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro zum Ziel gesetzt hatten, sind nicht erfüllt worden. Die Entwicklungsländer kämpfen weiterhin gegen Armut und Hunger, die Kluft zwischen Arm und Reich ist größer geworden, die Umwelt- und Klimaprobleme sind global nach wie vor ungelöst.
"Johannesburg könnte nun eine weitere neue Chance bieten, das Ruder noch einmal herumzureißen. Dazu braucht es aber eine klare und eindeutige Willenserklärung der Staaten, welche keine Hintertür für versteckte Wirtschaftsinteressen unter dem Deckmantel der nachhaltigen Entwicklung offen lässt", meint Gluderer.
Die Südtiroler Delegation berichtet vom Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (WSSD) in Johannesburg auch unter den Internet-Adressen:
http://sic.ines.org/summitnews und http://list.ines.org/mailman/listinfo/l-agenda21.
Wer Fragen an die Südtiroler Delegation hat, kann diese per E-Mail an folgende Adresse richten:
SAN