News & Events

Heimische Biomasse: mehr lokale Wertschöpfung, weniger Energieabhängigkeit

LPA - "Unser Holz. Unsere Energie": Im Beisein von Landeshauptmann Luis Durnwalder, zuständiger Landesrat für das Forstwesen, und Energielandesrat Michl Laimer präsentierten der Südtiroler Bauernbund und der Südtiroler Biomasseverband heute (23. Februar) die neue, gemeinsame Kampagne für die verstärkte Nutzung der heimischen Biomasse, die vom Land Südtirol und der Handelskammer Bozen unterstützt wird.

Kampagne präsentiert (v.l.): Biomasseverbandspräsident Hanspeter Fuchs, Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler, LH Luis Durnwalder, Energielandesrat Michl Laimer und HK-Generalsekretär Josef Rottensteiner.

Rund 337.000 Hektar des Landes Südtirol sind mit Wald bedeckt, zählt man noch 35.000 Hektar andere bewaldete Fläche, etwa Latschenfelder, hinzu, ist rund die Hälfte der Südtiroler Landesfläche bewaldet. Unter den vielseitigen Aufgaben des Waldes, der Lebensraum für Pflanzen und Tiere ist, eine Schutzfunktion hat, als Erholungs- und Freizeitraum dient sowie regulierend auf das Klima und den Wasserhaushalt wirkt, ist auch die Funktion des Waldes als Biomasselieferant.

"Diese ist derzeit aber noch nicht so genutzt, wie wir das gerne hätten", betonte Landeshauptmann Luis Durnwalder im Rahmen der heutigen Pressekonferenz. "Es sind vor allem die kleinflächige Eigentumsstruktur, die zum Teil schwierigen Arbeitsbedingungen und logistische Schwächen, die die Holznutzung in Südtirol bremsen." In der Tat gibt es in Südtirol 21.000 Waldeigentümer, davon ist der Großteil Kleinstbesitz: Rund 9.000 Eigentümer können nur eine Waldfläche von bis zu 2,5 Hektar ihr eigen nennen.

Die Zahlen zeigen zudem, dass der jährliche Bedarf an "Energieholz" den derzeitigen Jahres-Holzeinschlag in Südtirol bei weitem übersteigen. Die Fernheizwerke in Südtirol benötigen ungefähr 1,2 Millionen Schüttraummeter(Srm) Hackschnitzel, was knapp 500.000 Festmeter Rundholz entspricht. "Davon stammt derzeit zehn Prozent Hackgut direkt von den Waldeigentümern, die Hälfte wird von Sägewerken und Zweitverarbeitungsbetrieben geliefert, während 37,5 Prozent Hackschnitzel in die Südtiroler Fernheizwerke importiert werden müssen", erläutert der Landeshauptmann. Hinzu kommt der Holzbedarf von circa 10.000 Privatanlagen in Südtirol, die mit Hackschnitzel, Stückholz oder Pellets betrieben werden. 

Um den Bauern und Waldbesitzern die Möglichkeit zu geben, größere Erträge zu erzielen und den Fernheizwerken zu ermöglichen, einen größeren Anteil ihres Biomassebedarfs aus heimischen Wäldern zu decken, haben der Südtiroler Bauernbund und der Südtiroler Biomasseverband ein Rahmenabkommen geschlossen, das die Lieferverträge zwischen Bauern und Fernheizwerkbetreibern regelt. Auf dieses aufbauend startet der Bauernbund gemeinsam mit dem Biomasseverband eine Informationskampagne unter dem Titel "Unser Holz. Unsere Energie."

Energielandesrat Michl Laimer begrüßt die Initiative: "Wir müssen unsere Energieversorgung so weit als möglich unabhängig, krisenfest und preisstabil gestalten. Für das Ziel einer energieautarken Region ist die bessere Nutzung der heimischen Biomasse von großer Bedeutung." Dazu sei es nötig, die Interessen sowohl der Waldbesitzer als auch der Fernheizwerkbetreiber zusammenzuführen. "Nur durch eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten ist es möglich, den Beitrag der heimischen Biomasse zur Energieunabhängikeit wachsen zu lassen", so Laimer. Derzeit werden von den 67 Südtiroler Fernheizwerken circa zehn Prozent des thermischen Energiebedarfs in Südtirol gedeckt. Für weitere zehn Prozent der thermischen Energie kommen die 10.000 Privatanlagen auf.

"Mit 67 Biomasse-Fernheizwerken in 116 Gemeinden, die mit über 11.000 Anschlüssen rund 20.000 Familien in Südtirol versorgen, verfügt unser Land über die europaweit höchste Dichte an Fernheizwerken", untersteicht Hanspeter Fuchs, Präsident des Südtiroler Biomasseverbandes. "Dabei haben wir immer schon versucht, möglichst viel Holz aus den Wäldern der Umgebung zu beziehen." Ein Pilotprojekt im Hochpustertal habe gezeigt, dass die Zusammenarbeit von Fernheizwerken, Waldbauern und Forstbehörde zum Erfolg führen kann.

Dieser soll nun mit der Kampagne "Unser Land. Unsere Energie." auf das ganze Land ausgedehnt werden. Vorgesehen sind Informationsveranstaltungen in allen Landesteilen für Waldbauern, Fernheizwerkbetreiber und Endkonsumenten sowie spezielle Beiträge in den Medien, zudem wurde ein Folder mit den wichtigsten Informationen gedruckt. Damit will man ein Bewusstsein für den Mehrwert von heimischem Holz schaffen. "Holz wächst vor unserer Haustüre. Wer auf heimisches Holz setzt, leistet nicht nur einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz, sondern schafft auch Wertschöpfung und stärkt die heimische Wirtschaft", ist Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler überzeugt. Neben der Erhöhung der lokalen Wertschöpfung sprechen auch die kürzeren Transportwege, die geschlossenen Kreisläufe (der Wald gibt bei der Verbrennung dieselbe Menge CO2 ab, die er im Laufe seines Wachstums gespeichert hat) und die geringere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern sehr stark für die Nutzung des heimischen Waldes. "Die nachhaltige Bewirtschaftung wird von den Forstbehörden garantiert. Derzeit schlummert im Südtiroler Wald noch eine große Holzreserve und damit ein Potential, das in Zukunft genutzt werden muss", appelliert Leo Tiefenthaler.  

 

mpi

Downloads

Heimische Biomasse als wichtiger Faktor der Energiepolitik

Landesrat Laimer über mögliche Lösungen für steigenden Energiebedarf

Landeshauptmann Durnwalder zur Bedeutung alternativer Energiequellen