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Italienisches Gletscher-Komitee in Südtirol: Gletscher gehen zurück

LPA -Auch in Südtirol sind die Gletscher auf Rückzug, hieß es am Wochenende bei der Sitzung des italienischen Gletscher-Komitees in Bozen. Das Komitee ist seit 1895 im Einsatz, um die Forschung im Bereich der Gletscherkunde auf Staatsebene zu fördern und zu koordinieren. Das hydrographische Landesamt ist ständiges Mitglied des Komitees und hat die Veranstaltung organisiert.

Die Gletscherexperten auf Exkursion in Südtirol

Gletscher entstehen durch besondere klimatische Bedingungen. Wenn diese sich ändern, wirkt sich das maßgeblich auf die Größe des Gletschers aus. Andererseits lassen Veränderungen der Gletscher auf einen Klimawechsel schließen. Gletscher fungieren als unverzichtbare Wasserspeicher. Ihre ständige Beobachtung ist für die Planung der Wasserressourcen wichtig.

Der Ist-Zustand der glaziologischen Überwachungstätigkeit auf staatlicher und lokaler Ebene wurde bei der Sitzung des Geltscherkomitees nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Carlo Baroni und den Chef des Südtiroler Zivilschutzes Hanspeter Staffler besprochen.

Beiträge zum Gletscherphänomen in den Ostalpen und in Südtirol lieferten Mirco Meneghel, Koordinator des Triveneto und Roberto Dinale, stellvertretender Amtsdirektor des hydrographischen Amtes. Beide Berichterstatter verwiesen auf den fortschreitenden Rückzug der Gletscher im vergangenen Jahrhundert. Wenn auch in abwechselnden Zeitabschnitten so war doch ein ständiger Rückzug der Gletscher ab der kleinen Eiszeit, die ihren Höhepunkt zwischen 1830 und 1850 hatte, zu beobachten.

In Südtirol wird derzeit der Gletscherkataster aktualisiert. Die ersten Daten verweisen auf eine Verminderung von knapp 15 Prozent  der Gletscheroberfläche im Zeitraum von 1997 bis 2006, bzw. von über 30 Prozent zwischen 1983 und 2006. Seit der größten Ausdehnung der Gletscher im 19. Jahrhundert hat der Geltscherschwund geschätzte 66,2 Prozent an Flächeneinbuße verursacht. Dieser Negativtrend ist in Angaben zur Mächtigkeit noch deutlicher. In einem 19-jährigen Beobachtungszeitraum hat der Weißbrunnferner im Ultental 20 Meter an Mächtigkeit verloren. Ähnliches gilt auch für Gletscherfronten, die sich zurückgezogen haben und in Südtirol vom glaziologischen Dienst des „CAI“ unter der Führung von Pietro Bruschi kontrolliert werden. Georg Kaser, Vorsitzender der internationalen Forschungsorganisation der Eissphäre (International association of chryospheric sciences) sowie Autor des IPCC-Reports (intergovernmental planel o climate change), hat über den Anstieg der Meeresspiegel durch die Gletscherschmelze und die Reduzierung der Eisdecken in der Antarktis und in Grönland referiert. Im Anschluss an die Tagung haben die Gletscherexperten das Archäologiemuseum in Bozen besucht. In Glurns haben sie ein Referat von  Gianni Bodini über die Faszination und Mystik der Vinschger Gletscher und ihrer Interaktion mit der dortigen Kultur angehört. Auf dem Programm stand zudem eine Exkursion nach Langtaufers zum Gletscherlehrpfad, welcher von Melag zur Weißkugelhütte führt. Mit dem Leiter der Erlebnisschule Langtaufers Wolfgang Thöni konnten die Teilnehmer die von den Gletschern in die Felsen geformten Zeichen anfassen und die Aussicht auf die Vinschger Gletscher genießen.

 

SAN