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Luftqualität: Stickstoffdioxidwerte müssen gesenkt werden

(LPA) Am Ende des Winters zieht der Direktor der Abteilung Landesagentur für Umwelt Bilanz: Die Luftqualität, unterstreicht Luigi Minach, hat sich landesweit verbessert, besorgniserregend bleibt aber weiterhin der Anteil von Stickstoffdioxiden (NO2).

Das Problem der Stickstoffdioxide, hebt Minach hervor, besteht europaweit; sie sind in Abgasen vor allem von Dieselmotoren enthalten und entstehen bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, etwa von Kohle oder Öl. Stickoxide reizen und schädigen die Atmungsorgane und führen zur Entstehung des Sauren Regens, zur Smog- und Ozonbildung. In diesem Winter hat die Europäische Union zum ersten Mal einen Grenzwert für Stickstoffdioxide eingeführt; sie dürfen im Jahresdurchschnitt nicht 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten. Im Bozner Talkessel ist dieser Grenzwert mit 40,5 Mikrogramm minimal überschritten worden; allerdings haben die Messungen neben der Brennerautobahn einen Wert von 65 Mikrogramm ergeben.

"Innerhalb des laufenden Jahres", erläutert der für Umwelt zuständige Landesrat Michl Laimer, "muss der EU ein Sanierungsplan vorgelegt werden, der im Laufe der nächsten fünf Jahre die Senkung der Stickstoffdioxidwerte unter den Grenzwert bewirkt; dabei arbeiten wir eng mit Bayern und dem Bundesland Tirol zusammen." Zu den vorgesehenen Maßnahmen zählen die Koppelung der Autobahngebühr an die Schadstoffklassen der Fahrzeuge sowie die Einführung von Geschwindigkeitsbegrenzungen zu gewissen Zeiten entlang einiger Abschnitte der Brennerautobahn. Die erste Maßnahme, führt Luigi Minach aus, ist bereits erfolgreich in Deutschland angewandt worden, während Innsbruck die zweite umgesetzt hat: Dort hat eine zeitweilige Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 Stundenkilometer eine Verringerung der Stickstoffdioxid-Konzentration um 6 Prozent bewirkt.

Im Grenzbereich, führt der Leiter der Umweltagentur weiter aus, befinden sich in Südtirol die Werte von Benzol, Stickstoffmonoxid und Schwefeldioxid. Die Feinstaubwerte (Particulate Matter, PM10) haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich mit dem Vorjahr zugenommen: elfmal wurde der Grenzwert im Bozner Talkessel überschritten, zwölfmal in jenem von Meran und dreizehnmal in Leifers. Insgesamt, sagt Minach, bewegte sich die Luftqualität in den letzten drei Jahren in einem Bereich, der kein völliges Verkehrsverbot nötig machte, ein solches müsste nach fünf aufeinanderfolgenden Grenzwertüberschreitungen erlassen werden. Allerdings haben die niederen Temperaturen im Jänner, Februar und März dieses Jahres zu mehr Schadstoffen in der Luft geführt. Die Zahl der Grenzwertüberschreitungen in den vergangenen 90 Tagen ist deshalb fast gleich hoch wie jene im Verlauf des gesamten Jahres 2009. Falls der kommende Herbst wieder sehr niedere Temperaturen mit sich bringt, zeigt sich Luigi Minach besorgt, ist es nicht ausgeschlossen, dass der Aktionsplan wieder in Kraft treten muss.

Auch wenn die durch die Heizungsanlagen erzeugten PM2,5-Werte im Jahresdurchschnitt unter der Aufmerksamkeitsschwelle von 25 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen, müssen sie ständig beobachtet werden. Die höchsten Werte in diesem Bereich werden seit Jahren in Latsch im Vinschgau gemessen, wo vor kurzem 18 Mikrogramm registriert wurden. Auch die Anteile von durch Holzverbrennung erzeugtem Benzapyren sind im Steigen begriffen. Laut Minach ist dies auf die Zunahme von Biomasse als Heizmaterial zurückzuführen sowie auf das nicht einwandfreie Beheizen von Holzöfen. Öfen älteren Baujahres sowie das Verheizen von feuchtem oder behandeltem Holz führen zu einem enormen Anstieg von Schadstoffen in der Luft. Zu den Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden müssen, zählt deshalb auch die Anregung zum Erwerb von modernen Holzöfen mit niederem Schadstoffausstoß, sagt der Leiter der Umweltagentur. 

mac