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Historisches Tauferer Badl oberhalb von Tscherms feierlich eröffnet

(LPA) Was früher gegen Gliederkrankheiten und Hautausschläge half, kann nach der feierlichen Eröffnung von heute (11. Juni) Nachmittag erneut genossen werden. Nach glorreichen Jahren mit regem Badebetrieb bis in die 1970-er Jahre wurde das am Wanderweg zum Vigil-Joch entspringende eisenhaltige Mineralwasser wieder zugänglich gemacht.

Das Mineralwasser des Tauferer Badls wurde heute als erstes von neun nicht mehr genutzten Mineralwässern von historischem Wert wieder zugänglich gemacht.

Bereits seit 1350, erläutert der Geologe Thomas Senoner vom Amt für Gewässernutzung, kennt man ein „Tauferer Gut", und seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts (ca. 1815) wird auch eine Badeanstalt erwähnt. So gilt es als Besonderheit des Tauferer Badls, dass es für jede Krankheitsdiagnose eigene Kabinen mit Wannen gab. Der Badebetrieb mit dieser Badordnung wurde noch bis in die 1970-er Jahre beibehalten, dann wurde der Badebetrieb eingestellt.

Die Quelle des Tauferer Badls wird klassifiziert als eisenhaltiges und leicht mineralhaltiges Wasser. Es enthält Jod und Spuren von Brom, Barium, Aluminium, Lithium, Cäsium und Nickel. Die Leitfähigkeit beträgt 410µS/cm und die Temperatur ca. 11°C.

Wasser erzählt von seinem Werdegang, seine charakteristischen Eigenschaften sind ein Spiegelbild des Gesteins, durch welches es fließt. Daher wurde der Quellbrunnen aus Granatglimmerschiefer gearbeitet, der auch im Einzugsgebiet der Mineralwasserquelle des Tauferer Badls vorkommt. Der Stein versinnbildlicht Natürlichkeit, Beständigkeit und Vielfalt, er ist in seiner Form einzigartig und wertvoll, genau wie das Wasser, das aus dem Stein quillt. Die Auskleidung der drei Rillen im Stein soll einen Bezug herstellen zu den wichtigsten im Mineralwasser gelösten Elementen: die zwei äußeren Rillen sind mit Eisen ausgekleidet, die mittlere Rille mit Aluminium. Die für das Tauferer Mineralwasser charakteristischen rötlichen Ausfällungen entstehen, wenn das im Wasser gelöste Sauerstoff der Luft in Verbindung kommt und dabei zu rotem Eisenhydroxid oxidiert, welches schlechter wasserlöslich ist und daher ausfällt. Am Quellbrunnen tritt das Wasser zutage und fließt entlang der Ruheoase durch die ortstypische Vegetation, bis es am Ende wieder versickert.

Das Wasser des Tauferer Badls wurde früher hauptsächlich für Bäder gegen Muskelrheumatismus, Gliederkrankheiten, Gicht, Unterschenkelgeschwüre, Hautausschläge und Bleichsucht angewandt. Auch Trinkkuren wurden verabreicht. Im Vergleich zu Trinkwasser weist es erhöhte Gehalte an Eisen, Mangan und Sulfat auf. Die Mineralwasserquelle des Tauferer Badls liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Weges, in unmittelbarer Nähe der Ruheoase. Sie wurde saniert und das Wasser mit zwei Leitungen zur Ruheoase geführt: Eine Leitung führt zum Quellbrunnen und eine zweite zum Wasserspender.

Südtirol, führt Geologe Senoner aus, ist reich an Wasserreserven und entsprechend vielfältig ist auch das Spektrum an Mineralwässern, die von alters her nicht nur von der einheimischen Bevölkerung sehr geschätzt wurden. Dies sieht man an den vielen ehemaligen „Bauernbadln", die vor allem im 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts in Südtirol ihre Blütezeit erlebten. So war die Tradition der Heilbäder weit verbreitet. Jeder Stand, auch die Knechte und Mägde, hatten das Recht, einmal im Jahr einen Badeaufenthalt zu beanspruchen. Mit der Zeit entwickelten sich Bäder, die vorzugsweise von den Adeligen und Reichen aufgesucht wurden, und andere, deren Kundenstock die einfache Bevölkerung war, wie beispielsweise das - nomen est omen - Lotterbad in Ulten.

Neben Künstlern wie der Maler Franz von Defregger oder Schriftstellern wie Thomas Mann sowie Politikern und Forschern finden sich unter den illustren Gästen der heute aufgelassenen Bäder jener Zeit auch Kaiserin Sisi von Österreich, Reichskanzler Otto von Bismarck und das Ehepaar Prinz Karl von Hohenzollern und Prinzessin Josefine von Belgien. Heute zeugen teilweise nur noch die zerfallenden ehemaligen Gasthäuser von jener glorreichen Zeit. Die Quellen sind teilweise überwuchert und werden den hygienischen Ansprüchen unserer Zeit nicht mehr gerecht.

So hat es sich das Landesamt für Gewässernutzung zur Aufgabe gemacht, die Vielfalt der Mineralwässer in Südtirol nicht nur beschreibend, mittels der bereits in der Nähe aufgestellten Schautafeln, aufzuzeigen, sondern diese besonderen Wässer auch an ihrem Ursprung aufzuwerten. Ein Großteil jener Quellen, die heute nicht mehr genutzt werden und die sich in der Nähe von Wanderwegen oder Zufahrtsstraßen befinden, wird daher gemeinsam mit der Abteilung Wasserschutzbauten saniert oder neu gefasst, und so steht das Quellwasser an einem zur Verweilung einladenden Platz zur Verkostung zur Verfügung.

Zentrales Element dieser „Ruheoasen am Mineralwasser" bildet der Brunnen, der den Quellaustritt versinnbildlicht, eine runde Steinplatte aus ortstypischem Gestein mit einer mittigen Öffnung, aus der das Quellwasser hervortritt und über mehrere Rillen nach außen abfließt. Über ein Bächlein gelangt das Wasser zu Tal. Der besondere Naturstein des Brunnens gibt somit die Entstehung der mineralischen Zusammensetzungen des Mineralwassers wieder. Für die genießbaren Mineralwasserquellen wird das Trinken bzw. Abfüllen des Mineralwassers über einen filigranen Inox-Wasserhahn ermöglicht.

32 Mineralwässer sind in Südtirol durch Beschluss der Landesregierung anerkannt. Diese Quellen wurden aus einer langen Reihe ausgesucht, die von alters her für Bauernbäder und Heilanstalten genutzt wurden oder bereits als Mineralwasser abgefüllt und verkauft wurden. Sie gehören heute „zum unverfügbaren Vermögen der Provinz Bozen" und sind über Mineralwasserschutzgebiete unter Schutz gestellt.

Dieser Reichtum an charakteristischen Wässern soll in den nächsten Jahren wieder zugänglich gemacht werden, indem die zum Teil verfallenen Quellfassungen erneuert werden und Brunnen zur Verkostung vor Ort einladen. Neben dem heute eröffneten Tauferer Badl in Tscherms sind dies: Bad Lad in St. Pankraz, das Lotterbad in Ulten, Überwasser in Ulten (wird gerade saniert), Bad Ratzes-Schwefelquelle in Kastelruth, Bad Ratzes-Eisenquelle in Kastelruth, Bad Rumestluns in Wengen, Bad Pedraces in Abtei, die Flitz-Quelle in Villnöss.

mac

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