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Hirsch in Bozen: Mehrere Gründe sprachen für Abschuss

(LPA) Der Hirsch, der sich gestern (21. Juli) in die Innenstadt von Bozen verirrt hatte und dort erlegt worden war, hat ein breites Echo ausgelöst. "Die Medienberichte haben bewirkt, dass ich eine ganze Flut von Schreiben bekomme, in denen man unsere Entscheidung für einen Abschuss kritisiert", so Landeshauptmann Luis Durnwalder. Dabei gebe es für einen Abschuss gleich mehrere gute Gründe.

"Die wichtigste Überlegung, die hinter unserer Entscheidung für einen Abschuss stand, war die Gefahr, die von dem in Panik geratenen Hirschen ausgegangen ist", so Durnwalder, der an die beiden Verletzten erinnert, den die Flucht des Tiers durch die Innenstadt gefordert hatte. Diese Gefahr sei auch durch einen Schuss aus dem Betäubungsgewehr nicht zu beseitigen gewesen. "Man darf sich nicht vorstellen, dass der Hirsch gleich nach dem Schuss aus dem Betäubungsgewehr zusammenbricht und liegen bleibt", so Durnwalder. Vielmehr dauere es mehrere Minuten, bis das Tier bewegungsunfähig sei. "Bis dahin wäre der Hirsch in noch größere Panik geraten, hätte sich aufgebäumt und versucht, durch den Ring aus Polizisten und Jagdaufsehern zu brechen", erklärt der Landeshauptmann. Mit unabwägbaren Folgen für die Einsatzkräfte.

Man müsse sich zudem bewusst sein, dass Hirsche und Rehe in der Nähe von Verkehrswegen eine Gefahr darstellten, der es zu begegnen gelte. "Wir haben im Jagdgesetz festgeschrieben, dass Tiere in solchen Situationen sofort erlegt werden müssen, nachdem ansonsten Unfallgefahr droht und Menschen zu Schaden kommen könnten", so Durnwalder. Eine ähnliche Situation habe sich gestern ergeben - in zugespitzter Form.

Einen weiteren Grund für den Abschuss führt Heinrich Erhard an, Direktor im Landesamt für Jagd und Fischerei: "Der Hirsch hatte sich bei seiner Flucht durch Bozen bereits verletzt, wobei kaum festzustellen war, wie schwer." Deshalb habe es sich um einen Hegeabschuss gehandelt. Erhard erläutert weiters, dass in Südtirol der Bestand an Hirschen und Rehen auf 8000 bis 9000 geschätzt wird und der diesjährige Abschussplan zu dessen Eindämmung 3000 Abschüsse vorsieht. "Bei diesen Zahlen hat ein Exemplar keinen Einfluss auf die Population", so der Amtsdirektor, der betont, dass Maßstäbe für Haustiere nicht für Wildtiere gelten würden: "Bei Haustieren gilt die Situation jedes einzelnen als ausschlaggebend, bei Wildtieren ist es jene der gesamten Population", so Erhard.

chr