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Über 1000 Artenfunde beim siebten internationalen Tag der Artenvielfalt

LPA - Bei hochsommerlichen Temperaturen untersuchten am vergangenen Samstag, 24. Juni, anlässlich des Tages der Artenvielfalt 50 Zoologen, Botaniker und Pilzkundler die Flora und Fauna unterhalb des Rosengartens in Tiers. Es galt, innerhalb eines Tages so viele Arten wie möglich zu finden und zu bestimmen. Insgesamt wurden über 1000 Tier – und Pflanzenarten gezählt, viele davon können erst mit dem Mikroskop bestimmt werden.

Die aus dem In- und Ausland angereisten Experten waren von der Vielfalt der Pflanzen, Tiere und Pilze begeistert und fanden auch manche Rarität. Das Areal in den Naturparks Rosengarten-Schlern gilt als eine der artenreichsten Gegenden Südtirols. Dennoch gibt es noch viel zu erforschen, denn es sind beispielsweise erst die Hälfte aller in Südtirol vorkommenden Tierarten bekannt. Die 14 Forschergruppen fanden 300 Gefäßpflanzen, 115 Moose, 60 Flechten, 41 Pilze, 30 Schnecken, 80 Spinnentiere, rund 100 Hornmilben, 253 Schmetterlinge, darunter 196 nachtaktive, elf tag- und nachtaktive und 46 tagaktive, rund 40 Kurzflügelkäfer, vier Amphibien und Reptilien und zwar Ringelnatter, Bergmolch, Bergeidechse und Kreuzotter und außerdem 33 Vögel. Die Anzahl der Laufkäfer und Bienen muss erst bestimmt werden. Die Ameisen müssen ebenfalls unterm Mikroskop genauer untersucht werden.

Unter den Funden sind auch einige Besonderheiten. So wurde etwa bei den Schmetterlingen der Ziest-Minierfalter gesehen, der für Bozen nur ein einziges Mal im jahr 1867 nachgewiesen wurde. Auf der ganzern Welt sehr selten, aber typisch für Südtirol ist der Lärchenpilz. Wegen seines angenehmen Fechnel-Anis-Duftes wurde der Fenchel Tramete-Pilz, der ebenfalls gefunden wurde, früher im Wäschekasten verwendet. Daneben gab es ungewöhnlich große Enzian-Bestände der Sorte „Triglav“. Gesichtet wurde außerdem der Dolomiten-Weberknecht, der vor 200 Jahren von einem polnischen Forscher in der Zeitschrift „Schlern“ beschrieben wurde und nicht leicht zu finden ist, da er nur in über 2000 Höhenmetern vorkommt und nur auf Kalkfelsen lebt. Spezielle Arten werden bei den Milben erwartet, schon allein deshalb, da die Hornmilben in Südtirol noch wenig erforscht sind. Bisher 175 in Südtirol bekannt.

 

Die Ergebnisse der Untersuchung im Gebiet unterhalb der Vajolet-Türme in der Hanicker Schwaige und Plafetsch wurden am Abend von den Gemeindevertretern von Tiers vorgestellt. Parallel zu den Analysen der Spezialisten fanden am 24. Juni den ganzen Tag über geführte Exkursionen für Interessierte statt, die die artenreiche Flora und Fauna erschlossen.

Die Idee zum Tag der Artenvielfalt stammt aus den USA und wurde von der deutschen Zeitschrift GEO in Europa eingeführt. Ziel der Aktion sind keine Rekorde, sondern das Bewusstsein für die Artenvielfalt vor der eigenen Haustür. In Südtirol wird der Tag der Artenvielfalt seit dem Jahr 2000 durch das Naturmuseum mit Wissenschaftlern aus Südtirol, Norditalien und Tirol organisiert. Die Ergebnisse der Untersuchung erweitern die ständige Datenbank des Naturmuseums über die Fauna und Flora von Südtirol. Die Daten werden zu historischen Nachweisen und können für vielfältige Forschungsprojekte abgerufen werden oder dienen zur Beurteilung von Unterschutzstellungen.

SAN