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Abteilung Wasserschutzbauten: Gemeinsames Projekt mit Behörden in Venezuela

(LPA) Eine außergewöhnliche Kooperation ist die Landesabteilung Wasserschutzbauten eingegangen. Sie unterstützt ihr Pendant in Vargas, einer Region in Venezuela, die vor wenigen Jahren von verheerenden Unwettern heimgesucht worden ist. "Unsere Wildbach-Experten haben in den letzten Monaten venezolanische Fachleute ausgebildet und mit ihnen gemeinsam ein konkretes Projekt zum Schutz einer Ortschaft ausgearbeitet", erklärt dazu Landeshauptmann Luis Durnwalder.

Nur Ruinen haben die Muren in Vargas hinterlassen: Damit dies nicht wieder passiert, dafür sorgt auch die Südtiroler Wildbachverbauung
Mit schwersten Unwettern zu kämpfen hatte Venezuela im Jahr 1999. Am stärksten betroffen war damals ein Abschnitt der Küste nördlich von Caracas in der Region Vargas, wo heftige Niederschläge, über die Ufer tretende Wildbäche und verheerende Muren nicht weniger als 20.000 Opfer und Schäden in Höhe von rund zwei Milliarden Euro gefordert haben. "Die Gründe für die damalige Katastrophe sind auch in der Siedlungspolitik zu suchen, da hunderte Häuser viel zu nahe an Wildbächen errichtet worden sind, die noch dazu völlig unverbaut geblieben sind", erklärt dazu Sandro Gius, Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost, der die betroffenen Gebiete besucht hat. 

Seine Reise nach Vargas war Teil einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit, die die Landesabteilung Wasserschutzbauten mit dem "Corpo Vargas" eingegangen ist, die in der betroffenen Region die Aufgaben ihres Südtiroler Pendants übernimmt. "Erste Kontakte haben wir bereits im Frühjahr des Vorjahres anlässlich eines Symposiums zum Thema Naturgefahren geknüpft, in dessen Rahmen einige venezolanische Fachleute unsere Projekte in Südtirol unter die Lupe genommen haben", so Rudolf Pollinger, Direktor der Landesabteilung Wasserschutzbauten. 

Auf diesen ersten Kontakten aufbauend ermöglichten die Südtiroler Wildbach-Experten einer Mitarbeiterin des "Corpo Vargas" einen Studienaufenthalt in Südtirol. "Wir haben ihr unsere Projekte aber auch unsere Art zu arbeiten näher gebracht und haben sie mit den angewandten Techniken vertraut gemacht", so Pollinger. "Es ist uns immer ein Anliegen, unser Know-how in bestimmten Bereichen weitergeben zu können, weil dies auch unserem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe entspricht", ergänzt der Landeshauptmann.

Entsprechend ersuchten die Venezolaner, einen Mitarbeiter der Abteilung in die betroffenen Gebiete von Vargas zu entsenden, um dort bei der Planung von Wasserschutzbauten zur Verfügung zu stehen. Diese Aufgabe übernahm Gius, der vor Ort die nötigen Informationen für ein Projekt zur Sicherung eines Wildbaches und damit zum Schutz der Ortschaft Mamo an der karibischen Küste eingeholt hat. "Es war nicht immer einfach, an die notwendigen Informationen zu Geologie, Hydrologie und Vegetation sowie an Kartenmaterial zu kommen", so Gius. Trotzdem gelang es, einen ersten Vorschlag zur Absicherung der Ortschaft zu entwickeln, die notwendigen Vermessungen im Gelände durchzuführen und – wieder zurück in Südtirol – ein endgültiges Projekt auszuarbeiten.  

Beigezogen wurden dabei auch zwei weitere Mitarbeiter des "Corpo Vargas", die sich in den letzten Wochen zur Fortbildung in Südtirol aufgehalten haben. "Wir haben nun den beiden venezolanischen Fachleuten unser Projekt übergeben, das die Errichtung einer Rückhaltesperre zum Schutz der Ortschaft Mamo und den Bau einer Beton-Rohrleitung vorsieht", so Pollinger. Die Verwirklichung des rund 1,2 Millionen Euro teuren Projektes liegt nun an den Behörden in Venezuela. 

chr