News & Events

Antholz: Erste Schutzmaßnahmen am Klammbach abgeschlossen

(LPA) Rund 100.000 Kubikmeter Material, eine Mure riesigen Ausmaßes, waren am 2. August im Klammbach in Antholz Obertal abgegangen. Nur dem raschen Eingreifen der örtlichen Feuerwehr und des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost war es zu verdanken, dass damals weder Menschen noch Häuser zu Schaden gekommen sind. Nun sind die ersten Schutzmaßnahmen abgeschlossen worden, die die vom Klammbach ausgehende Gefahr einschränken sollen. Und eine Reihe von Experten ist den Ursachen des Murenabgangs auf der Spur.

Aus 2600 Metern Höhe hat sich das Material einen Weg ins Tal gebahnt
Seit August ist am Klammbach einiges getan worden. So hat das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost für den Schutz des Siedlungsbereichs gesorgt und insgesamt 228.000 Euro in drei Sofortmaßnahmen investiert. "Wir mussten hier schnell und gezielt handeln, damit die umliegenden Höfe nicht weiter einer unkontrollierbaren Gefahr ausgesetzt waren", so Landeshauptmann Luis Durnwalder, in dessen Kompetenzbereich die Wildbachverbauung und der Zivilschutz fallen. So wurden die bereits in den 70er Jahren errichteten Dämme auf beiden Seiten des Klammbaches erhöht und verlängert, um die Höfe künftig vor Muren zu schützen. Eine weitere rund 300.000 Euro teure Rückhaltesperre, die die beiden Dämme miteinander verbindet, wird im kommenden Jahr folgen. Damit entsteht ein geschlossenes Rückhaltebecken, das abgehendes Murmaterial auffangen soll.

Dass weitere Muren abgehen werden, steht dabei für den Direktor des zuständigen Amtes, Sandro Gius, außer Zweifel: "Es ist kein Zufall, dass dieser Schwemmkegel landwirtschaftlich nicht genutzt wird. Seit jeher gehen hier Muren ab, wobei sich solche Ereignisse oft innerhalb kurzer Zeit wiederholen können." Bereits Anfang der 70er Jahre hatte der Klammbach ebenfalls den gesamten Schwemmkegel übermurt und die umliegenden Höfe bedroht. Das Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung Ost hatte damals zwei Lenkdämme errichtet, um die Höfe vor weiteren Muren zu schützen. "Die Generation vor uns hat bereits sehr weitsichtig gehandelt: Anstatt den Bach zu kanalisieren, hat man ihm ausreichend Platz geschaffen", erklärt Rudolf Pollinger, Direktor der Landesabteilung Wasserschutzbauten.

Die außergewöhnliche Mure in Antholz interessiert indes nicht nur die Experten der Landesabteilung Wasserschutzbauten. Mit ihrer Entstehung befasst haben sich in den letzten Wochen auch die Experten des Hydrographischen Amtes des Landes, der Universitäten Trient und Padua sowie des gesamtstaatlichen Forschungszentrums CNR. Diese waren bereits mehrere Male vor Ort, um das Einzugsgebiet eingehend zu studieren.

"Konkrete Untersuchungsergebnisse liegen noch keine vor", erklärt Pierpaolo Macconi, in der Abteilung Wasserschutzbauten zuständig für die Untersuchung solcher Ereignisse. Fest stehe bisher nur, dass es im August in relativ kurzer Zeit heftig geregnet habe. "Dazu kommt, dass die Oberfläche des Toteises, das ober der Abbruchstelle der Mure liegt, durch die vorangegangene Hitzewelle glatt und blank geworden ist und das Regenwasser deshalb nicht zurückhalten konnte", erklärt Christoph Oberschmied, Experte im Hydrographischen Amt. Die Folge: Das abfließende Wasser hat auf 2600 Metern Meereshöhe kilometerlange und bis zu zehn Meter tiefe Gräben aufgerissen, durch die eine ungeheure Menge an Schuttmaterial talabwärts gespült worden ist.

chr

Bildergalerie