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Internationaler Kongress zu Paläobotanik und Palynologie im Naturmuseum

LPA - Über fossile Pflanzen und Pollen haben rund 30 renommierte Paläologen und Palynologen aus den verschiedensten Staaten Europas vergangene Woche am internationalen Kongress zu Paläobotanik und Palynologie im Naturmuseum in Bozen diskutiert. Vor Ort waren auch Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, Landesmuseenpräsident Bruno Hosp und Museumsdirektor Vito Zingerle.

Museumspräsident Hosp konnte vergangene Woche einige der bekanntesten Paläologen und Palynologen im Naturmuseum begrüßen. Besonders stark vertreten waren bei der interantionalen Tagung im Naturmuseum die Wissenschaftler aus Deutschland, wo bereits im 19. Jahrhundert Pflanzenfossilien abgebaut und studiert wurden und welches heute, neben Frankreich, als Wiege der Paläobotanik und der Paläopalynologie angesehen wird. „Der Kongress fördert den Austausch unter den Wissenschaftlern und regt zu neuen Forschungsprojekten an“, unterstrich Kulturlandesrätin Kasslatter Mur, die übrigens zum ersten Mal offiziell zu einem Besuch ins Naturmuseum gekommen war. Sie zeigt sich erfreut darüber, dass Südtirol auch über den Bereich der Paläobotanik und Palynologie in das Licht der Öffentlichkeit rücke.
Obgleich die Paläobotanik und Paläopalynologie nur einen kleinen Bereich der Paläontologie darstellen, erfreuen sie sich seit der Mitte des vergangenen Jahrhunderts besonders im Ausland steigenden Interesses. Das Studium der fossilen Pflanzen und Pollen gibt nicht nur Auskunft über die Pflanzen, die es vor vielen Jahrmillionen auf dem Festland gab. Sie geben uns vielmehr auch Informationen darüber, wie das Klima damals ausgesehen hat. Das Studium der vormenschlichen Klimaschwankungen ermöglicht es wiederum, Hypothesen darüber aufzustellen, wieweit die heutigen Klimaschwankungen „natürlichen“ oder „menschlichen“ Ursprungs sind.
In Südtirol, insbesondere in den Dolomiten, wurde ein Großteil der Gesteine gerade im Perm (vor etwa 292-251 Millionen Jahren) bzw. in der Trias (vor rund 251-205 Millionen Jahren) abgelagert. Funde der vergangen 20 Jahre beweisen, dass diese Gesteine äußerst fossilreich und deshalb von größtem wissenschaftlichen Interesse sind. Dies macht Südtirol besonders interessant für Experten aus dem In- und Ausland.
Südtirol ist darüber hinaus eines jener Gebiete der Welt, in welchem die Perm-Trias-Grenze („P/T-boundary“), eines der größten Massenaussterben der Erdgeschichte, detailliert aufgeschlossen wird. Orte wie zum Beispiel der Bletterbach, in welchem die Perm-Trias-Grenze besonders gut erhalten ist, ziehen seit mehr als einem Jahrhundert immer wieder Wissenschafter aus der ganzen Welt nach Südtirol. Auch die Tagungsteilnehmer haben eine Exkursion dorthin gemacht. Prof. Hans Kerp, Universität Münster, der die Tagung mit seinem Vortrag eröffnet hatte, zeigte den Teilnehmern bei der Exkursion, aus welchen Gesteinslagen das Probenmaterial für einige bekannte paläontologische Veröffentlichungen über die Dolomiten genommen worden war.
„Das Naturmuseum Südtirol beherbergt außerdem eine der größten und artenreichsten Sammlungen von Pflanzenfossilien aus der Trias des Alpenraumes, was auch immer viele Experten ins Land lockt“, betonte Museumsdirektor Vito Zingerle. Diese Sammlungen wurden zum Teil bereits erforscht und in hochrangigen internationalen Fachzeitschriften publiziert. Ein weiterer, größerer Teil wird zurzeit von einer internationalen Expertengruppe bearbeitet.

SAN