Wasch- und Desinfektionsmittel
Reinigungs- und Desinfektionsmittel sind eine der Hauptquellen für die Verunreinigung von Flüssen und Seen. Viele der von uns verwendeten Mittel können das empfindliche Gleichgewicht der Ökosysteme stören. Darüber hinaus können sie aufgrund ihrer erhöhten Persistenz in der Umwelt und ihres hohen Akkumulationspotentials entlang der Nahrungskette auch der menschlichen Gesundheit schaden. Weiters tragen die in Reinigungsmitteln oftmals enthaltenen Phosphate wesentlich zur Algenblüte in unseren Seen bei. Aus diesen Gründen sollte daher mit diesen Produkten immer ein sorgfältiger und sparsamer Umgang erfolgen.
Was ist ein Reinigungsmittel?
Ein „Reinigungsmittel“ (oder "Putzmittel") besteht aus einer Mischung von chemischen Substanzen, die - flüssig oder in Pulverform - Schmutz von einer Oberfläche entfernen oder die Wäsche und das Geschirr reinigen. Früher zählten ausschließlich Seifen zu den Reinigungsmitteln. Heutzutage umfassen sie eine breite Palette von Produkten, die in großen Mengen sowohl für den häuslichen als auch industriellen Gebrauch verwendet werden. Diese Produkte enthalten jedoch chemische Verbindungen (Tenside, Komplexe, Lösungsmittel, Zusatzstoffe usw.), die in hohen Konzentrationen aufgrund ihrer Toxizität, ihrer Persistenz in der Umwelt und ihres hohen Potenzials zur Bioakkumulation sowohl die menschliche Gesundheit schädigen als auch das empfindliche Gleichgewicht der Ökosysteme beeinträchtigen können.
Ein modernes Reinigungsmittel ist eine Mischung aus etwa 15 oder mehr chemischen Verbindungen; die häufigsten sind: Tenside, Komplexbildner, Lösungsmittel, Säuren, Basen, Peroxide/Weißmacher, Additive, Schleifmittel, Parfümstoffe, Farbstoffe, Korrosionsschutzmittel, Lösungsvermittler/Dispersionsmittel, Neutralsalze, Weichmacher, Verdickungsmittel, optische Aufheller, Stabilisatoren, Treibmittel, Grauinhibitoren, Konservierungsmittel, Enzyme und Füllstoffe.
Tenside bilden die Grundkomponente von Waschmitteln und spielen aufgrund ihrer molekularen Struktur eine wichtige Rolle bei der Schmutzentfernung. Sie sind organische Verbindungen, die aus einem hydrophilen Teil, der an Wasser bindet, und aus einem hydrophoben Teil bestehen, der dazu neigt, sich an den Fettanteil des Schmutzes zu binden und ihn dadurch zu lösen. Außerdem besitzen sie die Eigenschaft, die Oberflächenspannung in wässrigen Lösungen herabzusetzen; d.h. sie ermöglichen dem Reinigungsmittel ein besseres Eindringen in Spalten, Mikroporen von Oberflächen und Textilgeweben. Dadurch wird eine verstärkte Reinigungswirkung erzielt.
Für den Großteil der Reinigungsmittel werden synthetische Tenside verwendet, d.h. künstlich zusammengesetzte organische Verbindungen und keine natürlich vorkommenden Tenside. Seifen gelten zwar allgemein als Naturprodukt, werden aber auch durch die sogenannte chemische Verseifung gewonnen, bei der ein pflanzliches oder tierisches Fett mit Laugen zur Reaktion gebracht wird.
Aufgrund der ionischen Struktur der Moleküle bzw. dem Fehlen in wässrigen Lösungen unterscheidet man vier Klassen von Tensiden: anionische Tenside, nicht-ionische Tenside, kationische Tenside und amphotere Tenside
Die anionischen, nicht biologisch abbaubaren Tenside, reichern sich an der Oberfläche an und können dadurch häufig zur Schaumbildung in Oberflächengewässern führen. Der Schaum bewirkt eine Unterbindung der Sauerstoffzufuhr ins Wasser und hat dadurch eine verminderte biologischen Aktivität zur Folge; zudem wirken anionische Tenside beim Verschlucken toxisch
Die neueren, biologisch abbaubaren Tenside, verursachen dagegen keine solche Schaumbildung, sind aber dennoch toxisch für aquatische Organismen. Die Tenside und ihre Derivate reichern sich zu dem in der Nahrungskette an und weisen in Verbindung mit anderen Stoffen wie beispielsweise Pestiziden oder künstlichen Düngern eine verstärkte Schadstoffwirkung auf.
Was ist ein Desinfektionsmittel?
Der Begriff "Desinfektionsmittel" bezeichnet eine Substanz, die unter geeigneten Bedingungen Krankheitserreger einschließlich Viren abtöten kann. Desinfektionsmittel sollten nur dort eingesetzt werden, wo ein konkretes Kontaminationsrisiko mit gefährlichen Krankheitserregern besteht.
Richtige Wahl und Verwendung von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln
Die Verwendung von Reinigungsmitteln ist unvermeidlich. Wir Verbraucher können aber einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung der Schadstoffbelastung leisten!
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Möglichst Produkte mit den Umweltzeichen Ecolabel, Nordic Swan oder Blauer Engel verwenden
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Das Etikett sorgfältig lesen. Das Etikett informiert über korrekte Dosierung, chemische Zusammensetzung, eventuelle Gefahrstoffkennzeichnung und Vorhandensein allergener Stoffe
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Desinfektionsmitteln sinnvoll verwenden. Desinfektionsmittel sollen nur dort eingesetzt werden, wo eine Abtötung oder Wachstumshemmung gefährlicher Keime unerlässlich is
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Spezifische Wasch- und Reinigungsmittel verwenden
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Die richtige Dosierung beachten. Das Prinzip „je mehr Produkt eingesetzt wird, desto besser ist die Wirkung“ stimmt nicht
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Phosphate, Chloride und Sulfate und vor allem von schwermetallhaltige Substanzen wie z.B. Kupfer, Chrom, Nickel, Blei, Zink, usw. vermeiden, die im Abwasser als Giftstoffe wirken, nicht biologisch abbaubar sind und sich zudem über die Nahrungskette anreichern und somit auch vom Menschen aufgenommen werden können
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Optische Aufheller, kationische Tenside, Moschusduftstoffe und endokrine Disruptoren vermeiden
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Duftstoffe im Allgemeinen und Farbstoffe sind für die Reinigung nicht essenziell und sollten daher auf ein Minimum reduziert werden. Solche Stoffe können Hautentzündungen und Allergien hervorrufen
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Saure und alkalische Reinigungsmittel nicht mischen. Durch chemische Reaktionen können Salze gebildet werden; dies kann zur Neutralisierung der spezifischen Reinigungseigenschaften und zur Freisetzung von toxischen Dämpfen führen
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Konzentrate bevorzugen, damit die Verpackungsmenge verringert wird. Auch die Verpackungen müssen entsorgt oder im besten Fall wiederverwendet werden
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Reste von Reinigungsmitteln nicht in den Ausguss schütten. Eventuelle Abfälle oder nicht verwendete Reinigungsmittel müssen richtig entsorgt werden.
Umweltfreundliche Wasch- und Putzmittel - Ja, es gibt sie
Herausgeber: Biologisches Labor – Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz; Gestaltung: Biologisches Labor.
Erscheinungsjahr: September 2021
Informations- und Beratungsdienst
In Anbetracht der großen Mengen an Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, die von der öffentlichen Verwaltung zur Reinigung und Desinfektion ihrer Strukturen verwendet werden, hat die Autonome Provinz Bozen 1999 beschlossen, im Biologischen Labor einen Informations- und Beratungsdienst über die von Reinigungsunternehmen für die Instandhaltung von Provinzgebäuden verwendeten Reinigungs- und Desinfektionsmittel einzurichten.
Dieser Informations- und Beratungsdienst ist an die Ämter der Landesverwaltung der Provinz Bozen gerichtet, welche die Reinigung und Desinfektion ihrer Strukturen durchführen und erfolgt auf Grundlage des Dekrets des Abteilungsdirektors vom 25. August 2021, Nr. 15498/2021, "Richtlinien für den Ankauf und die Benutzung von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln".
Das Amt für Güterbeschaffung, welches die Aufträge zur Reinigung vergibt, übermittelt dem technischen Personal des Biologischen Labors der Provinz die technischen Daten- und Sicherheitsdatenblätter der Reinigungs- und Desinfektionsmittel, die das Reinigungsunternehmen zu verwenden beabsichtigt, um zu überprüfen, ob sie den im Dekret des Abteilungsdirektors Nr. 15498/2021 angegebenen Kriterien entsprechen. Die Techniker erstellen daraufhin ein Konformitätsgutachten. Sollten die Produkte den Kriterien nicht entsprechen, ist das Unternehmen verpflichtet, sie durch andere, konforme Produkte zu ersetzen. Die in den technischen Daten- und Sicherheitsdatenblättern gesammelten Informationen über Reinigungs- und Desinfektionsmittel, die Konformität des Produkts entsprechend der Angaben im obgenannten Dekret sowie das Vorhandensein oder Fehlen eines Umweltzeichens werden schließlich in eine spezielle Datenbank eingetragen.
In den Richtlinien werden die besonders umweltschädlichen Chemikalien gelistet, die in jenen Reinigungsmitteln nicht enthalten sein dürfen, welche von den beauftragten Firmen zur Reinigung und Instandhaltung öffentlicher Strukturen verwendet werden. Mit diesen Richtlinien, die vom Biologischen Labor ausgearbeitet wurden, hat das Land die Anpassung insbesondere an die EU-Richtlinien für die Vergabe von Umweltzeichen wie "Ecolabel", "Blauer Engel" oder "Nordic Swan" beabsichtigt. Zudem sollen mit diesen Richtlinien die Mindestumweltkriterien erfüllt werden, die im CAM-Dekret, einem Ministerialdekret spezifisch für die Bereitstellung von Hygieneprodukten, festgelegt worden sind.
Das Etikett ist die wichtigste Informationsquelle für den Verbraucher. Es soll klar sein und folgende wichtige Angaben über die Produkteigenschaften enthalten:
1) Bezeichnung und Warenzeichen des Produktes
2) Name, Handelsbezeichnung oder das eingetragene Warenzeichen und die vollständige Adresse mit Telefonnummer des für die Markteinsetzung Zuständigen
3) Adresse, eventuell vorhandene E-mail-Adresse und Telefonnummer für die Anfrage um die technischen Datenblätter
4) Waschanweisungen und die der jeweiligen Wasserhärte angepasste Dosierung
5) Chemische Zusammensetzung des Produktes mit Angabe des prozentuellen Anteils der einzelnen Komponenten
6) Abbaubarkeit
7) Angaben über die eventuelle Gefährlichkeit des Produktes oder einiger seiner Inhaltsstoffe
8) Angaben über eventuelle potentiell Allergie auslösende Inhaltsstoffe
2023 wurden insgesamt 219 Reinigungsmittel bewertet, 77% davon waren gesetzeskonform. Für jene Reinigungsmittel, die nicht den Vorgaben des entsprechenden Dekrets des Abteilungsdirektors entsprachen, wurde der Ersatz mit geeigneten Produkten empfohlen. 108 der untersuchten Reinigungsmittel waren mit einem Ecolabel oder dem Österreichischen oder Nordic Swan Umweltzeichen versehen. Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen leichten prozentualen Rückgang bei der Wahl umweltfreundlicherer Waschmittel. Im Jahr 2022 wurden 56,42% umweltverträgliche Reinigungsmittel verwendet. Deren Gebrauch sank 2023 auf 52,17%.
Rechtsgrundlagen: Nehmen Sie Einsicht in die Gesetzgebung
Kontakt: Biologisches Labor