Regenwasser

Klassifizierung | Herkömmlicher Umgang | Naturnahe Bewirtschaftung

Regenwasser - Einführung

Die intensive Nutzung und Bebauung der Landschaft durch die Errichtung von Verkehrsflächen, von Siedlungen und von Industrie- und Gewerbeanlagen geht mit einer stetig zunehmenden Bodenversiegelung einher. Das führt in der Folge zu einer negativen Beeinflussung des natürlichen Wasserhaushaltes. Das Gleichgewicht zwischen Niederschlag, Verdunstung, Grundwasserbildung und Oberflächenabfluss wird gestört. Von den versiegelten Flächen fließt der Niederschlag großteils als Oberflächenabfluss durch die Kanalisation ab, Verdunstung und Grundwasserneubildung werden hingegen stark unterbunden. Somit kann es unter anderem verstärkt zu Hochwasserabflüssen kommen. Der sich abzeichnende Klimawandel wird aller Voraussicht nach die Probleme mit Hochwasser und Trockenperioden noch verstärken. Daher ist es besonders wichtig, den natürlichen Wasserkreislauf in besiedelten Gebieten zu fördern. Dazu braucht es ein Umdenken im Umgang mit Regenwasser. Bei der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung wird der Schwerpunkt von der konventionellen Kanalisation der Regenabflüsse hin zur Entsiegelung, Regenwassernutzung und Regenwasserversickerung verlagert.

Klassifizierung der Niederschlagswässer

Im Kapitel IV der Durchführungsverordnung des Landesgesetzes Nr.  8/2002 sind detaillierte Bestimmungen enthalten zur Förderung des naturnahen Umgangs mit Regenwasser. Die Regenabflüsse werden zunächst je nach Herkunftsfläche in vier Verunreinigungsklassen eingeteilt: 1) nicht verunreinigte Niederschlagswässer, 2) schwach verunreinigte Niederschlagswässer, 3) verunreinigte Niederschlagswässer und 4) systematisch verunreinigte Niederschlagswässer.  Für jede Regenwasserklasse werden die geeigneten Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung festgelegt. Siehe dazu die folgenden Maßnahmenkataloge.

Von folgenden Flächen:

  • Dächer in Wohn- und Mischgebieten;
  • Fuß- und Radwege;
  • Sport- und Freizeitanlagen;
  • Hofflächen in Wohngebieten mit sehr geringem Kraftfahrzeugverkehr;
  • Straßen in Wohngebieten mit durchschnittlichem Tagesverkehr (DTV) von bis zu 500 Kraftfahrzeugen pro Tag;
  • Parkplätze von Wohngebieten mit geringer Bevölkerungsdichte, die vorwiegend aus Einzelhäusern, Reihenhäusern usw. bestehen.

Maßnahmen

immer zulässig Vermeidung/Reduktion von Niederschlagsabflüssen:

  • durchlässige Bodenbefestigungen, Gründächer

immer zulässig Nutzung von Dachwasser

immer zulässig Versickerung (oberflächlich, oberflächlich und unterirdisch gekoppelt, unterirdisch*)

* In Untergeschossen eingebaute Versickerungen sind nur für Dachwasser erlaubt.
* Bei Flächen mit unbeschichteten Metallabdeckungen in Kupfer, Zink oder Blei mit Oberfläche über 100 m² ist eine Vorbehandlung mittels Filter notwendig (z.B. Zeolithfilter).

problematisch Einleitung in Oberflächengewässer (nur in technisch begründeten Ausnahmefällen)
Bei Flächen mit unbeschichteten Metallabdeckungen in Kupfer, Zink oder Blei mit Oberfläche über 500 m² ist eine Vorbehandlung mittels Filter notwendig (z.B. Zeolithfilter).

Erlaubt sind auch kombinierte Lösungsansätze, wie z.B.:

  • Gründach mit Überlauf in Versickerung (ev. mit Notüberlauf in Oberflächengewässer);
  • Nutzungsanlage mit Überlauf in Versickerung (ev. mit Notüberlauf in Oberflächengewässer);
  • Parkplätze mit begrünten Betongittersteinen, Versickerungsmulden ev. mit Überlauf in Oberflächengewässer;
  • Versickerungsmulden entlang Wohnstraßen ev. mit Überlauf in Oberflächengewässer.

(immer zulässig im Regelfall immer zulässig, problematisch problematisch, sehr problematisch, in der Regel ungeeignet sehr problematisch, in der Regel ungeeignet)

Von folgenden Flächen:

  • Dächer in Industriezonen;
  • abgedichtete Hof- und Verkehrsflächen in Mischgebieten, Gewerbe- und Industriegebieten;
  • Straßen mit durchschnittlichem Tagesverkehr (DTV) von bis zu 5.000 Kraftfahrzeugen pro Tag, ausgenommen Straßen in Wohngebieten mit weniger als 500 Kraftfahrzeugen pro Tag;
  • Parkplätze mit schwacher bis mäßiger Nutzungsfrequenz wie jene von Kondominien, Büroeinheiten, Handwerks- und Industrieniederlassungen oder kleinen Handelsbetrieben sowie Marktplätze, saisonal genutzte Parkplätze usw. ;
  • Hofflächen von landwirtschaftlichen Betrieben und von Viehhaltungsbetrieben.

Maßnahmen

immer zulässig Vermeidung/Reduktion von Niederschlagsabflüssen:

  • durchlässige Bodenbefestigungen, Gründächer

immer zulässig Nutzung von Dachwasser

immer zulässig Versickerung (oberflächlich, oberflächlich und unterirdisch gekoppelt)

problematisch Einleitung in Oberflächengewässer

  • Vorbehandlung mindestens mittels Schlammfang.
  • Bei Flächen mit unbeschichteten Metallabdeckungen in Kupfer, Zink oder Blei mit Oberfläche über 500 m² ist eine Vorbehandlung mittels Filter notwendig (z.B. Zeolithfilter).
  • Ev. weitergehende Behandlung, ev. auch mit Rückhaltemaßnahmen.

sehr problematisch, in der Regel ungeeignet Versickerung (unterirdisch)

  • In Untergeschossen eingebaute Versickerungen sind verboten.
  • Bei Flächen unter 500 m² Vorbehandlung mittels Schlammfang.
  • Bei Flächen über 500 m² Vorbehandlung mittels Abscheider Klasse II.
  • Bei Flächen mit unbeschichteten Metallabdeckungen in Kupfer, Zink oder Blei mit Oberfläche über 100 m² Vorbehandlung mittels Filter (z.B. Zeolithfilter).

Erlaubt sind auch kombinierte Lösungsansätze (ev. auch mit Trennung des besonders verunreinigten 1. Regenstoßes).

(immer zulässig im Regelfall immer zulässig, problematisch problematisch, sehr problematisch, in der Regel ungeeignet sehr problematisch, in der Regel ungeeignet)

von folgenden Flächen:

  • Straßen mit über 5.000 Kraftfahrzeugen pro Tag (DTV);
  • Parkplätze mit hoher Nutzungsfrequenz wie jene von mittelgroßen und großen Handelsbetrieben, jene in Ortskernen usw.;
  • Straßentunnels mit einer Länge von über 300 m.

Maßnahmen

immer zulässig Vermeidung/Reduktion von Niederschlagsabflüssen:

durchlässige Bodenbefestigungen

immer zulässig Nutzung von Regenwasser von Parkflächen z.B. für Bewässerung

immer zulässig Versickerung (oberflächlich, oberflächlich und unterirdisch gekoppelt)

nur mit Passage einer begrünten Bodenschicht

problematisch Einleitung in Oberflächengewässer

  • Bei Flächen unter 500 m² Vorbehandlung mittels Schlammfang.
  • Bei Flächen über 500 m² Vorbehandlung mittels Abscheider Klasse II.
  • Ev. weitergehende Behandlung, ev. auch mit Rückhaltemaßnahmen.

sehr problematisch, in der Regel ungeeignet Versickerung (unterirdisch)

  • Bei Flächen unter 500 m² Vorbehandlung mittels Abscheider Klasse II.
  • Bei Flächen über 500 m² Vorbehandlung mittels Abscheider Klasse I.

Erlaubt sind auch kombinierte Lösungsansätze (ev. auch mit Trennung des besonders verunreinigten 1. Regenstoßes).

(immer zulässig im Regelfall immer zulässig, problematisch problematisch, sehr problematisch, in der Regel ungeeignet sehr problematisch, in der Regel ungeeignet)

Von folgenden Flächen mit hoher Verunreinigungsgefahr:

  • Umladeflächen für verunreinigende Stoffe,
  • Waschplätze,
  • Flächen zur Wartung von Fahrzeugen,
  • Plätze und Verkehrswege bei Kläranlagen, Deponien, Abfallsortier-, Abfallbehandlungs- und Abfallrecyclinganlagen, auf welchen verunreinigende Tätigkeiten ausgeübt werden,
  • Auf- und Abladeflächen für Gewerbetätigkeiten der Sektoren chemische Industrie und Metallurgie,
  • Alteisenlager,
  • andere Flächen, auf denen verunreinigende Produktionstätigkeiten durchgeführt werden.

Maßnahmen:

immer zulässig Vermeidung/Reduktion von Niederschlagsabflüssen:

  • Reduzierung und Abgrenzung der Flächen

immer zulässig Einleitung in Oberflächengewässer über Schmutzwasser- oder Mischwasserkanalisation:

  • Vorbehandlung z.B. mittels Abscheider Klasse I.

problematisch Einleitung in Oberflächengewässer über Regenwasserkanalisation oder anderem direktem Kanal:

  • Vorbehandlung zur Einhaltung der Emissionsgrenzwerte der Anlage D des LG 8/2002
  • Ev. weitergehende Behandlung.

sehr problematisch, in der Regel ungeeignet Versickerung

  • Vorbehandlung zur Einhaltung der Emissionsgrenzwerte der Anlage G des LG 8/2002.
  • Ev. weitergehende Behandlung.

Die Trennung des besonders verunreinigten 1. Regenstoßes ist erlaubt.

Bestehende Einleitungen von systematisch verunreinigten Niederschlagswässern in Oberflächengewässer oder in den Boden (Versickerung) müssen innerhalb 26.03.2012 an diese Vorschriften angepasst werden. Die entsprechenden Projekte sind bei der Gemeinde innerhalb 26.03.2010 einzureichen.

(immer zulässig im Regelfall immer zulässig, problematisch problematisch, sehr problematisch, in der Regel ungeeignet sehr problematisch, in der Regel ungeeignet)


Herkömmlicher Umgang mit Regenwasser

Die herkömmliche Siedlungsentwässerung sieht die schnellstmögliche Ableitung aller Regenwasserabflüsse von den weitestgehend versiegelten Flächen unabhängig von ihrer Verschmutzung vor. Das Regenwasser wird je nach örtlichen Verhältnissen entweder mit einer eigenen Regenwasserkanalisation (Trennkanalisation) oder zusammen mit dem Schwarzwasser mit der sog. Mischkanalisation abgeführt.

In der Natur fließt zumeist nur ein geringer Teil des Regenwassers oberflächlich ab. Der Großteil des Wassers kann an Ort und Stelle verdunsten oder wird vom Oberboden aufgenommen und gespeichert bzw. sickert in den Untergrund und trägt so zur Grundwasserneubildung bei. Dieser Vorgang ist kennzeichnend für den natürlichen Wasserkreislauf. Man kann davon ausgehen, dass bei unbefestigten und mit Vegetation bedeckten Flächen in der Regel lediglich 0% bis etwa 20% des gefallenen Niederschlages auf den Oberflächen zum Abfluss kommen.

Im Falle von befestigten Flächen wie z.B. bei Dächern, asphaltierten oder betonierten Flächen muss hingegen mit einem Abflussanteil von über 90% gerechnet werden. Dementsprechend gering sind dann die Verdunstung und die Grundwasserneubildung.  Die zunehmende Versiegelung der Landschaft durch die Bebauung bringt folgende Beeinträchtigungen mit sich:

  • Der Wasserhaushalt von Fließgewässern wird gestört
  • Die Fließgewässer werden verschmutzt
  • Die Kanäle sind bei Regenwetter überlastet
  • Der lokale Grundwasserhaushalt wird gestört
  • Das Kleinklima verschlechtert sich
  • Die Regenwasserentsorgung ist kostenintensiv.

Wasserhaushalt befestigter und unbefestigter Flächen

Beeinträchtigungen aufgrund der zunehmenden Versiegelung

Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung

Eine möglichst naturnahe Regenwasserbewirtschaftung bringt wesentliche Vorteile mit sich:

Der Begriff „naturnahe Regenwasserbewirtschaftung" fasst eine Vielzahl möglicher Einzelmaßnahmen zusammen, aus deren Kombination - in Abhängigkeit von den jeweiligen Anforderungen und den örtlichen Gegebenheiten - individuelle Entwässerungskonzepte entstehen können. Dazu zählen: 1) Vermeidung bzw. Reduktion von Regenwasserabflüssen, 2) Nutzung von Regenwasser, 3) Versickerung von Regenwasser und 4) Einleitung von Regenwasser in Oberflächengewässer.

Durchlässige Oberflächenbefestigungen

Bodenversiegelungen können am Einfachsten durch den Einsatz von durchlässigen Oberflächenbefestigungen vermieden bzw. reduziert werden und zwar v.a. dann, wenn die Nutzungsform der Flächen nicht unbedingt hochresistente Beläge wie Beton oder Asphalt voraussetzt.
Geeignete durchlässige Materialien zur Befestigung von Oberflächen sind mittlerweile für viele Anwendungsbereiche verfügbar. Zu beachten ist allerdings, dass auch der Unterbau und der Untergrund eine ausreichende Wasserdurchlässigkeit aufweisen müssen. Für Hofflächen, Terrassen, Gartenwege, Radwege, Gehwege, Zufahrtswege und Parkflächen sind wasserdurchlässige Befestigungen besonders angebracht.

Die Einsatzmöglichkeiten von durchlässigen Oberflächengestaltungen beschränken sich nicht nur auf Neubauten. Bei Umbauten, Erneuerungen oder Erweiterungen können durch Bodenentsiegelung Flächen, die zuvor mit undurchlässigen Materialien wie z.B. Asphalt, Beton, Pflasterung mit Zementfugenfüllung befestigt waren, mittels durchlässiger Oberflächenbefestigungen wieder versickerungsfähig gemacht werden.

Es können beispielsweise folgende durchlässige Oberflächenbefestigungen eingesetzt werden. Vorzugsweise sollten begrünte Oberflächenbefestigungen eingesetzt werden, da sie eine bessere Reinigung der Regenwässer bewirken:

Durchlässige Oberflächenbefestigungen (Photo: Landesagentur für Umwelt)
Durchlässige Oberflächenbefestigungen (Photo: Landesagentur für Umwelt)

Weiters kommen auch Dränasphaltdecken oder Dränbetondecken zum Einsatz. Es handelt sich dabei um hohlraumreiche Decken, die versickerungsfähig sind und zudem auch lärmmindernd wirken. Diese Befestigungen eignen sich besonders für Strassen und Wege, Markt- und Parkplätze, Rad- und Gehwege, Hof- und Lagerflächen.

Dränasphaltdecken (Photo: Landesagentur für Umwelt)
Dränasphaltdecken (Photo: Landesagentur für Umwelt)

Gründächer

Gründächer beeinflussen den Wasserhaushalt positiv; je nach Aufbau des Gründachs werden zwischen 30% und 90% der Niederschläge zurückgehalten. Durch die Reinigungswirkung des Gründachs kann das überschüssige Regenwasser mittels Überlauf in der Regel problemlos in eine Versickerung eingeleitet werden oder in einen Kanal. Gründächer bieten aber auch noch weitere Vorteile.

  • Verminderung, Rückhalt und Reinigung von Regenwasserabflüssen
  • Verbesserung des Wärme- und Kälteschutzes
  • Verbesserung des Kleinklimas
  • Bindung und Filterung von Staub und Luftschadstoffen
  • Verbesserung des Arbeits- und Wohnumfeldes für den Menschen

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl variationsreicher Gestaltungsmöglichkeiten für die Begrünung von Flachdächern, Schrägdächern, Garagen, Tiefgaragen oder Parkdecks.
Der Aufbau einer Dachbegrünung besteht im Wesentlichen aus einer wurzelfesten Abdichtung, einer Schutzschicht, einer Dränschicht und dem Substrat. Die mindestens 8 cm starke Substratschicht kann verschiedenartig bepflanzt werden. Man unterscheidet bei der Bepflanzungsart je nach Pflegeaufwand zwischen extensiver und intensiver Begrünung.

Gründächer (Foto Geom. Diego Del Monego)

Einsparung von Trinkwasser durch Regenwasser

In Südtirols Haushalten werden pro Kopf und Tag ca. 150 Liter reinstes Trinkwasser verbraucht. Davon fließen allein etwa 45 Liter durch die Toilettenspülung. Für die Körperpflege (Baden, Duschen) fallen noch einmal rund 45 Liter an. Für Kochen und Trinken benötigen wir ca. 20 Liter. Die Waschmaschine schluckt etwa 15 Liter. Für das Geschirrspülen muss man mit ca. 10 Liter Wasserverbrauch rechnen. Für die Gartenbewässerung kann von einem durchschnittlichen Wasserverbrauch von ca. 12 Liter ausgegangen werden, für die Raumreinigung sind ca. 3 Liter notwendig.

Durch die Sammlung und Nutzung des Regenwassers kann wertvolles Trinkwasser eingespart werden. In erster Linie eignet sich das Regenwasser zur Bewässerung und für die WC-Spülung. Aber Regenwasser kann auch für den Betrieb der Waschmaschine eingesetzt werden oder für Reinigungszwecke oder für Kühlzwecke. Somit könnten pro Kopf und Tag ca. 75 Liter Trinkwasser durch das Regenwasser ersetzt werden. Das bedeutet, dass die Sammlung und Nutzung des Regenwassers eine Trinkwassereinsparung von bis zu 50% ermöglichen kann.

Trinkwasserverbrauch im Hausalt (Quelle: Hafner, E., Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung, Hydro Press, 2000)

Verpflichtung zur Regenwassernutzung

Die Gemeinden können die Sammlung und Nutzung des Regenwassers in der Gemeindebauordnung bzw. in der Betriebsordnung für den Abwasserdienst vorschreiben.

Kein Abwassertarif für das Regenwasser

Um das Wassersparen zu fördern, wurde mit Beschluss der Landesregierung vom 13. November 2006, Nr. 4146 festgelegt, dass für das bei der Regenwassernutzung anfallende Abwasser kein Tarif berechnet wird.

Aufbau einer Regenwassernutzungsanlage

In der Regel werden nur Dachwässer für die Regenwassernutzung gesammelt, wobei einige Dachmaterialien (z.B. großflächige unbeschichtete Metallabdeckungen in Kupfer, Zink oder Blei) für das Auffangen und die weitere Nutzung im Garten nicht oder nur beschränkt geeignet sind. Die kostengünstigste und einfachste Möglichkeit Regenwasser zu nutzen stellt die Regentonne dar. Jedoch beschränkt sich diese Anwendung auf die Gartenbewässerung aufgrund von fehlenden Filtern und Pumpen.Mittlerweile bieten zahlreiche Hersteller schlüsselfertige Systeme in Modulbauweise an. Eine Regenwassernutzungsanlage umfasst im Wesentlichen folgende Komponenten:

  • Speicher
  • Filter
  • Pumpe
  • Trinkwassernachspeisung und zweites Leitungsnetz
  • Überlauf

Aufbau einer Regenwassernutzungsanlage (Quelle: Hafner, E., Naturnahe Regenwasserbewirtschaftung, Hydro Press, 2000)

Bei der Planung von Versickerungssystemen müssen v.a. die örtlichen Gegebenheiten und die eventuelle Verunreinigung des Regenwassers geprüft werden. Der Boden muss sickertauglich sein und es muss mindestens 1 m Sickerlänge bis zum mittleren höchsten Grundwasserstand (Mittelwert der Jahreshöchstwerte mehrerer Jahre) gegeben sein. Nicht zulässig ist die Versickerung bei den Trinkwasserschutzzonen I bei Altlasten. Bei den Trinkwasserschutzzonen II ist die Versickerung nur mit Einschränkungen zulässig. Weiters muss in gewissen Fällen bei unterkellerten Bauwerken, die nicht abgedichtet sind, ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Für die Dimensionierung der Versickerungsanlagen müssen anerkannte Regelwerke herangezogen werden wie z.B. das Arbeitsblatt DVA-A 138.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur technischen Ausführung der Versickerung von Regenwasser. Man unterscheidet zwischen oberflächlicher Versickerung und unterirdischer Versickerung.
Bei der oberflächlichen Versickerung wird das Regenwasser oberflächlich in Flächen, Mulden oder Becken eingeleitet. In der Regel weisen diese Systeme an der Oberfläche eine begrünte, humushaltige Schicht (begrünte Bodenschicht) auf, die eine gute Reinigung des Regenwassers bewirkt. Deshalb sollten so weit möglich Systeme mit oberflächlicher Versickerung über die begrünte Bodenschicht zur Anwendung kommen.
Bei der unterirdischen Versickerung wird das Regenwasser in unterirdische Sickerstränge (Rigolen) oder Schächte eingeleitet. Diese Systeme haben zwar den Vorteil, dass weniger Versickerungsfläche notwendig ist, jedoch ist praktisch kaum eine Reinigungswirkung gegeben, da die oberflächennahe Bodenschicht umgangen wird. Daher sollten diese Systeme nur bei kaum verunreinigten Regenwässern eingesetzt werden, bzw. es ist eine Vorreinigung des Regenwassers einzuplanen.
Weiters können auch kombinierte Versickerungssysteme eingesetzt werden, wo Systeme zur oberflächlichen Versickerung und Systeme zur unterirdischen Versickerung gekoppelt werden. Beispielsweise kann eine Mulde mit einem darunter liegendem Sickerstrang (Rigole) angelegt werden.

Die verschiedenen Versickerungssysteme im Überblick:

Oberflächliche Versickerungssysteme:

  • Flächenversickerung;
  • Muldenversickerung;
  • Beckenversickerung;
  • Retentionsraumversickerung.

Unterirdischer Versickerungssysteme:

  • Rigolen-, Rohrversickerung;
  • Schachtversickerung;

Kombinierte Versickerungssysteme:

  • Mulden- und Rigolenversickerung.

Im Folgenden werden die verschiedenen Versickerungssysteme kurz vorgestellt.

Flächenversickerung: Bei der Flächenversickerung wird das vor Ort anfallende Regenwasser meist oberirdisch - möglichst gleichmäßig -  in die Fläche geleitet, wo dann die Versickerung ohne Speicherungsmöglichkeit erfolgt.

Flächenversickerung (Photo: Landesagentur für Umwelt)
Flächenversickerung (Photo: Landesagentur für Umwelt)

 

Muldenversickerung: Bei der Muldenversickerung wird das von befestigten Flächen abgeleitete Regenwasser in flache, begrünte Bodenvertiefungen (max. Wassertiefe 30 cm) eingeleitet und dort kurzzeitig zwischengespeichert, bevor es in den Untergrund versickert. Die begrünte Mulde weist eine humushaltige Oberbodenschicht von 20-30 cm Mächtigkeit auf. Die Mulde liegt meist trocken; nach Regenwetter entleert sie sich in der Regel innerhalb weniger Stunden bzw. maximal innerhalb von 2 Tagen.

Muldenversickerung (Photo: Landesagentur für Umwelt)
Fossi d'infiltrazione (Foto: Agenzia provinciale per l'ambiente)

 

Beckenversickerung: Die Beckenversickerung eignet sich besonders für die Versickerung von Regenabflüssen großer Flächen (über 1 ha). Im Prinzip funktioniert ein Becken wie eine Mulde, weist aber größere Bautiefen auf. Das Becken wird wasserdurchlässig mit humushaltigem Oberboden ausgeführt. Das Becken liegt meist trocken, nach Regenwetter entleert es in der Regel innerhalb weniger Stunden bzw. maximal innerhalb von 2 Tagen..

Bacini d'infiltrazione (Foto: Agenzia provinciale per l'ambiente)
Beckenversickerung (Photo: Landesagentur für Umwelt)

 

Retentionsraumversickerung: Es handelt sich in diesem Falle um ein abgedichtetes Becken mit Überlauf in außerhalb angelegten Mulden bzw. Bodenvertiefungen. Bei diesem System, das einem Teichsystem sehr ähnlich sieht, wird besonders der Regenwasserrückhalt erreicht, die Versickerung erfolgt über die angrenzenden Mulden bzw. Bodenvertiefungen.

Retentionsraumversickerung (Quelle: Landesagentur für Umwelt)

 

Rigolen-, Rohrversickerung: Rigolen sind mit grobem Kies oder Schotter, mit Lavagranulat oder mit Hohlkörper aus Kunststoff gefüllte Gräben. Das in diese Rigolen eingeleitete Regenwasser wird dort zwischengespeichert und langsam an den Boden abgegeben. Ev. kann in diesen Gräben noch zusätzlich ein gelochtes Rohr (Sickerrohr) verlegt werden, um die Speicherkapazität noch zu erhöhen bzw. um in der Rigole eine gleichmäßige Verteilung des Regenwassers zu gewährleisten. In diesem Falle spricht man von Rigolen-Rohrversickerung. Diese Systeme werden eingesetzt, wenn die Flächen zum Bau einer Mulde nicht ausreichen oder der Boden nicht ausreichend durchlässig ist. Außerdem eignen sich Rigolen beispielsweise als Überlauf von Gründächern oder von Regenwassernutzungsanlagen.

Rigolen- Rohrversickerung (Quelle: Landesagentur für Umwelt)
Rigolen- Rohrversickerung (Quelle: Landesagentur für Umwelt)

 

Schachtversickerung: Stellt eine Variante zur Rigolenversickerung dar, wobei in diesem Falle das Regenwasser punktförmig mittels Versickerungsschacht in den Untergrund versickert. Eignet sich in innerstädtischen Gebieten mit geringem Flächenangebot, da ein minimaler Flächenbedarf (weniger als 1% der angeschlossenen Fläche) notwendig ist. Wie bei der Rigolen-, Rohrversickerung dürfen nur gering verunreinigte Regenwässer eingeleitet werden ev. nach Vorbehandlung.

Schachtversickerung (Quelle: Landesagentur für Umwelt)

 

Mulden- und Rigolenversickerung: Bei diesem System wird an der Oberfläche der Rigole eine begrünte Mulde ausgebildet; somit wird durch die Muldenversickerung eine sehr gute Reinigungsleistung erzielt und durch die darunter liegende Rigole der Speichereffekt vergrößert. Diese Systemkombination eignet sich v.a. bei gering durchlässigen Böden.

 

Mulden- und Rigolenversickerung (Quelle: Landesagentur für Umwelt)
Fosso con trincesa d'infiltrazione (Foto: Agenzia provinciale per l'ambiente)

Verunreinigung des Regenwassers

Das Regenwasser nimmt bereits durch das Auswaschen von Staubpartikeln aus der Atmosphäre eine gewisse Verschmutzung auf, die je nach Örtlichkeit und Jahreszeit sehr unterschiedlich sein kann. Besonders zu berücksichtigen ist jedoch die Verschmutzung, die sich direkt an den Oberflächen während der Trockenzeiten ansammelt und dann bei Regenwetter im Regenabfluss wieder zu finden ist. Diese Verschmutzung hängt im Wesentlichen von der Nutzung der Flächen ab. Generell kann davon ausgegangen werden, dass der erste Regenstoß stärker verschmutzt ist als der nachfolgende Abfluss.

Regenwassereinleitung nur wo technisch erforderlich

Die Einleitung von Regenwasser in Oberflächengewässer sollte grundsätzlich auf stärker verunreinigte Regenwässer beschränkt werden. In allen anderen Fällen sollte die Einleitung in Oberflächengewässer nur im Ausnahmefall zur Anwendung kommen und zwar unter folgenden Bedingungen:

  • Die Möglichkeiten zur Vermeidung der Regenabflüsse wurden berücksichtigt;
  • die Regenwassernutzung ist nicht sinnvoll wie z.B. bei Regenwasser von Straßen;
  • die Regenwasserversickerung ist technisch nicht möglich bzw. nicht ausreichend.

Dadurch können Kanalisationsanlagen entlastet werden, bzw. bei Neuanlagen kleinere Ausbaugrößen ausreichen.

Regenwassereinleitung als ergänzende Maßnahme

Überläufe von Gründächern, Regenspeichern und in gewissen Fällen auch von Versickerungssystemen können in der Regel problemlos und ohne Vorbehandlung in Oberflächengewässer eingeleitet werden.

Rückhaltemaßnahmen

Je nach örtlichen Gegebenheiten können ev. Rückhaltemaßnahmen mit gedrosseltem Abfluss sinnvoll sein, um die hydraulische Stoßbelastung der Oberflächengewässer zu verringern. Es handelt sich dabei um Anlagen zur Zwischenspeicherung der Regenabflüsse, die das Regenwasser langsam (gedrosselt) abgeben. Somit wird das Oberflächengewässer hydraulisch entlastet.

Vorbehandlungen

Vor der Versickerung oder vor der Einleitung in Oberflächengewässer muss das Regenwasser je nach Verunreinigungsgrad ev. einer Vorbehandlung unterzogen werden. Es werden v.a. physikalische oder biologische Vorbehandlungen eingesetzt, die auch kombiniert werden können.
Bei den physikalischen Vorbehandlungen sinken die schweren Schmutzstoffe in sog. Absetzvorrichtungen zu Boden (Sedimentation). Darüber hinaus können solche Anlagen auch so ausgebaut werden, dass sie zusätzlich Stoffe zurückhalten können, die leichter sind als das Wasser wie z.B. Öl oder Benzin (Abscheider für Leichtflüssigkeiten). Wenn höhere Reinigungsleistungen notwendig sind, dann werden sog. Regenklärbecken eingesetzt, die einen größeren Flächenbedarf und v.a. einen größeren Wartungsaufwand haben.
Bei den biologischen Vorbehandlungen wird das Regenwasser durch die Passage von begrünten und ev. bepflanzten Bodenschichten gereinigt. Daher werden diese Vorrichtungen als Bodenfilter oder Bodenpassage bezeichnet. Es können sehr gute Reinigungsleistungen erzielt werden.
Es folgt die schematische Darstellung eines Abscheiders für Leichtflüssigkeiten und eines Bodenfilters:

Abscheider für Leichtflüssigkeiten (Quelle: Geiger, W./Dreiseitl, H., Neue Wege für das Regenwasser - Handbuch zum Rückhalt und zur Versickerung von Regenwasser in Baugebieten, Oldenbourg Verlag, 1995; verändert)
Abscheider für Leichtflüssigkeiten
(Quelle: Geiger, W./Dreiseitl, H., Neue Wege für das Regenwasser - Handbuch zum Rückhalt und zur Versickerung von Regenwasser in Baugebieten, Oldenbourg Verlag, 1995; verändert)
Bodenfilter (Quelle: Geiger, W./Dreiseitl, H., Neue Wege für das Regenwasser - Handbuch zum Rückhalt und zur Versickerung von Regenwasser in Baugebieten, Oldenbourg Verlag, 1995; verändert)
Bodenfilter
(Quelle: Geiger, W./Dreiseitl, H., Neue Wege für das Regenwasser - Handbuch zum Rückhalt und zur Versickerung von Regenwasser in Baugebieten, Oldenbourg Verlag, 1995; verändert)


Rechtsgrundlagen
: Nehmen Sie Einsicht in die Gesetzgebung

Kontakt: Amt für Gewässerschutz