Was ist Radon?

Was ist Radon?
Zerfallsreihe von U-238 ab Radon Rn-222 (Quelle: Pieter Kuiper (Eigenes Werk) [Public domain]

Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas (Halbwertzeit 3,8 Tage), das sich im Boden durch den radioaktiven Zerfall von Uran bildet.
Das Isotop Radon (Rn-222) ist eines der Produkte der Zerfallsreihe des Urans-238 und das einzige das als Gas auftritt. Es kann damit vom Gestein entweichen, sich im Boden verbreiten und in geschlossenen Lebensräumen konzentrieren und inhaliert werden.

In geschlossenen Räumen, vor allem in jenen mit Erdkontakt und mit geringem Luftwechsel, kann Radon hohe Konzentrationen erreichen. Das Gas kann durch undichte Stellen im Kellerbereich ins Haus eindringen. Räumlichkeiten im  Unter- und Erdgeschoss sind besonders betroffen. Ob und in welchem Maße ein Material (Gestein) Radongas abgeben kann, hängt hauptsächlich von seiner Struktur und Beschaffenheit ab. Aus tieferen, kompakten Gesteinsschichten kann Radongas kaum entweichen. Es bleibt dort eingeschlossen und zerfällt in seine festen Folgeprodukte.

Chemisch gesehen ist das Radon ein Edelgas. Es ist farb-, geruch-, und geschmacklos und nur mäßig wasserlöslich, deshalb kann das Radongas einfach durch schütteln vom Wasser vertreiben werden. Radon ist überall im Erdreich vorhanden. Seine Konzentration in der "Bodenluft" variiert zwischen einige hundert und über eine Million Bq/m³.

Besonders uran- bzw. radiumhaltiges Gestein (Tuffstein, Granit und Porphyr) können vermehrt Radongas abgeben. Dies gilt vor allem für poröses und zerklüftetes Gestein. Bei zerklüftetem Gestein, kann das Radongas durch die dort vorhandenen Hohlräume von Luftströmungen getragen oder im Quellwasser gelöst über größere Entfernungen verfrachtet werden. Je durchlässiger der Untergrund (Lockergestein), desto eher kann Radongas bis zur Erdoberfläche aufsteigen.
Werden Gesteine mit erhöhtem Urangehalt als Baumaterialien verwendet, können auch diese zum Radonproblem beitragen und sollten daher im Innenbau vermieden werden.

Das Radon und seine Tochterprodukte sind vom Standpunkt des Strahlenschutzes von großer Bedeutung, denn bei ihrem Zerfall entstehen ionisierende Alfa- und Betastrahlung. Vor allem die Alphastrahlung ist durch hohe Energie und große biologische Wirksamkeit gekennzeichnet. Eingeatmet, verursachen Radongas und insbesondere seine Tochterprodukte, welche sich auf dem Lungengewebe ablagern, eine Bestrahlung vornehmlich im Bereich der Bronchien. Auf Grund seiner weiten Verbreitung ist Radongas für den Menschen die primäre Expositionsquelle an ionisierenden Strahlen.

Radon ist, nach Tabakrauch, die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs und für ca. 3-14% dieser Erkrankungen verantwortlich. Man rechnet dass mit jeder Konzentrationserhöhung von 100 Bq/m³ das Krebsrisiko um 10% ansteigt.

Zur Begrenzung der Radonexposition in Wohnräumen legt die Richtlinie 2013/59/Euratom einen Referenzwert, dessen Überschreitung als unangemessen betrachtet wird, von 300 Bq/m3 als Jahresmittel fest. Das gvD. Nr. 101/2020 sieht für bestehende Wohnungen einen maximalen Referenzwert von 300 Bq/m3 vor. Für Wohnungen, die nach dem 31. Dezember 2024 gebaut werden, beträgt er 200 Bq/m3.

Das Radonvorkommen steht mit dem großräumigen Vorhandensein bestimmter geologischer Formationen mit höherem Uran- oder Radiumgehalt (Granit, Porphyr, Quarzphyllit, Tuffgestein, usw.) in Zusammenhang und daher können geologische Informationen sehr hilfreich sein, um potentiell radonreiche Gebiete zu ermitteln. Es kann jedoch auch vorkommen, dass solche Mineralien nur auf kleinstem Raum auftreten und dort eine sehr hohe Radonkonzentration verursachen, die sonst für das Gebiet nicht typisch sind. Ob in einem Haus erhöhte Radonwerte auftreten oder nicht, hängt aber nicht nur vom Uran/Radium Gehalt des Bodens ab, sondern auch von der Durchlässigkeit (Permeabilität) des Erdbodens, der Bauweise des Hauses, usw.. Grundsätzlich kann man sagen, dass kleinere Radiumkonzentrationen in einem sehr durchlässigen Boden zu höheren Radonwerten führen, als hohe Radiumkonzentrationen in einem dichten, undurchlässigen Boden.

Grundsätzlich ist jedes Haus ein Einzelfall. Eine sichere Auskunft erhält man nur durch eine Radonmessung.
Man kann trotzdem einige typische Merkmale bei besonders radonhaltigen Gebäuden erkennen:

a) die Gegend
Das Haus befindet sich in einem Radongebiet, also in einem gebiet mit hohem Anteil an kristallinen Böden (Granit, Gneis, usw.). Siehe die Radonkarte.

b) der Standort
Das Haus / die Parterrewohnung

  1. befindet sich in Hanglage auf einem Murgang oder Schuttkegel (sehr permeable Böden).
  2. befindet sich auf einer Verwerfung oder einem zerklüfteten Untergrund.
  3. wurde auf einem heterogenen Untergrund errichtet z.B. am Rande eines früheren Flussbettes, auf Aufschüttungsmaterial, usw.

Ein stark zerklüfteter, oder ein hauptsächlich mit Sand und Kies vermischter Boden in der Baugrube ist eher ein Hinweis für hohe Durchlässigkeit. Solche Böden können auch außerhalb der genannten Gebiete ein erhöhtes Radonrisiko bergen.

c) das Haus und die Bauweise
Da Radon vom Boden kommt, sind normalerweise nur die Räume im Parterrebereich betroffen. Entscheidend ist, wie dicht das Haus im Fundamentbereich gebaut wurde und über welche Wege sich das Radongas vom Boden her in das restliche Haus ausbreiten kann.

 

Achtung, auch Neubauten sind betroffen!
Das Radonproblem tritt nicht nur bei Altbauten, mit durchlässigen Wänden und schlecht isolierten Böden, auf. Anhand der in Südtirol ermittelten Daten kann bestätigt werden, dass zwar die Altbauten im Durchschnitt die höheren Radonkonzentrationen aufweisen, es aber immer wieder vorkommt, dass auch in Neubauten sehr hohe Radonwerte gemessen werden.

Es ist also vor allem in Radongebieten unbedingt notwendig, dass noch in der Planungsphase eines Neubaus Radongegenmaßnahmen berücksichtigt werden.

In Südtirol kommt das Radon hauptsächlich vom Boden, von wo es vornehmlich durch undichte Stellen im Kellerbereich in die Häuser einströmen kann.
Es handelt sich dabei hauptsächlich um einen temperatur- und luftdruckbedingten konvektiven Transport. Die Hauptursache für das Eindringen des Radongases in ein Gebäude liegt in der Druckdifferenz zwischen innen und außen., wobei normalerweise im Hausinneren ein Unterdruck herrscht. Diese Druckdifferenz entsteht vor allem durch zwei Phänomene, die als Kamineffekt und Windeffekt bezeichnet werden.

Der Kamineffekt entsteht infolge der Temperaturdifferenz zwischen der Innen- und Außenseite des Gebäudes. Diese Temperaturdifferenz bewirkt einen Unterdruck im Haus. Bei undichter Bauweise wird in der Folge kalte radonhaltige Luft aus dem Boden nachströmen. Je wärmer es im Hausinneren und je kälter es im Freien ist, um so ausgeprägter wird dieser Sogeffekt ausfallen. Nicht beheizte Räume oder Gebäude weisen normalerweise deutlich geringere Radonkonzentrationen als beheizte auf. Meist ist das Radonproblem erst während der Heizphase feststellbar. Auch Feuerungsanlagen (z.B. Ofen in der Stube) oder Absauganlagen (im Bad oder in der Küche) können zusätzliche Sogwirkung erzeugen und ebenfalls zum Radonproblem beitragen können.

Beim Windeffekt wird durch den Wind ein ähnlicher Unterdruck erzeugt. Der Windeffekt entsteht infolge der unterschiedlichen Geschwindigkeit von Außen- und Innenluft.

Allgemein unterliegen die Radongaskonzentrationen erheblichen jahres- und tageszeitlichen Schwankungen. Üblicherweise werden die höchsten Werte am frühen Morgen beobachtet, denn zu diesem Zeitpunkt ist die Temperaturdifferenz zwischen dem Hausinneren und draußen am größten. Aus dem selben Grund ist die Radonkonzentrationen im Winter durchschnittlich höher als im Sommer.

Im Rahmen der Messkampagnen konnten beobachtet werden, dass die Radonkonzentration in den Häusern ansteigt, sobald der Boden im Winter gefriert. Die Ursache liegt im Bodenfrost, welcher den Radonaustritt im Freien behindert.


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Kontakt: Labor für Luftanalysen und Strahlenschutz