Verzeichnis der Mineral- und Thermalwässer sowie der besonderen Wässer

In Südtirol sind 37 Mineral- und Thermalwasserquellen, sowie Quellen und Grundwasservorkommen mit besonderen chemischen Merkmalen mittels Beschluss der Landesregierung vom 31.07.2018 Nr. 752, in ein eigenes Verzeichnis eingetragen. Diese Quellen wurden aus einer langen Reihe ausgesucht, die seit alters her für Bauernbäder und Heilanstalten genutzt wurden oder bereits als Mineralwasser abgefüllt und verkauft wurden.

14. Bad Ratzes / Schwefelquelle - Kastelruth

Ruheoase am Quellwasser Bad Ratzes - Gemeinde Kastelruth 1230 m ü.d.M.

Bad Ratzes - Postkarte (Foto: Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz, Amt für nachhaltige Gewässernutzung, 2015)

Das Bad Ratzes wurde in den Jahren 1723/24 von dem jungen Wundarzt und Bader Anton Schedler erbaut. Er führte den Betrieb mit den zwei „Heilwässern“ erfolgreich im Sommer und wirkte in den Wintermonaten als Arzt in Kastelruth. Im ersten Weltkrieg musste der Badebetrieb geschlossen werden. Auch nach dem Krieg erholte sich das Bad nur langsam, da die meisten Stammgäste aus Mittel- und Nordeuropa durch die Abtrennung Südtirols von Österreich ausblieben. 1938 wurde der Badebetrieb eingestellt und das Haus als Hotelbetrieb weitergeführt.
Die Schwefelquelle von Bad Ratzes wird als leicht mineralhaltiges Wasser klassifiziert . Es enthält Fluor, Iod, Sulfid und Spuren von Barium, Brom, Lithium, Selen, Zink, Kobalt, Molybdän, Nickel und Uran. Das Wasser der Quelle hat eine Temperatur von 5,8 °C und eine Leitfähigkeit von 495 µS/cm.

Wasser erzählt
Wasser erzählt von seinem Werdegang. Seine charakteristischen Eigenschaften sind ein Spiegelbild des Gesteins, durch welches es fließt. Die besonderen Eigenschaften verdankt dieses Wasser den kalkigen und kalkig-dolomitischen Gesteinsformationen im Einzugsgebiet. Im Verlauf durch ladinische Dolomite und Laven, durch Schichten der Buchstein Formation und des Sarldolomits löst es seine Inhaltsstoffe aus dem Gestein.
Dementsprechend wurde der Quellbrunnen aus Schlerndolomit gearbeitet. Der Stein versinnbildlicht Natürlichkeit, Beständigkeit und Vielfalt. Er ist in seiner Form einzigartig und wertvoll, genau wie das Wasser, das aus dem Stein quillt.
Die Schwefelquelle von Bad Ratzes wird als leicht mineralhaltiges Wasser beschrieben. Es enthält Fluor, Iod, Sulfid und Spuren von ungewöhnlichen Elementen. Der typische Schwefelgeruch, den man in der Nähe des Wassers wahrnimmt, wird von Sulfid verursacht. Dieses stammt aus bituminenhältigen Sedimenten, die sich in einem sauerstoffarmen Milieu im Tethysmeer gebildet haben. Der Schwefel in diesen Ablagerungen verband sich mit dem vorhandenen Eisen zu Pyrit, der sich in das Gestein einlagerte. Das Wasser, welches heute durch dieses Gestein fließt, löst Pyrit wieder zu Eisen und zu dem typisch riechenden Sulfid.

Wasser fließt 
Am Quellbrunnen tritt das Wasser zutage und fließt entlang der Ruheoase durch die ortstypische Vegetation, bis es am Ende wieder versickert: Ein Bild für den Kreislauf des Wassers in der Natur. Innerhalb dieses Kreislaufes kann der Mensch das Wasser nutzen, jedoch wird er es am Ende der Nutzung immer wieder diesem Kreislauf zurückgeben: Wasser fließt, besitzen kann man Wasser nicht. Wasser ist für alle da, die es brauchen: Pflanzen, Tiere und Menschen.
Wasser ist ein kostbares Gut, speziell wenn es besondere chemischen Merkmale aufweist.

Wasser wirkt
In Bad Ratzes wurden Kuren mit dem Wasser von zwei verschiedenen Quellen angeboten, das der hier ausfließenden Schwefelquelle und jenes der Eisenquelle. Die Eisenquelle wurde 2002 durch einen Felssturz verschüttet. Das Wasser von Bad Ratzes wurde früher bei Frauenleiden, Skrofulose (Hauttuberkulose), Rheumatismus, Gicht und Nervenschwäche sehr geschätzt. Die Ruheoase von Bad Ratzes wurde im Sommer 2014 errichtet: Die Schwefelquelle, die in einer Felshöhle am Schwarzgriesbach entspringt, wurde fachgerecht gefasst und das Wasser in einer ca. 800 m langen Leitung sowohl zum Wasserspender als auch zum Quellbrunnen geführt. Bei Hochwasser des Schwarzgriesbaches kann Bachwasser in die Felshöhle sickern und so das Wasser verunreinigen. Daher wird vom Trinken des Wassers generell abgeraten. (KEIN TRINKWASSER)

Wie kommt man zur Quelle?
Auf der Landesstraße zwischen Seis und Kastelruth biegt man in Richtung St. Valentin ab. Nach etwa 2 km zweigt eine schmale Straße nach rechts unten ab, auf der man bis zum Hotel Bad Ratzes gelangt. Man erreicht die Schwefelquelle in einer halben Stunde zu Fuß vom Hotel Bad Ratzes auf einem Weg entlang des Baches, der in einigen Abschnitten nicht gesichert und schlecht erhalten ist.

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LB

Ruheoasen an Quellen mit besonderen chemischen Merkmalen

Die Ruheoasen an Quellen mit besonderen chemischen Merkmalen sollen die alte Tradition der Bauernbäder in Südtirol aufwerten und einem breiten Publikum zugänglich und bekannt machen. Das Landesamt für nachhaltige Gewässernutzung hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vielfalt Südtirols Wässer nicht nur beschreibend mittels der bereits in der Nähe aufgestellten Schautafeln aufzuzeigen, sondern diese auch an ihrem Ursprung aufzuwerten, indem ein Großteil all jener Quellen, die heute nicht mehr genutzt werden und sich in der Nähe von Wanderwegen oder Zufahrtsstraßen befinden, saniert oder neu gefasst werden.
Ein Wasserspender soll an einem zur Verheilung einladenden Ort den Besucher zur Verkostung des Quellwassers anregen. Der Quellbrunnen aus ortstypischem Gestein soll an den unterirdischen Verlauf des Wassers im Felsen erinnern, aus dem die für diese Quelle charakteristischen Minerale herausgelöst wurden.

Infos

Die Arbeiten werden in Zusammenarbeit mit der Agentur für Bevölkerungsschutz an den rechts aufgelisteten Quellen durchgeführt.

Ruheoase (Foto Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz)

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Kontakt: Amt für nachhaltige Gewässernutzung